KfW-Investbarometer: Stabiler Aufschwung in Sicht

Die deutsche Wirtschaft ist im Sommer 2010 erneut kräftig gewachsen. Im 3. Quartal 2010 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal, wobei die Binnennachfrage – Konsum und Investitionen – gut die Hälfte zum Quartalswachstum beitrug.

Die verstärkten inländischen Wachstumsimpulse insbesondere auch durch den lange Zeit sehr schwachen privaten Konsum machen die deutsche Volkswirtschaft robuster gegenüber den Unwägbarkeiten der Weltkonjunktur. Die globale Nachfrage dürfte im kommenden Jahr aufgrund des verschärften Sparkurses der meisten Industriestaaten, der schleppenden US-Konjunktur sowie der erwarteten leichten Abkühlung in Asien als Wachstumstreiber an Schwung verlieren.

Hinzu kommt als Ernst zu nehmendes Risiko, dass die fortdauernden Strukturprobleme in der Peripherie der Eurozone durch die engen finanziellen und realwirtschaftlichen Verflechtungen auch wirtschaftlich starke Länder wie Deutschland in Mitleidenschaft ziehen können.

Dennoch sind die fundamentalen Voraussetzungen für einen stabilen Aufschwung in Deutschland so günstig wie seit langem nicht mehr, weil sich neben der traditionell starken Exportwirtschaft inzwischen auch die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich verbessert haben. Zu nennen sind hier neben der relativ günstigen Entwicklung bei den Staatsfinanzen vor allem der Arbeitsmarkt und die zu erwartende etwas dynamischere Lohnentwicklung. Höhere Löhne und sinkende Erwerbslosigkeit beleben den privaten Konsum, wodurch sich die inländischen Absatzperspektiven – und damit ein wichtiges Investitionsmotiv insbesondere für Kapazitätserweiterungen – verbessern.

Für das 4. Quartal ist mit einem Realwachstum von 0,6 % gegenüber dem Vorquartal zu rechnen, so dass die Wirtschaftleistung im Gesamtjahr 2010 kalenderbereinigt um 3,6 % steigen und den bisherigen gesamtdeutschen Rekord aus dem Jahr 2006 einstellen wird.

Auch 2011 dürfte das BIP mit 2,6 % deutlich stärker zulegen als im langfristigen Durchschnitt (1,3 % jährlich von 1991 bis 2010). Im Herbst 2011 hätte es damit wieder ein Niveau erreicht, das es vor Krisenbeginn im 1. Quartal 2008 schon einmal hatte. Im 3. Quartal sind die Unternehmensinvestitionen um 1,2 % gewachsen und damit deutlich schneller als im langjährigen Durchschnitt (+0,3 % ggü. Vorquartal). Die für das 4. Quartal 2010 erwartete Fortsetzung der konjunkturellen Erholung wird dazu führen, dass das relativ kräftige Wachstum der Investitionstätigkeit anhält. Da die Investitionen im Jahr 2009 krisenbedingt stark zurückgegangen sind, hat sich ein beträchtlicher Aufholbedarf entwickelt. Ersatz- und Rationalisierungsmaßnahmen, die in der Krise aufgeschoben wurden, werden seit dem 1. Quartal 2010 nach und nach realisiert. Das Niveau der Investitionen ist derzeit etwa so hoch wie vor vier Jahren, der scharfe Einbruch in der Krise ist erst ungefähr zur Hälfte ausgeglichen. Der Aufwärtstrend dürfte sich noch eine Weile fortsetzen, im Laufe des Jahres 2011 aber etwas an Tempo verlieren, wenn der Ersatzbedarf zunehmend gedeckt sein wird und sich die außenwirtschaftlichen Impulse abschwächen.

Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW: „Deutschland befindet sich auf einem soliden Wachstumspfad und wächst wesentlich schneller aus der Krise als auch wir dies anfangs für möglich gehalten haben. Erstmals seit vielen Jahren stehen zudem die Chancen gut, dass sich auch die Binnennachfrage nachhaltig positiv entwickeln kann. Das Wachstumspotential sollte durch vermehrte Investitionstätigkeit vor allem in den verschiedenen Infrastrukturbereichen, aber auch durch zusätzliche Ausgaben für Innovationen sowie für die Aus- und Weiterbildung gestärkt werden. Dringend erforderlich ist dies gerade mit Blick auf die Belastungen unseres Wachstumspotenzials in den kommenden Jahrzehnten durch die stark rückläufige Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.“

Die ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafiken zum KfW-Investbarometer ist im Internet unter www.kfw.de in der Kategorie „Research“ abrufbar.

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Wolfram Schweickhardt presseportal

Weitere Informationen:

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