Kabinett beschließt Berufsbildungsbericht 2002

Bulmahn: „Die Bereitstellung eines ausreichenden Ausbildungsplatzangebotes bleibt gesellschaftliche Daueraufgabe“

Das Kabinett hat am Mittwoch in Berlin den Berufbildungsbericht 2002 beraten und beschlossen. Demnach hat sich der positive Trend am Lehrstellenmarkt im vergangenen Jahr weiter stabilisiert. Die Ministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, sagte: „Wie im Jahr 2000 gab es auch im Jahr 2001 mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber.“ Trotzdem gebe es nach wie vor große regionale Unterschiede. Besonders in den neuen Ländern sei der Nachholbedarf immer noch groß, betonte Bulmahn: „Die Bereitstellung eines ausreichenden Angebotes bleibt eine gesellschaftliche Daueraufgabe.“

Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 614.000 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Die Anzahl, der bei der Bundesanstalt für Arbeit als unvermittelt gemeldeten Bewerber hat sich weiter deutlich verringert. In den neuen Ländern gibt es aber immer noch weniger betriebliche Ausbildungsplätze als Bewerber. Der Bund förderte daher mit dem Programm „Ausbildungsplatzprogramm Ost“ im vergangenen Jahr mit über 100 Millionen Euro 16.000 zusätzliche betriebsnahe Ausbildungsplätze. Auch in diesem Jahr sei eine entsprechende Förderung geplant, sagte Bulmahn.

Die Ministerin kündigte weitere Anstrengungen an. Die Bundesregierung werde weiterhin mit großem Nachdruck dafür Sorge tragen, dass für alle Jugendlichen in unserem Land ausreichend Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Der im „Bündnis für Arbeit“ beschlossene Ausbildungskonsens „Jeder junge Mensch, der kann und will, wird ausgebildet“ bleibe dabei der unbestrittene Grundsatz.

Bulmahn forderte die Betriebe dazu auf, „jetzt die Chance zu nutzen, möglichst viele Jugendliche gerade für den eigenen Fachkräftebedarf auszubilden“. Sonst drohe ihnen in einigen Jahren wegen der zurückgehenden Schulabgängerzahlen eine erhebliche Fachkräftelücke. Auch vor diesem Hintergrund müssten alle Potenziale genutzt und „auch die Jugendlichen einbezogen werden, die unsere Hilfe brauchen, um den Weg in die Ausbildung und den Beruf zu finden“.

Die Bundesregierung habe auf dem Gebiet der beruflichen Ausbildung entschlossen gehandelt, betonte die Ministerin. So habe das Sofortprogramm „JUMP“ seit 1999 über 400.000 Jugendlichen zu Ausbildung und Beschäftigung verholfen. Allein im Jahr 2001 sei damit über 84.000 jungen Menschen geholfen worden. „Wir haben das Sofortprogramm bis Ende 2003 verlängert und mit dem Job-AQTIV-Gesetz die Förderung ab dem Jahr 2004 sichergestellt.“ Für besonders benachteiligte Jugendliche habe das BMBF im Jahr 2001 das Programm „Kompetenzen fördern – Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf“ entwickelt, das mit einem Etat von 52,5 Millionen Euro aus dem europäischen Sozialfonds finanziert ist.

Nach den Daten des Berufsbildungsberichts gibt es einen strukturellen Wandel in den einzelnen Ausbildungsbereichen. Erhebliche Rückgänge im Handwerk (-14264 oder -6,9%) und in der Landwirtschaft (-549 oder -3,8%) stehen bedeutende Zuwächse etwa in den IT-Ausbildungsberufen gegenüber, wo sich die Zahl der Ausbildungsplätze seit 1998 von 14.000 auf über 70.000 verfünffachte.

Die Bundesregierung habe dem Wandel Rechnung getragen, sagte Bulmahn. „Wir werden den Modernisierungsprozess des dualen Systems der Berufsausbildung konsequent fortsetzen.“ In den vergangenen drei Jahren seien 43 Ausbildungsberufe aktualisiert und 10 neue Berufe geschaffen worden. Für weitere 19 Berufe können die Ausbildungsordnungen zum 1. August 2002 in Kraft treten.

Das BMBF habe überdies die Berufsschulen mit modernen Technologien und Medien und der erforderlichen Software ausgestattet. Als Schwerpunkt im Zukunftsinvestitionsprogramm seien dafür Mittel aus UMTS-Erlösen in Höhe von 130 Millionen Euro in den Jahren 2001 und 2002 als Finanzhilfen an die Länder geflossen. Mit dem neuen Meister-BAföG seien mit Beginn dieses Jahres „Anreize für den Schritt in die Selbstständigkeit geschaffen worden“, sagte Bulmahn. Gleichzeitig seien die finanziellen Mittel für die Aufstiegsförderung verdoppelt worden.

Für die Zukunft kündigte die Ministerin weitere Aktivitäten an. Die berufliche Weiterbildung stehe dabei im Mittelpunkt. Dafür habe das BMBF ein Aktionsprogramm „Lebensbegleitendes Lernen für alle“ mit über 250 Millionen Euro aufgelegt. Die berufsbegleitende Qualifizierung werde weiter ausgebaut und zeige mit dem neuen IT-Weiterbildungssystem erste Früchte.

Die Qualität der Bildung in Deutschland solle künftig durch unabhängige Tests weiter erhöht werden. Ab Juli werde die „Stiftung Bildungstest“ als neue Abteilung der Stiftung Warentest für das BMBF zunächst im Bereich der beruflichen Weiterbildung die ersten Kursangebote untersuchen.

Bulmahn lobte die Erfolge des „Bündnisses für Arbeit“ in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. „Die erfolgreichen Maßnahmen, die wir in den letzten Jahren ergriffen haben, hätten nicht so wirkungsvoll umgesetzt werden können, wenn es das ’Bündnis für Arbeit’ nicht gegeben hätte.“

Die Ministerin betonte abschließend, dass die Grundlagen für eine erfolgreiche berufliche Ausbildung, Weiterbildung und Qualifizierung bereits in den frühen Jahren gelegt werden. Die Bundesregierung habe schon vor der PISA-Studie Bildungsdefizite in Deutschland aufgedeckt und Maßnahmen eingeleitet. Das von der Bundesregierung 1999 ins Leben gerufene „Forum Bildung“ aus Vertretern von Bund und Länder und den Sozialpartnern habe Vorschläge zur Verbesserung des Bildungssystems erarbeitet. Eines der wichtigsten Ziele dabei sei es, den Aufbau und den Ausbau von Ganztagsschulen bundesweit zu forcieren, sagte Bulmahn. „Ich bin deshalb froh, dass die Bundesregierung diese wichtige Aufgabe in den kommenden Jahren mit zusätzlich 4 Milliarden Euro in Angriff nehmen wird.“

Der Berufsbildungsbericht 2002 ist jetzt bereits abrufbar unter www.bmbf.de/pub/bbb2002.pdf www.bmbf.de/pub/bbb2002.pdf oder unter der eigenen Domäne www.berufsbildungsbericht.info

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