Commerzbank Börsenbericht: Woche vom 13.10. bis 17.10.2008

Weitere Zinsschritte dürften folgen, da sich die konjunkturelle Situation deutlich eingetrübt hat und aufgrund sinkender Rohstoffpreise sowie der globalen Schwächephase die langfristigen Inflationserwartungen zurückgegangen sind. Dies erleichterte es insbesondere der EZB, sich an der Aktion zu beteiligen.

Positiv überrascht haben in der vergangenen Woche die Daten zur deutschen Industrie. Sowohl bei Auftragseingängen als auch bei der Produktion waren im August nach dem klaren Rückgang im Juli deutliche Anstiege zu verzeichnen, die die Hoffnung nähren, dass sich die Wirtschaft im 3. Quartal doch etwas besser entwickelt hat als befürchtet. Dennoch waren die Zahlen nicht als eine Trendumkehr in der Industrie zu interpretieren. Vielmehr sind diese auf Schwierigkeiten bei der Saisonbereinigung zurückzuführen. Der Abwärtstrend ist daher weiter in Takt.

Ausblick

In dieser Woche rücken die US-Daten wieder in den Fokus. Mit Einzelhandelsumsätzen, Verbraucherverrauen (Uni Michigan), Baubeginnen und -genehmigungen und Industrieproduktion stehen Daten aus der vordersten Reihe auf der Agenda. Von den US-Veröffentlichungen ist allerdings wenig Gutes zu erwarten. So sollten die Einzelhandelsumsätze die aktuelle Schwäche des Konsums bestätigen und das Verbrauchersentiment dürfte sich nach der Aufhellung der vergangenen Monate angesichts der verschlechterten Arbeitsmarktsituation und der Zuspitzung der Finanzkrise wieder eingetrübt haben. Die Immobilienmarktdaten werden zeigen, dass die Korrektur am Bau weiter anhält. Positiv daran ist, dass auf diese Weise das Überangebot an Wohnimmobilien schneller abnimmt, was langfristig die Werthaltigkeit der Häuser wieder erhöhen wird. Auch in der Industrie sollte sich der Abschwung fortgesetzt haben – insgesamt verdichten sich demnach die Rezessionshinweise. In Deutschland richtet sich der Fokus auf den ZEW-Index. Der Anstieg der vergangenen Monate ist mit der Erwartung der befragten Finanzanalysten zu begründen, dass es bei der aktuell schlechten Situation nur noch besser werden kann. Entsprechend gaben wohl zunehmend mehr der Befragten die Antwort, dass sich die Konjunktur in den kommenden 6 Monaten besser als in den vergangenen 6 Monaten entwickeln wird. Die Ereignisse der vergangenen Wochen dürften diese Sichtweise allerdings wieder überlagern, was zu einer erneuten Stimmungseintrübung im Oktober führen sollte. Die Industrieproduktion im Euroraum dürfte ähnlich wie in Deutschland im August leicht zugelegt haben. Weitere relevante Konjunkturdaten stehen nicht auf der Agenda.

Aktienmärkte

Rückblick

Die letzten Tage haben eindrucksvoll gezeigt, wie deutlich sich die Aktienmärkte derzeit im Sog der Finanzkrise befinden. Selbst diverse einzelne Rettungsversuche seitens der nationalen Regierungen und der Notenbanken schufen in der abgelaufenen Woche kein erkennbares Maß an Vertrauen bei den Investoren, dass eine tiefer greifende Systemkrise vermieden werden könne. Und so blieb es dem Dow Jones nicht erspart, ein trauriges Jubiläum zu feiern. Just genau ein Jahr nach seinem historischen Hoch (09. Oktober 2007 Schluss bei 14.165 Punkten) setzte der US-Leitindex seine Anfang Oktober begonnene Negativserie fort und fiel zum Jubiläums-Tag auf 8.579 Punkte. Dies entspricht einem Minus von knapp 40%. Dem DAX hat in dieser Lage noch geholfen, dass das Schwergewicht Volkswagen regelmäßig in den letzten Wochen eine antizyklische Kursentwicklung zeigte. Ohne VW würde der DAX allein im Vergleich zu Anfang Juli weitere 260 Punkte tiefer notieren, ohne die Finanzwerte hingegen etwa 280 Punkte höher. Auf Wochenbasis verloren die Indizes weltweit gut 20%.

Ausblick

Nach dem Pariser Gipfeltreffen zeichnen sich im Euroraum durchgreifende Maßnahmenpakete ab. Presseberichten zufolge wird es auch in Deutschland staatliche Garantien für Bankverbindlichkeiten und Rekapitalisierungen der Banken durch den Staat geben. Diese international abgestimmten und umfassenden Maßnahmen sollten entscheidend helfen, dass die Finanzmärkte wieder schrittweise Vertrauen fassen und vor allem den Interbankenmarkt stabilisieren. Das gestern Abend veröffentlichte Kommuniqué des Pariser Gipfeltreffens der Euro-Länder deutet darauf hin, dass Deutschland und die anderen europäischen Staaten auf nationaler Ebene umfassende und tiefgreifende Maßnahmen beschließen werden. Wie schon der G7-Plan vom Freitag ist auch das Kommuniqué des Pariser Gipfeltreffens inspiriert von Großbritannien, das schon in der vergangenen Woche mit entschiedenen Maßnahmen vorgeprescht war. Die Bundesregierung wird am heutigen Montag zeitgleich mit Frankreich ihr Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Finanzmarktkrise bekannt geben.

Es wird damit gerechnet, dass das gesamte Rettungspaket der Bundesregierung ein Volumen von ca. 400 Mrd. Euro umfasst, was annährend 1/5 des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Der Bankenrettungsplan soll bis Ende dieser Woche im Eilverfahren verabschiedet werden. Am heutigen Montag sieht der Ablauf den Beschluss im Kabinett, Dienstag die erste Lesung im Bundestag und Mittwoch die Beratung in den zuständigen Ausschüssen vor. Donnerstag könnte bereits die Anhörung zum Gesetzespaket starten und damit der Weg bereitet werden für die Entscheidung im Bundesrat / Bundestag am Freitag und Samstag. Wir erachten das skizzierte Rettungspaket als geeignet, der schwierigen Situation an den internationalen Kapitalmärkten und vorrangig im Interbankverkehr zu begegnen. Jedoch sollte die Unsicherheit am Aktienmarkt vorerst anhalten. Wesentliche Indikationen für die Wirksamkeit des Paketes sollten dann kurzfristig fallende EURIBOR-Sätze im Zuge einer beginnenden Normalisierung des Bankengeldverkehrs sein.

Rentenmärkte

Rückblick

Die Rentenmärkte waren in der letzten Woche vor allem von geldmarktpolitischen Maßnahmen und weiteren Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten bestimmt. Die konzertierte Leitzinssenkung vieler Notenbanken weltweit hat zunächst für Hoffnung auf eine Beruhigung der Finanzmärkte und eine Erholung der sich abflauenden Konjunktur gesorgt, was die Rentenmärkte belastete. Diese Tendenz drehte zumindest wieder in Deutschland, da die Aktienindizes, trotz der expansiven Maßnahmen der Notenbanken, weiter fielen. Die US-Anleihen verblieben hingegen auf einem niedrigeren Niveau. Einerseits erhöhte die US-Regierung im Rahmen von Auktionen das Angebot auf dem Anleihen-Markt, was trotz hoher Nachfrage den Kurs belastete.

Andererseits schaffte die Federal Reserve mit der Ankündigung Commercial Papers anzukaufen zusätzliches Refinanzierungspotenzial, das die Erwartung einer Erholung an den Finanzmärkten schürte.

Ausblick

Die Entwicklungen am letzten Wochenende werden die internationalen Rentenmärkte zum Wochenbeginn maßgeblich beeinflussen. Mit der Ankündigung der G7-Staaten gemeinsam die Finanzkrise in ihrem Ausmaß einzudämmen, konnte ein psychologisch wichtiges Signal an die Marktteilnehmer gesendet werden, das die Finanzmärkte grundsätzlich entspannen und neues Vertrauen schaffen dürfte. Mit den Veröffentlichungen der Einzelhandelsumsätze am Mittwoch und der Umfrage zum Verbrauchervertrauen (University of Michigan) in den USA sollte die konjunkturelle Schwäche der amerikanischen Volkswirtschaft empirisch weiter fundamentiert werden. Der Einfluss dieser Konjunkturdaten sollte zunächst jedoch aufgrund der politischen Ereignisse hinten anstehen.

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