Aktienmarkt: Frust statt Frühlingslust

An den europäischen Aktienbörsen vermochte der inzwischen gefestigte internationale Konjunkturoptimismus die Marktakteure im bisherigen Verlauf des 2. Quartals noch nicht sonderlich zu beeindrucken. Im Fokus des Interesses standen vielmehr neben der anhaltend problematischen politischen Konstellation in Nahost die Berichte der Unternehmen über den Verlauf der ersten drei Monate, wobei insbesondere einige weltweit operierende Flaggschiffe aus dem Technologiesektor (u. a. IBM, General Electric, Microsoft, Nokia, Ericsson) für herbe Enttäuschungen sorgten. Die von High-Tech-Werten dominierte Nasdaq und der hiesige Neue Markt mussten seit Ende März schon wieder Einbußen von 7 bzw. 12 Prozent hinnehmen, aber auch die Leitzindizes Euro Stoxx 50 und DAX fielen seither um immerhin 6 bzw. 5 Prozent zurück (Dow Jones ./. 4,5 Prozent)

Ausgeprägte Frustration macht sich nicht zuletzt an der Wall Street breit, wo die Quartalsberichtssaison mittlerweile ihren Höhepunkt überschritten hat. Per saldo war im US-Unternehmenslager von Aufbruchsstimmung nach wie vor wenig zu spüren. Besonders enttäuscht hat, dass einige maßgebliche Gesellschaften ihre Erwartungen nochmals zurückschraubten, obwohl die seit geraumer Zeit aufwärtsstrebenden volkswirtschaftlichen Stimmungsindikatoren nun überwiegend auch durch „harte Daten“ untermauert werden. Zwar ist der Auftragseingang für langlebige Güter von Februar auf März um 0,6 (nach revidiert plus 2,7) Prozent zurückgegangen, dagegen verzeichnete aber die Industrieproduktion mit einem Plus von 0,7 Prozent den stärksten Monatsanstieg seit fast zwei Jahren, auch nahm die Kapazitätsauslastung weiter von 74,9 auf 75,4 Prozent zu. Überdies wurden die hoch gesteckten Prognosen für das BIP-Wachstum im 1. Quartal mit der veröffentlichten vorläufigen Rate von 5,8 Prozent noch übertroffen, wobei allerdings die Expansion zu einem guten Teil der Wiederaufstockung der zuvor stark geschrumpften Lagerbestände zu verdanken war.

Die in den USA zuletzt wieder gestiegene Skepsis hinsichtlich der Dynamik der Wende bei den Unternehmensgewinnen strahlt um so mehr negativ auf die europäischen Märkte ab, als sich hier ohnehin das konjunkturelle Stimmungsbild erst mit zeitlicher Verzögerung gegenüber den Vereinigten Staaten aufhellt. Aufkommender Optimismus wurde insbesondere in Deutschland durch den rückläufigen Februar-Ordereingang (minus 1 Prozent gegenüber Vormonat) wieder gebremst. Für herbe Enttäuschung sorgte daneben der April-Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts, der von revidiert 91,5 auf 90,5 Punkte gesunken ist. Unter dem Strich deutet sich nur eine sehr moderate konjunkturelle Erholung an, die durch eine Eskalation des Metall-Tarifkonflikts noch weiter gedämpft werden könnte. Nach Einschätzung der EU-Kommission wird Deutschland mit 0,8 Prozent Wachstum dieses Jahr erneut das Schlusslicht im Euroraum (plus 1,4 Prozent) darstellen und erst 2003 mit einer Rate von plus 2,7 Prozent wieder Anschluss an die Partnerstaaten finden. Mit Blick auf die ambitionierte analytische Bewertung bleibt das DAX-Potenzial vorerst recht begrenzt. Längerfristig orientierte Anleger sollten allerdings die aktuelle Schwächephase von Zyklikern und Technologietiteln zu Bestandsaufstockungen nutzen.

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