KfW-ifo Mittelstandsbarometer März 2009

Der Negativtrend beim mittelständischen Geschäftsklima ist ungebrochen. Nach den aktuellen Zahlen aus dem gemeinsam von der KfW Bankengruppe und dem ifo Institut berechneten KfW-ifo-Mittelstandsbarometer verschlechterte es sich im März um 1,9 Zähler auf ein neues Allzeittief von -22,7 Saldenpunkten.

Auch bei den Großunternehmen kühlte sich die wirtschaftliche Stimmung weiter ab und fiel auf einen neuen Tiefpunkt (-1,3 Zähler ggü. Vormonat) auf -39,1 Saldenpunkte. Allerdings war der Klimarückgang hier diesmal etwas schwächer als im Mittelstand, nachdem er im zurückliegenden Jahr zumeist deutlich ausgeprägter gewesen war. Noch immer ist das Stimmungs- und Erwartungsniveau bei den großen Unternehmen aber wesentlich frostiger als bei den kleinen und mittleren Firmen. Die Großbetriebe waren von der globalen Rezession rascher und zunächst auch wesentlich härter getroffen worden als die eher binnenorientierten Mittelständler.

Das zuletzt geringere Minus beim Geschäftsklima der Großunternehmen kann als ein erster, vorsichtiger Hinweis darauf gewertet werden, dass die Rückgänge in diesem Segment allmählich abebben könnten.

Das heißt auch, dass sich die Stimmung dort in den kommenden Monaten wieder etwas günstiger entwickeln könnte als im Mittelstand. Hierfür spricht zudem, dass bei den Großunternehmen – ganz im Unterschied zum Mittelstand – erstmals seit Februar 2006 das Niveau der Geschäftserwartungen per saldo wieder etwas höher liegt als das aktuelle Geschäftslageniveau.

Der Blick auf die beiden Komponenten des Geschäftsklimas – Geschäftslage und Erwartungen – bietet ansonsten wenig Überraschendes: Ausschlaggebend für die neuerlichen gesamtdeutschen Allzeittiefs in beiden Unternehmensgrößenklassen waren ausschließlich die erneuten starken Abwärtskorrekturen bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage (Mittelstand: -4,4 Zähler; Großunternehmen: -3,5 Zähler). Sie spiegeln das tiefe und breite Rezessionstal wider, das die deutsche Volkswirtschaft momentan durchschreitet.

Demgegenüber zeigte die Erwartungskomponente zum dritten Mal in Folge moderat nach oben: bei den Großunternehmen (+1,1 Zähler) etwas stärker als im Mittelstand (+0,6 Zähler). Wie ein Fallschirm bremst die seit dem Jahreswechsel zu beobachtende Stabilisierung der Geschäftserwartungen den vorher nahezu freien Fall des Geschäftsklimas und lässt ihn seither in einen kontrollierten Sinkflug übergehen.

Im Unterschied zu den allgemeinen Geschäftserwartungen waren allerdings die mittelständischen Absatzpreiserwartungen und besonders die Beschäftigungspläne bei Mittelständlern und Großunternehmen weiter deutlich nach unten gerichtet.

Ein kleiner Lichtblick in dem alles in allem noch sehr dunklen Umfeld ist die zunehmend gute Stimmung im Bauhauptgewerbe. Das mittelständische Bauklima verbesserte sich im März bereits zum vierten Mal in Folge, zuletzt um 2,6 Zähler auf überdurchschnittliche 5,9 Saldenpunkte. Mit 7,3 Punkten noch etwas positiver ist die Stimmung nur bei den großen Baufirmen, deren Klimaurteile sich in den letzten drei Monaten ununterbrochen aufhellten. Offenbar zeigen die Konjunkturprogramme der Bundesregierung, die zu einem erheblichen Teil auf Bauinvestitionen besonders im Infrastrukturbereich abzielen, hier eine sichtbare Wirkung. In den anderen Hauptwirtschaftsbereichen und Größenklassen hat sich die ohnehin durchgängig negative Stimmung dagegen weiter verschlechtert; einzige Ausnahme hiervon ist die Großindustrie, deren Klimaindikator praktisch auf dem Niveau des gesamtdeutschen Allzeittiefs aus dem Vormonat stagnierte.

Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, sagte zu den aktuellen Zahlen des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers in Frankfurt: „Trotz vereinzelter Hoffnungsschimmer wie der Stabilisierung der Erwartungen oder der guten Stimmung im Bau ist eine echte konjunkturelle Trendwende nicht in Sicht. Auch für die kommenden Monate muss man sich auf weitere Rückgänge bei Geschäftslageurteilen und Beschäftigungsplänen einstellen.“

Regional gesehen war die Klimatendenz in Ostdeutschland zuletzt freundlicher. Lagen die Stimmungsniveaus im Dezember in beiden Landesteilen nach nahezu parallelen Rückgängen in den Monaten davor noch eng beieinander, so haben sie sich seither gegenläufig entwickelt. Im März korrigierten die ostdeutschen Mittelständler ihre Geschäftsklimaeinschätzungen bereits das dritte Mal in Folge nach oben (+1,8 Zähler ggü. Vormonat auf -8,4 Saldenpunkte). Damit haben sie – einer gängigen „Daumenregel“ zufolge – die Stimmungswende zum Besseren geschafft. Demgegenüber trübte sich das Klima bei den westdeutschen Mittelständlern weiter ein und fiel im März (-2,6 Zähler ggü. Vormonat auf -25,0 Saldenpunkte) auf ein erneutes Allzeittief. Die im Vergleich zum Westen geringe Industriedichte in Ostdeutschland ist zwar ein struktureller Nachteil, sie wirkt in der gegenwärtigen Rezession aber konjunkturell stabilisierend, da gerade dieser Wirtschaftsbereich zurzeit mehr als alle anderen unter dem globalen Nachfrageausfall leidet.

Datentabelle und Grafiken des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers sind zusammen mit der aktuellen Monatsmeldung unter www.kfw.de in der Kategorie „Research“ abrufbar. Dort ist auch die Methodik der Berechnungen des Indikators erläutert.

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