Jeder zehnte Gründer ist ausländischer Herkunft / Menschen mit Migrationshintergrund gründen häufiger

Dies ergab eine Sonderauswertung des aktuellen KfW-Gründungsmonitors, der jährlich erscheinenden, repräsentativen Analyse zum Gründergeschehen in Deutschland. Gründer mit Migrationshintergrund, so ein weiteres Ergebnis der Studie, nutzen zudem ähnlich intensiv wie deutsche Gründer Beratungsangebote.

„Migrantinnen und Migranten gründen vergleichsweise häufig und gut vorbereitet. Das zeigt, wie wichtig diese Gruppe für ein lebhaftes Gründergeschehen hierzulande ist“, sagt Ingrid Matthäus-Maier, Sprecherin des Vorstands der KfW Bankengruppe.

Im Vergleich zeigt sich, dass Migranten stärker zu Vollerwerbsgründungen tendieren als Deutsche (51 % vs. 43 %). Mögliche Gründe für diesen Befund sind schlechtere Chancen bei abhängiger Beschäftigung – etwa wegen fehlender Sprachkenntnis und einer Benachteiligung durch mögliche Arbeitgeber -, oder aber höhere Risikobereitschaft und Neigung zur selbständigen Tätigkeit.

Hinsichtlich der Herkunftsländer der Gründer mit Migrationshintergrund gibt es im mehrjährigen Vergleich (2002 vs. 2006) interessante Verschiebungen: Die unverändert größte Gründergruppe stellen türkisch stämmige Mitbürger, die 22 % aller Gründungen ausmachen. Ein starker Rückgang ist jedoch bei den ebenfalls traditionellen Migrantengruppen mit italienischem oder griechischem Hintergrund festzustellen. Immer mehr an Bedeutung gewinnen hingegen Gründer aus Osteuropa, insbesondere aus Russland, Polen und den Balkanstaaten sowie Kasachstan. Die Anteile dieser Gruppen summieren sich inzwischen zu knapp 30 %.

Weitere personenbezogene Unterschiede zwischen Gründern mit Migrationshintergrund und Deutschen: Unabhängig von der Herkunft wird der größere Anteil der Gründungen durch Männer vollzogen; mit 34 % ist der Anteil der weiblichen Gründer bei Migranten allerdings noch etwas geringer als bei Deutschen (39 %). Diese Differenz dürfte angesichts des hohen Anteils türkisch-stämmiger Gründer auf die traditionelle Arbeitsmarktferne von weiblichen Migranten muslimischen Glaubens zurückzuführen sein. Diese These wird dadurch gestützt, dass mit Anstieg der Gründungen von osteuropäischen Migranten auch mehr Frauen den Schritt in die Selbständigkeit wagen.

Migranten sind bei der Gründung durchschnittlich 32 Jahre alt und damit rd. sechs Jahre jünger als Deutsche. Dieser Unterschied spiegelt die Altersunterschiede in den Populationen beider Gruppen wieder – die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist deutlich jünger als die einheimische Bevölkerung.

Gründer mit Migrationshintergrund besitzen genauso häufig die Hochschulreife (etwa 17 %) und sogar häufiger einen Hochschulabschluss (18 % vs.14 %) als deutsche Gründer. Gleichzeitig haben sie häufiger keinen Lehrabschluss (6 % vs. 2 %) und seltener eine abgeschlossene Lehre (22 % vs. 28 %).

Bei der Branchenaufteilung zeigt sich, dass der Anteil von Gründungen im Handel bei Migranten mit 40 % fast doppelt so hoch ist wie der entsprechende Anteil unter deutschen Gründern mit 21 %.

Weiterhin gründen Personen mit Migrationshintergrund häufiger im Bau (10 % vs. 6 %) und im Gastgewerbe (4 % vs. 2,6 %). Einzel – und Großhandel offenbaren diesen Gründern besonders gute Voraussetzungen zum Nutzen ihrer komparativen Vorteile im Austausch zwischen verschiedenen Kulturen.

Die KfW Mittelstandsbank förderte im vergangenen Jahr den Mittelstand (Gründungen und bestehende Unternehmen) mit rund 22 Mrd. EUR. Allein an Gründer wurden rd. 15.000 Kredite mit einem Volumen von knapp 2,2 Mrd. EUR vergeben. Zu Beginn dieses Jahres rief die KfW – auch in Reaktion auf den immer kleinteiligeren Finanzierungsbedarf von Gründern – die Initiative „Kleiner Mittelstand“ ins Leben, durch die besonders Gründer, aber auch junge Unternehmen verstärkt gefördert werden sollen. So wurden zu Beginn des Jahres die Zinsen in den beiden Gründerprogrammen Start-Geld und Mikrodarlehen um rund 30 % gesenkt, was bisher zu einer Erhöhung der Anträge um ein Drittel geführt hat.

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Sonja Höpfner presseportal

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