Duale Berufsausbildung zahlt sich auch bei Arbeitgeberwechsel aus

So ist der Lohnaufschlag nach der Ausbildung für Ausgelernte, die ihren Lehrbetrieb verlassen und zu einem neuen Arbeitgeber wechseln im Schnitt 0,6 Prozent höher als für Ausgelernte, die im Lehrbetrieb verbleiben.

Wie hoch der Lohnaufschlag für die ausgelernte Fachkraft ausfällt, hängt indessen davon ab, ob sie Abitur hat und zu welcher Berufsgruppe sie gehört. So können Abiturienten mit Lehrabschluss mit durchschnittlich 4,5 Prozent höheren Lohnaufschlägen rechnen.

Im ungünstigsten Fall können mit dem Unternehmenswechsel aber auch Lohnabschläge verbunden sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Um festzustellen, was die schulische und betriebliche Berufsausbildung auf dem Arbeitsmarkt wert ist, vergleicht die Studie die Löhne Ausgelernter, die nach der Lehre in ein anderes Unternehmen wechseln, mit den Löhnen von Arbeitnehmern, die nach der Ausbildung im Lehrbetrieb verbleiben.

Dazu werden offizielle Lohninformationen von rund 50.000 Fachkräften am Ende Ihrer Ausbildung und zu Beginn ihrer ersten Beschäftigung als Fachkraft in Deutschland herangezogen.

Die Berechnungen zeigen, dass Ausgelernte über alle Branchen und Schulabschlüsse hinweg nach einem Arbeitgeberwechsel einen um durchschnittlich 0,6 Prozent höheren Gehaltsaufschlag bekommen als Arbeitnehmer, die nach der Lehre im Ausbildungsbetrieb verbleiben. Dies bedeutet, dass die Produktivität der angehenden Fachkräfte auch in anderen Betrieben hoch ist und somit ein Betriebswechsel nach der Ausbildung attraktiv sein kann. Insbesondere junge Fachkräfte mit Abitur profitieren von einem Arbeitgeberwechsel. Sie können Lohnaufschläge von im Schnitt 4,5 Prozent erzielen. „Zu diesen hohen Lohnaufschlägen kommt es, weil viele Abiturienten nach der Ausbildung sowohl vom Unternehmen umworben werden, gleichzeitig aber auch ein anschließendes Studium eine attraktive Alternative darstellt“, sagt der Autor der Studie, Prof. Dr. Thomas Zwick, der als Forschungsprofessor am ZEW die Studie erstellt hat.

Eine Betrachtung nach Berufsgruppen zeigt, dass sich insbesondere Ausgelernte in kaufmännischen Berufen und Handelsberufen durch einen Arbeitgeberwechsel finanziell besser stellen. Sie erzielen Lohnaufschläge von durchschnittlich 3,2 Prozent. Dagegen wirkt sich ein Arbeitgeberwechsel in industriellen Berufen nachteilig aus. Die Wechsler verdienen hier im Schnitt 2,4 Prozent weniger als diejenigen, die nach der Lehre im Ausbildungsbetrieb verbleiben. „Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ein Arbeitgeberwechsel direkt nach der Lehre in Industrieberufen eher unüblich ist und Wechsler bis zu einem gewissen Grad stigmatisiert sind, wenn sie ihr Ausbildungsbetrieb nicht übernommen hat“, erklärt Zwick. „Möglicherweise begründen aber auch die spezifischen, oftmals stark auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Ausbildungsinhalte den Lohnabschlag. Allerdings ist der Lohnaufschlag nach der Ausbildung in den industriellen Fertigungsberufen recht hoch – deshalb sind die Berufswechsler in dieser Berufsgruppe nur relativ benachteiligt. Im Vergleich zu anderen Fachkräften stellen sie sich sogar besser.

Bei Berufen im Handwerk und auf dem Bau hat ein Betriebswechsel nach der Lehre im Schnitt kaum finanzielle Konsequenzen. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass betriebliche Charakteristiken, wie etwa die Betriebsgröße, der Unternehmensstandort oder die Branche, keinen signifikanten Einfluss auf die relative Höhe der Lohnaufschläge bei einem Arbeitgeberwechsel nach der Lehre haben.

Media Contact

Gunter Grittmann idw

Weitere Informationen:

http://www.zew.de

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