Deutscher Stahlmarkt: Starker Produktionseinbruch

Die Auslastung der Stahlwerke dürfte mit 60 beziehungsweise 65% äußerst schwach ausfallen. Die Zahl der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie wird voraussichtlich um 7.000 in diesem und weitere 3.500 im nächsten Jahr sinken. Die Weltstahlproduktion wird 2009 wohl um 15 bis 20% zurückgehen und auch 2010 leicht rückläufig sein.

Die Rohstahlerzeugung in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 5,6% auf 45,8 Millionen Tonnen zurückgegangen. Hierfür ist insbesondere das letzte Quartal 2008 verantwortlich, in dem rund 20% weniger Rohstahl erzeugt wurde als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Produktion der Stahlverwender war im gleichen Zeitraum nur um 10% gefallen. Dies zeigt, wie stark die Nachfrage nach Stahlprodukten von der Konjunktur abhängt. Die Auslandslieferungen der Stahlwerke waren am Jahresende 2008 um 30% geringer als ein Jahr zuvor. Die Einfuhren von Walzstahl gingen zwar ebenfalls zurück, allerdings geringer, weil die meist einfacheren Qualitäten von der Bauindustrie stark nachgefragt werden. Diese leidet bisher relativ wenig unter der Rezession.

Auch dieses Jahr ist für die Stahlindustrie denkbar ungünstig, die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sprechen gegen eine schnelle Verbesserung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird nach unserer Einschätzung um 4,3% sinken, darunter die Ausfuhren um 12,3% und die Ausrüstungsinvestitionen um 17%. Beides sind bestimmende Faktoren der Stahlverwendung, die im Jahresdurchschnitt um 23% niedriger sein dürfte als 2008 und auch im Jahr 2010 nochmals leicht sinken dürfte.

Prognose: Deutsche Rohstahlproduktion sinkt 2009 wohl um mehr als 30%

Unter diesen Rahmenbedingungen dürfte sich die deutsche Rohstahlproduktion in diesem Jahr um gut 30% verringern und die Kapazitätsauslastung auf ein im langfristigen Vergleich außerordentlich niedriges Niveau von rund 60% zurückgehen. Im Verlauf des Jahres dürfte sich allerdings eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ergeben, wenn der derzeitige Lagerabbau endet und die Nachfrage – auch durch die Konjunkturprogramme – etwas angeregt wird. Im kommenden Jahr dürften sich der Außenhandel allmählich normalisieren und die Investitionen wieder zunehmen. Entsprechend dürfte die Stahlerzeugung um 4,2% zunehmen, die Produktionskapazitäten wären dann mit rund 65% immer noch äußerst gering ausgelastet.

Durch den tiefen Produktionseinbruch dürfte es zu einem spürbaren Personalabbau kommen, Massenentlassungen sind jedoch vorerst nicht zu befürchten. Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren stark rationalisiert, so dass weniger Personal reduziert werden dürfte als in früheren Stahlkrisen. Alles in allem werden in diesem Jahr wohl 7.000 Arbeitsplätze (7,6%) wegfallen, im nächsten Jahr weitere 3.500 (4,4%).

Preise für Stahl und Rohstoffe sind deutlich gesunken

Weltweit ist der seit Ende der neunziger Jahre andauernde Boom in der Stahlindustrie im Sommer 2008 ziemlich abrupt zu Ende gegangen. Zwischen Dezember 2008 und Februar 2009 lag die monatliche Produktion jeweils um mehr als 20% unter dem Vorjahreswert und fiel damit auf das Niveau des Jahres 2003. Stabilisierend wirkte allein noch die Entwicklung in China, wo die Produktion wieder leicht stieg. Die Stahlproduktion in den Industrieländern ging weit überdurchschnittlich zurück, in den USA beispielsweise um 50%. Auch die Preise für Stahl und die zu seiner Herstellung benötigten Rohstoffe sind deutlich gesunken. Die Notierungen für Eisenerz und Schrott verbilligten sich seit August 2008 um etwa 25%, die für Kohle sogar um über 60%. Sie dürften weiter sinken, weil die Rohstoffproduzenten derzeit Überkapazitäten aufweisen und die Stahlerzeuger offenbar über große Lagerbestände verfügen. Die Preise für Stahlprodukte sind ebenfalls stark gesunken: Warmbreitband kostete zuletzt – gemessen am Exportpreis europäischen Stahls – weniger als halb so viel wie im Sommer vergangenen Jahres.

Die Aussichten für das laufende und das kommende Jahr bleiben ungünstig, es ist mit einem starken und langen Produktionseinbruch zu rechnen. 2009 dürfte die weltweite Rohstahlproduktion um 15 bis 20% sinken. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte sie zwar wieder anziehen, im Jahresdurchschnitt aber trotzdem leicht rückläufig sein. Erfahrungsgemäß steigt die Stahlproduktion erst wieder, wenn die Weltwirtschaft mit einer Rate von mehr als 2,5% wächst.

Ihre Ansprechpartner dazu:
Sabine Weiler (Pressestelle) Tel.: (0201) 81 49-213
Dieser Pressemitteilung liegt der „Stahlbericht“ aus dem aktuellen Konjunkturbericht des RWI zugrunde, er ist unter http://www.rwi-essen.de/kb als pdf-Datei erhältlich.

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Joachim Schmidt idw

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