Trotz erschwerter Rahmenbedingungen positive Verkehrsbilanz 2001

Die Deutsche Bahn hat heute im Aufsichtsrat den vorläufigen Jahresabschluss vorgestellt. Trotz der schwachen Konjunktur und trotz des entfallenen Sondereffektes der EXPO 2000 konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent gesteigert werden. Die Verkehrsleistung (gemessen in beförderten Personen- und Tonnenkilometern) lag insgesamt auf Vorjahresniveau. Die Verkehrsleistung im Personenverkehr lag knapp oberhalb des Vorjahresniveaus und hat damit den höchsten Wert seit Beginn der Bahnreform erzielt. Im Vergleich zum rückläufigen Individualverkehr um ein Prozent gewinnt die Schiene damit weiterhin Marktanteile hinzu. Der Güterverkehr war in der zweiten Jahreshälfte von der deutlichen allgemeinen Konjunkturabschwächung betroffen, die sich auf die schienenaffinen Güter besonders ausgewirkt hat. Die Verkehrsleistung im Güterverkehr lag trotzdem fast auf Vorjahresniveau. Damit wurde der zweitbeste Wert seit Beginn der Bahnreform erreicht.

Diese Verkehrsbilanz weist aus, dass sowohl die Rationalisierungsmaßnahmen im Personen- wie auch im Güterverkehr von den Kunden positiv aufgenommen wurden. Damit fiel der erwartete Rückgang des Betrieblichen Ergebnisses nach Zinsen um 173 Mio. € besser aus als in der Planung angenommen. Das Be-triebliche Ergebnis nach Zinsen ist allerdings – wie geplant – negativ, und zwar mit 205 Mio. €.

Ursächlich für dieses Ergebnis sind der Modernisierungsaufwand und die erneut hohen Investitionen der Bahn. Die Investitionen wurden gegenüber dem Vorjahr um rund 205 Mio. € auf knapp über 7 Mrd. € gesteigert. Insbesondere im Unternehmensbereich Fahrweg wurde über 500 Mio. € mehr investiert als im Vorjahr. Damit ist und bleibt die Bahn der größte Investor in Deutschland. Die Investitionen im Rahmen der „Offensive Bahn“ haben zu deutlichen Qualitätsverbesserungen geführt. Im Netz wurde die Zahl der Langsamfahrstellen halbiert, zusätzlich zu dem laufenden Bahnhofsprogramm wurden eine Sauberkeitsoffensive und eine Sicherheitspartnerschaft mit dem Bundesinnenministerium und dem BGS gestartet. Sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr läuft ein Beschaffungsprogramm für neue Fahrzeuge auf Hochtouren. Diese Qualitätssteigerungen werden von den Kunden auch honoriert. Alle Imagewerte der Bahn liegen bei Umfragen unabhängiger Institute wie GfK und Infas auf dem höchsten Stand seit Jahren.

Die Produktivität der Mitarbeiter – gemessen an der Verkehrsleistung – wurde erneut um 5,2 Prozent gesteigert und liegt damit um 156 Prozent über dem Ausgangswert zu Beginn der Bahnreform. Insgesamt waren zum Jahresende noch etwa 214.000 Mitarbeiter bei der Bahn beschäftigt. Der Mitarbeiterbestand ist damit um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Die Veröffentlichung der endgültigen Jahresergebnisse wird im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 16. Mai 2002 erfolgen.

Die Deutsche Bahn hat den Aufsichtsrat auch über Kostenaktualisierungen und Risiken bei Großprojekten unterrichtet. Die Kostensteigerungen resultieren zum großen Teil aus bereits seit längerem angekündigten Risiken, deren Eintritt nunmehr sicher erwartet werden muss. Andere Risiken konnten allerdings auch durch Gegensteuerungsmaßnahmen reduziert werden.

Die Neubaustrecke Köln-Rhein/Main, deren Fertigstellung kurz vor dem Abschluss steht, wird danach ca. 6 Mrd. € kosten. Sie war ursprünglich vor Einleitung von Planfeststellung und geologischen Prüfungen mit knapp 4,6 Mrd. € veranschlagt worden. Neben allgemeinen Kostensteigerungen haben auch notwendige Zusatzmaßnahmen zur Erfüllung von Umwelt- und Lärmschutzauflagen und gesetzliche Änderungen zur Tunnelsicherheit zu den Erhöhungen beigetragen. In der jetzt vorgelegten Kostenschätzung ist das Verhandlungsergebnis von ca. 2.000 von insgesamt 2.800 Nachtragsanmeldungen der Bauindustrie ebenso eingearbeitet, wie die Schätzung der DB für das Verhandlungsergebnis der noch ausstehenden ca. 800 Nachtragsvereinbarungen. Die Kostensteigerungen für die Bahn können sich noch durch verschiedene noch nicht ausgeschöpfte Förderungsmaßnahmen verringern.

Die Kostenschätzung für die Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München belaufen sich nach heutigem Stand auf rd. 3,6 Mrd. €. Dabei handelt es sich allerdings nur um einen Zwischenberichtsstand der eingesetzten Task Force. Diese prüft die Kostensteigerungsrisiken, die sich vor allem aus geologischen Schwierigkeiten ergeben haben. Die im Verlauf der Bauarbeiten festgestellten Baugrundprobleme machen erhebliche Zusatzarbeiten und zum Teil neue Planfeststellungen notwendig. Die besonderen geologischen Risiken wurden vor allem im Verlauf von Tunnelbohrarbeiten festgestellt. Das Projekt ist aus heutiger Sicht mit weiteren Risiken belastet.

Auch bei den Neubaumaßnahmen in Berlin wurde der Aufsichtsrat darüber informiert, dass sich insbesondere aus dem komplexen und zu Verzögerungen führenden Bauplanungs- und Genehmigungsprozess noch weitere erhebliche Kostenrisiken ergeben können. Ziel bleibt weiterhin eine technische Inbetriebnahme der Nord-Süd-Strecke einschließlich des Lehrter Bahnhofs zur Fußballweltmeisterschaft 2006.

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Dieter Hünerkoch

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