Probleme erkennen, bevor sie entstehen: Frühwarnsysteme für kleine und mittlere Unternehmen

Auch wenn gerade alles prima läuft, dürfen sich Unternehmen nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen: Es gilt, die Augen offen zu halten und künftige Herausforderungen so früh zu erkennen, dass man ihnen begegnen kann, bevor sie Probleme machen können. Speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben Forscher und Experten aus der Praxis in der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL jetzt Frühwarnsysteme zusammengestellt.

„Unsere Toolbox enthält eine systematisierte und kommentierte Sammlung von Tools zur betrieblichen Frühwarnung für KMU. In einer begleitenden Broschüre sind die Instrumente jeweils kurz beschrieben, auf der beigefügten CD finden sich weiterführende Materialien“, erklärt Ute Domhardt vom Lehrstuhl Arbeitsorganisation und -gestaltung der Ruhr-Universität (Prof. Dr. Heiner Minssen).

Was die Zukunft bringt

Man stelle sich vor, eine inhabergeführte GmbH stellt Komponenten für Pkw-Getriebe her. Die Kundenbeziehungen sind seit Jahren stabil, die Produktqualität stimmt, das Unternehmen ist nach ISO 9001 zertifiziert, die Audits werden beanstandungslos realisiert – ein Verdienst von Herrn Schulze und seinem QM-Team. Auch ansonsten läuft alles gut. Damit das so bleibt, sollte das Unternehmen aber noch vorne sehen: Herr Schulze wird nächsten Monat 62 – ein Nachfolger muss gefunden und eingearbeitet werden. Zudem wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden, denn im Kammerbezirk schließen in zwei Jahren ca. 35 Prozent weniger junge Menschen die allgemeinbildenden Schulen ab – der Wettbewerb um gute Nachwuchskräfte wird schärfer. Außerdem hat ein Kunde den Bau eines Werks in Nordosteuropa bekannt gegeben. Es gilt zu prüfen, ob der mögliche Bedarf zusätzlicher Produktionskapazitäten am Sitz des Unternehmens gedeckt werden kann oder die Errichtung eines Standorts im Ausland erforderlich wird. Darüber hinaus gilt es zu bedenken: Welchen Einfluss haben Klimawandel, steigende Energie- und Rohstoffpreise, verändertes Mobilitätsverhalten, neue gesetzliche Regelungen auf die Zukunft des Unternehmens?

Information ist Basis von Entscheidungen

Die Qualität unternehmerischer Entscheidungen hängt im Wesentlichen von der Qualität der zu Grunde liegenden Informationen ab. Relevante Informationen zu beschaffen und entsprechend der Bedürfnisse des Unternehmens aufzubereiten helfen betriebliche Frühwarnsysteme, die auf die Eigenschaften kleiner und mittlerer Unternehmen abgestimmt sind. Damit soll es KMU ermöglicht werden, frühzeitig geeignete Maßnahmen zur Abwehr oder Milderung von Gefährdungen zu ergreifen – oder zu Maßnahmen zur Nutzung sich bietender Chancen, die sich aus Entwicklungen des Umfelds, aber auch aus dem Unternehmen selbst heraus ergeben können. Moderne Frühwarnsysteme ermöglichen nicht nur die bessere Vorhersage unternehmensrelevanter Zielgrößen wie Gewinn oder Auftragslage, sie sind auch in der Lage, die Entwicklung dieser Größen zu erklären. Das geschieht über die Darstellung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen.

Für jeden Bedarf das richtige Instrument

Solche Frühwarnsysteme haben die Forscher nun in einer Broschüre und einer beiliegenden CD zusammengetragen, systematisiert und vergleichbar zusammengestellt. Die meisten Tools haben einen hohen Bezug zu den Beschäftigten und verfolgen einen beteiligungsorientierten Ansatz, wodurch sie zur kontinuierlichen Auseinandersetzung und Mitwirkung einladen und damit auch die Verknüpfung mit anderen Systemen wie zum Beispiel des Qualitäts-, Arbeitsschutz- und Umweltmanagements oder der Kostenrechnung ermöglichen. „Wichtig für die Praxis ist, dass die Frühwarnsysteme auf die konkrete Unternehmenssituation passen“, sagt Ute Domhardt. „Dazu bietet die Toolbox Instrumente unterschiedlicher Komplexität für unterschiedliche Anwendungsbereiche.“ Einige der „Werkzeuge“ sind geeignet, um in einem Selbsttest schlaglichtartige Einschätzungen zur aktuellen Betriebssituation vorzunehmen und um daraus einen konkreten Handlungsbedarf abzuleiten. Andere Instrumente sind eine Art „Wegbeschreibung“ durch komplexe Verfahren. Alle Tools haben sich in der Praxis bewährt.

Bezug der Toolbox

Herausgeber der Broschüre ist die Arbeitsgruppe „Betriebliche Frühwarnsysteme“ des Nationalen Thematischen Netzwerks „Lebenslanges Lernen in KMU“ (BRD) im Rahmen der EU Gemeinschaftsinitiative EQUAL II. Die Inhalte der CD sind online unter http://www.fruehwarnsysteme.net abrufbar. Die Broschüre ist kostenlos zu bestellen bei: Peter Rienhardt, Regionalverband Neckar-Alb, Bahnhofstraße 1, 72116 Mössingen, E-Mail peter.rienhardt@rvna.de

Weitere Informationen

Dipl.-Soz. Wiss. Ute Domhardt, Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung der Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234/32-27733, E-Mail: ute.domhardt@rub.de

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Dr. Josef König idw

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