Fertigungstiefe als Wettbewerbsvorteil nutzen

Die aktuelle Analyse aus der Erhebung „Modernisierung der Produktion“ des Fraunhofer ISI zeigt, welche Faktoren besonders geeignet sind, die Leistungsfähigkeit von Produktionsunternehmen auszuschöpfen.

Die Justierung der Fertigungstiefe erweist sich als einer der wichtigsten Stellhebel. Entgegen gängiger Managementempfehlungen weisen jedoch insbesondere jene Unternehmen eine überlegene Produktivität auf, die eine hohe Fertigungstiefe haben, also beim Outsourcing zurückhaltend sind oder wieder Insourcing betreiben.

Wo schlummern Produktivitätspotenziale in Unternehmen? Um herauszufinden, wo die unternehmensspezifischen Leistungsreserven liegen, ist ein systematischer Vergleich mit anderen Betrieben unerlässlich. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat in seiner Erhebung „Modernisierung der Produktion“ mehr als 1600 Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland befragt.

Dr. Steffen Kinkel, Leiter des Competence Centers Industrie- und Serviceinnovationen am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI fasst die Ergebnisse zusammen: „Unternehmen mit hoher Fertigungstiefe sind meist deutlich produktiver“. Ein Paradigmenwechsel zeichne sich ab, denn bislang galt im Management „sich auf wenige Kernkompetenzen zu beschränken und alle anderen vermeintlich nicht-wertschöpfenden Prozesse an Zulieferer auszulagern“.

„Die Studienergebnisse deuten aber nun darauf hin, dass die Transaktionskosten in der Abstimmung mit den Zulieferern, Abhängigkeiten und Zulieferermargen das Outsourcen zunehmend unattraktiv machen“, erklärt Kinkel. Bei unterausgelasteten Kapazitäten wie in der aktuellen Krise könne das Insourcen eine strategische Option werden.

Ein weiterer Stellhebel zu mehr Produktivität ist die Qualifikation der Mitarbeiter. Mit einem hohen Anteil Mitarbeiter mit Hochschulqualifikation lässt sich die Produktivität steigern. Eine Investition in die Qualifikation der Mitarbeiter zahlt sich demnach nicht nur über eine gesteigerte Innovationsleistung, sondern auch über die Produktivität aus. Hochqualifizierte Fachkräfte bringen demnach mehr ein als sie kosten.

Die Erhebung zur „Modernisierung der Produktion“ wird in diesem Jahr zum achten Mal durchgeführt. Sie ist Teil des European Manufacturing Survey (EMS), einer Erhebung, an der 12 europäische Länder teilnehmen, um eine repräsentative Datenbasis für den Leistungsvergleich von Unternehmen des produzierenden Gewerbes zu ermitteln. Neben Leistungskennzahlen wie Produktivität, Ausschussquote oder Umsatzanteil mit innovativen Produkten werden auch Daten zu technischen und organisatorischen Innovationen in der Produktion erhoben.

„Benchmarking eröffnet Chancen. Für Unternehmen sind die Studiendaten nützlich, denn sie ermöglichen einen anonymen Vergleich mit in einer individuell zugeschnittenen Referenzgruppe, die ähnliche Rahmenbedingungen aufweist“, erläutert Projektleiterin Spomenka Maloca. Mit den Vergleichszahlen aus dem Performance-Benchmarking können beispielsweise unausgeschöpfte Produktivitätspotenziale identifiziert, Vergleiche mit dem internationalen Wettbewerbsumfeld angestellt sowie Trendentwicklungen analysiert werden.

Hierzu hat das Fraunhofer ISI das Benchmarking-Portal http://www.modernisierung-der-produktion.de entwickelt. Die Nutzung ist für Unternehmen, die an der diesjährigen Erhebung teilnehmen, gratis.

Eine ausführliche Darstellung der aktuellen Analyse und weitere Informationen sind auf der Internetseite http://www.modernisierung-der-produktion.de zu finden.

Relevant für die Wirtschaft, relevant für die Gesellschaft – das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI untersucht, wie technische und organisatorische Innovationen Wirtschaft und Gesellschaft heute und in Zukunft prägen. Markenzeichen der systemischen Arbeit ist es, Forschungsdisziplinen zu integrieren und mit Auftraggebern und Interessenten ein Netzwerk für Innovationen zu gestalten. Mit seiner Expertise, seiner Erfahrung und seinen Studien leistet das Institut als Teil der praxisorientierten Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft einen Beitrag zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb nutzen Politik, Verbände und Unternehmen das Fraunhofer ISI als vorausschauenden und neutralen Vordenker, der Perspektiven für Entscheidungen vermittelt.

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Dino Trescher idw

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