Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im März 2007 [1]

Im vierten Quartal nahm das BIP zuletzt preis- kalender- und saisonbereinigt [2] um 0,9 % zum Vorquartal zu. Die Ausfuhren stiegen, statistisch unterstützt durch Nachmeldungen, im vierten Quartal besonders stark (+6,0 %).

Bei einem Anstieg der Importe (+1,6 %) ergab sich der hohe Beitrag des Außenhandels zum Quartalswachstum von 2,1 Prozentpunkten. Neben den Investitionen in Ausrüstungen und Bauten mit einem Wachstum zum Vorquartal von preis-, kalender- und saisonbereinigt 0,5 % bzw. 1,2 % nahmen im vierten Quartal auch die privaten Konsumausgaben weiter zu (+0,3 %). Wohl wegen der kräftigen Exportnachfrage, aber auch in Hinblick auf die für Anfang 2007 erwarteten dämpfenden Effekte der Mehrwertsteuererhöhung ergab sich im vierten Quartal ein kräftiger Lagerabbau. Daraus resultierte in den Vorratsveränderungen ein negativer Wachstumsbeitrag von 1,6 Prozentpunkten.

Das produzierende Gewerbe ist mit beschleunigter Aufwärtsdynamik ins neue Jahr gestartet. Die Industrieproduktion erhöhte sich im Januar getragen von einem kräftigen Anstieg der Investitionsgüterproduktion saisonbereinigt um 1,9 %. Im Zweimonatsvergleich (Dezember/Januar gegenüber Oktober/November) stieg die industrielle Erzeugung um 2,2 %. Der Umsatz- und Nachfrageentwicklung zufolge kamen im Januar vor allem bei den Investitionsgüterproduzenten die wesentlichen Impulse aus dem Ausland. Aktuell zeigt sich auch die Inlandsnachfrage in robuster Verfassung. Dies deutet darauf hin, dass die dämpfenden Effekte der Mehrwertsteuererhöhung schnell überwunden sein sollten. Die Auftragseingänge in der Industrie gingen nach einem stark aufwärts revidierten Orderzuwachs um saisonbereinigt 0,7 % im Dezember im Januar um 1,0 % zurück.

Im weniger von den monatlichen Schwankungen beeinflussten Zweimonatsvergleich (Dezember/Januar gegenüber Oktober/November) erhöhten sich die Bestellungen um 0,7 %. Impulse kamen dabei insbesondere aus der Zunahme der Inlandsnachfrage (+0,9 %), die sich im Bereich der Vorleistungsgüterhersteller deutlich (+1,8 %) und bei den Investitionsgüterproduzenten leicht erhöhte (+0,3 %). Die aus dem Ausland kommenden Bestellungen in der Industrie nahmen mit +0,4 % dagegen vergleichsweise moderat zu. Insgesamt ist die Auftragssituation der Industrieunternehmen trotz Rückgang am aktuellen Rand somit weiter günstig. Die insgesamt stabile Entwicklung der Stimmungsindikatoren spricht für einen weiter moderat aufwärts gerichteten Produktionsverlauf.

Der deutliche Anstieg der Erzeugung im Bauhauptgewerbe im vierten Quartal 2006 setzte sich begünstigt durch die milde Witterung auch zu Beginn des neuen Jahres mit einem deutlichen Plus von 4,1 % fort. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe sind dagegen saisonbereinigt sowohl aktuell im Dezember (-4,3 %) als auch im Zwei- und Dreimonatsvergleich (-0,9 % bzw. -3,9 %) abwärts gerichtet. Die Auftragslage sollte jedoch nach wie vor komfortabel sein. Die Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Aufschwungs im Baugewerbe – eine anhaltende Investitionsdynamik und eine verbesserte Lage der öffentlichen Haushalte – sind nach wie vor günstig.

Die Konsumtätigkeit hatte sich zum Jahresende 2006 zunehmend belebt, was sich im Dezember in einem deutlichen Anstieg des Umsatzvolumen im Einzelhandel (einschließlich Kraftfahrzeuge- und Tankstellenumsätze) um saisonbereinigt 4,4 % niederschlug. Im Januar kam es auch aufgrund fehlender Käufe langlebiger Gebrauchgüter (insbesondere PKW), die in das Jahr 2006 vorgezogen worden sind, zu einem kräftigen Umsatzeinbruch von 9,7 %. Ein statischer Rückpralleffekt könnte die Entwicklung etwas überzeichnet haben. Im Zweimonatsvergleich (Dezember/Januar gegenüber Oktober/November) zeigte sich ein nur vergleichsweise leichter Rückgang des Umsatzvolumens ( 0,5 %). Vergleichsweise stabile vorlaufende Indikatoren wie die Inlandsaufträge bei der Konsumgüterproduzenten oder das GfK- Konsumklima für März deuten aber auf eine möglicherweise weniger stark als erwartet ausfallende Konsumdelle hin.

Dank der anhaltend guten Beschäftigungsdynamik und der besseren Einkommensperspektiven dürfte sich absehbar die Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte wieder erhöhen.

Die Ausfuhrdynamik ist bei ausgesprochen lebhafter Entwicklung im vierten Quartal 2006 aktuell spürbar schwächer. So haben sich die nominellen Warenausfuhren nach einem Rückgang im Dezember um saisonbereinigt 1,8 % zuletzt im Januar mit +0,1 % nicht nennenswert verändert. Im Zweimonatsvergleich tendieren die Ausfuhren nun deutlich nach unten (-2,1 %), während sie im Dreimonatsvergleich weiterhin aufwärts gerichtet sind (+1,8 %). Der Vorjahresstand wird allerdings im Januar weiter kräftig überschritten (+13,4 % (Ursprungswerte)). Angesichts der anhaltend robusten Weltwirtschaft und der hohen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft dürfte die Ausfuhrentwicklung insgesamt aufwärts gerichtet bleiben. Die rückläufigen Auslandsbestellungen in der Industrie und die nach historischem Höchststand im November bis zuletzt im Februar wieder eingetrübten ifo-Exporterwartungen sprechen allerdings für eine etwas gedämpftere Exportdynamik. Die Wareneinfuhren haben sich in den letzten Monaten im saisonbereinigten Verlauf sehr volatil entwickelt. In jeweiligen Preisen sind sie nach kräftigem Anstieg im Dezember (+4,7 %) im Januar um 1,5 % zurückgegangen. Auch hier zeigt der Tendenzverlauf eine uneinheitliche Entwicklung (im Zweimonatsvergleich +1,8 %, im Dreimonatsvergleich -0,6 %). Binnen Jahresfrist notierten die Einfuhren (Ursprungswerte) zuletzt um 9,6 % höher.

Gestützt auf den anhaltenden konjunkturellen Aufschwung, entwickelt sich der Arbeitsmarkt weiter ausgesprochen positiv. Die Zahl der Erwerbstätigen im Inland nahm im Februar mit saisonbereinigt +43.000 zu und erhöhte sich binnen Jahresfrist um 543.000 auf 38,934 Mio. (Ursprungszahlen). Die Zunahme der sv-pflichtigten Beschäftigung die nach ersten Schätzungen im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 452.000 auf 26,658 Mio anstieg, trägt dabei weiterhin maßgeblich zum Beschäftigungsaufbau bei. Die Arbeitslosigkeit verringerte sich von Januar auf Februar – entgegen dem sonst jahreszeitlich bedingten Anstieg- um 24.000 auf 4,222 Mio. Personen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Arbeitslosen kräftig um 826.000 ab (Januar: -764.000). Die ausgesprochen positive Entwicklung am Arbeitsmarkt wurde im Februar neben Sondereinflüssen, wie der günstigen Witterung sowie eines intensiveren Einsatzes arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen weiterhin maßgeblich vom konjunkturellen Aufschwung getragen.

Der Index der Verbraucherpreise ist von Januar auf Februar um 0,4 % angestiegen, nachdem die Teuerungsrate von Dezember auf Januar um 0,2 % gefallen war. Die Beschleunigung des Preisauftriebs ist allerdings maßgeblich auf Sondereinflüsse wie die saisonbedingte Verteuerung von Reisen und den Anstieg der Preise für Heizöl und Benzin zurückzuführen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhten sich die Verbraucherpreise zuletzt wie bereits im Dezember um 1,6 %. Die moderate Entwicklung des Preisklimas zeigt, dass nur ein Teil der Umsatzsteuer auf die Verbraucherpreise überwälzt wurde. Für eine abschließende Betrachtung ist es derzeit allerdings noch zu früh.

Den Monatsbericht finden Sie in Kürze in der Rubrik „Wirtschaftsfakten“.

[1] In diesem Bericht wurden statistische Daten verwendet, die bis zum 16. März 2007 vorlagen.

[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.

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