Bayerischer Wald statt Bahamas  der Reisemarkt im Sinkflug?

Die Anschläge vom 11. September und die Abkühlung der Weltwirtschaft überschatten den Reisemarkt. In ihrer aktuellen Analyse des deutschen Auslandsreiseverkehrs schätzen die Volkswirte der Dresdner Bank, dass deutsche Urlauber und Geschäftsreisende im Jahr 2001 im Ausland nur 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr (2000: + 9 Prozent) ausgegeben haben. Dies bedeute dennoch einen neuen Rekordwert von 53,3 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr könnte ein Zuwachs bei den Ausgaben von 2–3 Prozent möglich sein und der Wert im günstigen Fall auf 55 Mrd. Euro ansteigen, so die Dresdner Bank in der auf der CMT (Internationale Ausstellung für Caravan, Motor, Touristik) in Stuttgart vorgestellten Reiseanalyse. Allerdings werde die Aufwärtsbewegung bei den Reiseausgaben Deutscher im Ausland erst langsam bei sich erholender Konjunktur einsetzen.

Auf dem hohen Niveau, auf dem sich der Markt befinde, schlage sich die Konjunktureintrübung durchaus nieder. „Zwar wird nicht unbedingt die längere Urlaubsreise als solche in Frage gestellt, allerdings dürfte der eine oder andere Kurztrip zur Disposition stehen“, schreibt Dr. Renate Finke in der Analyse. Beim Kopf-an-Kopf-Rennen um die beliebtesten Auslandsreiseziele der Deutschen habe Italien im abgelaufenen Jahr Spanien vom ersten Platz verdrängt. Die Türkei habe nach den enormen Zuwachsraten 2000 im vergangenen Jahr noch einmal zulegen können und liege auf Platz zehn der Top-Ten-Reiseziele. „Renner“ des letzten Jahres seien auch die mittel- und osteuropäischen Reformländer gewesen.

Als Reiseziel rangiere Deutschland weiterhin auf dem sechsten Platz hinter den USA, Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien. Es zähle damit zu den attraktivsten Ländern der Welt und habe im Jahr 2001 schätzungsweise 19,2 Mrd. Euro an Einnahmen erzielt. Hauptdevisenbringer seien 2001 die Niederländer gewesen, welche die Schweizer auf Platz zwei verdrängten. Auf den weiteren Plätzen folgten Österreich, Großbritannien und die USA.

„Die Perspektiven für das Reisejahr 2002 sind äußerst schwer zu skizzieren“, so Finke. Viel werde davon abhängen, ob sich die weltpolitische Lage weiter beruhige und in den USA eine Konjunkturerholung einsetze. Es sei mit einer Verlagerung bei den Reisezielen und Verkehrsmitteln zu rechnen. Davon dürften vor allem Deutschland und autonahe Auslandsziele profitieren. „Diese Verschiebungen könnten vor allem zulasten des Reiseveranstaltermarktes gehen“, befürchtet Finke.

Schlechte Aussichten für die Touristikindustrie sieht auch Hans-Peter Muntzke, Branchenexperte der Dresdner Bank. Im laufenden Reisejahr (1. 11. 01–31. 10. 02) werde sich die Branche vermutlich erstmals auf zurückgehende Teilnehmerzahlen einstellen müssen. „Eine lang andauernde Krise in der Touristik ist aber nicht zu befürchten“, so Muntzke auf der CMT. Auf lange Sicht bleibe der Tourismussektor eine Wachstumsbranche. Die Zeiten eines von allen konjunkturellen Schwankungen relativ unbeeinflussten Wachstums dürften jedoch der Vergangenheit angehören.

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