Rentenmarkt: Richtungssuche

Seitdem aber zeigte der Oktober vermehrt auch seine sprichwörtlich goldene Seite. Innerhalb weniger Tage gewannen zehnjährige Treasuries und Bundesanleihen im Zuge schwacher Wirtschaftsdaten aus den USA einen Großteil des zuvor verlorenen Terrains zurück. Technisch gesehen steht damit eine wichtige Entscheidung bevor.

Im günstigsten Fall gelingt sogar der Wiedereintritt in den zuvor gebrochenen Trendkanal, der seit der Jahresmitte zu spürbar rückläufigen Renditen geführt hatte. Derzeit bewegt sich der Markt zunächst beidseits des Atlantiks innerhalb der Renditespannen, die durch die letzte Aufwärtsbewegung vom September gesetzt wurden (3,65 bis 3,88 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen, 4,55 bis 4,83 Prozent für zehnjährige Treasuries).

Im Spannungsfeld zwischen teils schwächeren Konjunkturzahlen und virulenten Inflationssorgen vermieden die Notenbanken in den USA und dem Euroraum bisher eine Andeutung in Richtung Lockerung des geldpolitischen Kurses. Indikationen für eine moderater wachsende US-Wirtschaft lieferten zuletzt das BIP für das dritte Quartal (annualisiert +1,6 nach zuvor +2,6 Prozent) oder der unerwartet schwache ISM-Index für das produzierende Gewerbe (51,2 nach zuvor 52,9 Punkte). Die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter ohne Berücksichtigung des Transportsektors stagnierten im September nur auf dem Niveau des Vormonats.

Auch in Deutschland fielen die September-Daten zu den Neuaufträgen und der Produktion zwar schwächer aus. Ungeachtet dessen hellt sich die Konjunktureinschätzung für Deutschland aber zunehmend auf. So wird beispielsweise heute der wachstumsschmälernde Effekt der anstehenden Mehrwertsteuererhöhung weniger hoch bewertet als noch zu Jahresbeginn. Für 2008 traut die EU-Kommission dem ehemaligen konjunkturellen Nachzügler im Euroraum sogar mit einem Wachstum von 2 Prozent eine nennenswerte Wiederbeschleunigung zu.

In Bezug auf die USA bildet weiterhin der Arbeitsmarkt eine solide Stütze für die Konjunktur. Neben der inzwischen auf 4,4 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote trug auch die für die Vergangenheit nach oben revidierte Zahl der neu geschaffenen Stellen im jüngsten Arbeitsmarktbericht dazu bei, Zweifel an der konjunkturellen Fitness der USA etwas weniger berechtigt erscheinen zu lassen. Gleichzeitig liegt gerade in zunehmender Enge des Arbeitsmarktes das derzeit größte Inflationspotenzial.

Jüngste Daten für das dritte Quartal offenbarten ein starkes Plus bei den Lohnstückkosten (annualisiert +3,8 Prozent), dem keinerlei Produktivitätsanstieg gegenüberstand.

In Summe senden zwar derzeit die reinen Teuerungsdaten und die in den Rentenkursen ablesbaren Inflationserwartungen beruhigende Signale. Für die Federal Reserve und die EZB ergibt sich aber aktuell keine Notwendigkeit für eine geldpolitische Kursänderung. Daher bieten sich bei Neuanlagen zunächst kürzer- bis mittelfristige Dispositionen an, um verbleibende Risiken aus höherer Lohn- und Konjunkturdynamik mit einer entsprechend höheren Anlageflexibilität zu begegnen.

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