Immer mehr Vollzeit-Jobs werden abgebaut

„Flexible Arbeitszeiten und Kurzarbeit haben zwar auch im dritten Quartal die Wucht der Wirtschaftskrise am deutschen Arbeitsmarkt abgefangen, allerdings nicht mehr so stark wie in den beiden vorhergehenden Quartalen“, betonen die IAB-Arbeitsmarktforscher Hans-Uwe Bach und Eugen Spitznagel.

Der Stand auf den Arbeitszeitkonten sei nur noch wenig abgeschmolzen. Die Zahl der Kurzarbeiter sei spürbar gefallen. Sie belief sich im Monatsdurchschnitt des dritten Quartals 2009 schätzungsweise auf rund 1,15 Millionen. Im zweiten Quartal lag der Durchschnitt noch bei knapp 1,5 Millionen. Bei den Kurzarbeitern fiel ein Drittel der normalen Arbeitszeit aus. Auf alle Arbeitnehmer umgerechnet waren das im dritten Quartal 3,7 Arbeitsstunden, nach 4,4 Stunden im zweiten Quartal.

Die Vollzeitbeschäftigten hängen stärker als die Teilzeitbeschäftigten von der Konjunktur ab, so die Nürnberger Arbeitsmarktforscher. Die Teilzeitbeschäftigung lag im dritten Quartal sogar 1,9 Prozent über dem Stand des Vorjahrs. In den vom Konjunktureinbruch stark betroffenen Branchen der Industrie sei Teilzeit vergleichsweise wenig verbreitet, erklären die IAB-Forscher. In den bislang weitgehend verschonten Bereichen privater, sozialer und öffentlicher Dienstleistungen liege der Teilzeitanteil dagegen deutlich höher.

Im Ganzen wurden im dritten Quartal 2009 je Erwerbstätigen 351,5 Arbeitsstunden geleistet, 12,1 Stunden oder 3,3 Prozent weniger als im dritten Quartal 2008. Der Rückgang der Arbeitszeit war damit merklich schwächer als im zweiten Quartal (-17,9 Stunden oder -5,2 Prozent).

Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – das ist die Summe aller geleisteten bezahlten Arbeitsstunden – schrumpfte mit 3,5 Prozent stärker als die Arbeitszeit, denn die Zahl der Erwerbstätigen lag im dritten Quartal erstmals seit vier Jahren unter dem Vorjahresniveau (-0,2 Prozent). Da die gesamtwirtschaftliche Produktion um 4,7 Prozent kleiner war als im Vorjahr, verringerte sich die Produktivität je Arbeitsstunde zum fünften Mal in Folge. Mit 1,3 Prozent war der Rückgang jedoch deutlich geringer als in den beiden Quartalen vorher (2 Prozent bzw. 3,5 Prozent).

Die tarifliche bzw. betriebsübliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten nahm schätzungsweise um durchschnittlich 0,5 Stunden gegenüber dem Vorjahresquartal ab und lag im dritten Quartal 2009 bei 37,9 Wochenstunden. Die Arbeitnehmer leisteten im dritten Quartal 2009 wöchentlich knapp 0,7 bezahlte Überstunden, gut 0,2 Stunden weniger als im Vorjahr. Erfahrungsgemäß kommen zu den bezahlten in ungefähr der gleichen Größenordnung unbezahlte Überstunden hinzu.

Die Krankenstandsquote war mit rund 3,3 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahresquartal.

Eine Tabelle zur Entwicklung aller Komponenten der Arbeitszeit hat das IAB unter http://doku.iab.de/grauepap/2009/tab-az09q3.pdf veröffentlicht.

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Wolfgang Braun idw

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