Industrie erkennt Chancen der Ausbildung

Anteil der gewerblichen Auszubildenden, die neue Techniken in ihren Betrieben vorfinden. Dass viele Auszubildende nicht die Arbeitswelt von "morgen" kennen lernen, liegt daran, dass es diese in den Betrieben selten gibt.

Management in der Investitionsgüterindustrie denkt langfristig / Auszubildende erleben nicht die Arbeitswelt von „morgen“ / Der Osten bildet mehr aus

Der Produktionsstandort Deutschland bezieht einen wesentlichen Teil seiner Wettbewerbsstärke aus der Kompetenz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fertigung. Das wissen offensichtlich auch die Unternehmen. Eine Erhebung des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, zeigt, dass 65 Prozent der Betriebe der deutschen Investitionsgüterindustrie gewerblich ausbilden. Vorreiter sind jedoch nicht unbedingt die technisch und organisatorisch modernsten Betriebe. Träger der gewerblichen Ausbildung sind vielmehr die mittelgroßen Betriebe mit 100 bis knapp 500 Beschäftigten: Sie bilden so häufig aus wie die großen und so intensiv wie die kleinen Unternehmen.

Dabei spielt die Ertragsstärke der Betriebe meist keine Rolle. Auch bei schrumpfenden Gewinnen halten die Firmen oft an der Facharbeiterausbildung fest. Das zeugt von einem langfristigen Denken im Management. Ebenso scheint die strategische Orientierung der Firmen wenig Einfluss auf das Ausbildungsverhalten zu haben. Obwohl innovations- wie qualitätsorientierte Betriebe zum Erhalt ihrer Wettbewerbsposition mehr Facharbeiter benötigen, bilden sie nicht signifikant häufiger aus.

Die Qualität der Ausbildung bemisst sich am technischen und organisatorischen Niveau in den Betrieben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer ISI konstatieren, dass die zukünftigen Facharbeiterinnen und Facharbeiter zwar das gleiche organisatorische Umfeld erleben, wie ihre fertig ausgebildeten Kollegen. Aber eben nur dieses, und nicht die Arbeitswelt von „morgen“.

Kern der gewerblichen Ausbildung ist der Umgang mit modernen Werkzeugmaschinen. Bei 70 Prozent der Auszubildenden stehen praktische Erfahrungen mit CNC-Maschinen und PC-Steuerung auf dem betrieblichen Stundenplan. Ebenso viele lernen das Computer Integrated Manufacturing (CIM) kennen. Und mindestens jeder zweite hat die Möglichkeit, in seinem Betrieb praktische Erfahrungen mit Industrierobotern zu sammeln. Dagegen ist der Anteil der Auszubildenden, die mit Trockenbearbeitung respektive Minimalmengenschmierung oder mit automatisierten Montagesystemen in Kontakt kommen, noch sehr niedrig. Doch liegt das an der derzeit ebenso geringen Einsatzquote dieser Techniken in den Betrieben.

Ein Drittel der Firmen der deutschen Investitionsgüterindustrie gibt ferner an, dass sie bei der Aus- oder Weiterbildung mit anderen Unternehmen kooperieren und so den Auszubildenden ein breites Erfahrungsfeld eröffnen. Erstaunlicherweise kooperieren aber große Betriebe stärker als die kleinen, obwohl sie selbst eine größere Spannweite an Möglichkeiten bieten können. So nutzen Betriebe mit weniger als 100 Beschäftigten Aus- oder Weiterbildungskooperationen nur zu 28 Prozent. Der Wert steigt bei Betrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten auf 35 Prozent an und liegt bei den Großbetrieben bei 47 Prozent.

Vor allem die Ostbetriebe scheinen die Notwendigkeit der Aus- und Weiterbildungskooperation erkannt zu haben. Mit 47 Prozent liegt der Anteil um fast 20 Prozentpunkte über dem in Westdeutschland, wenngleich staatliche Fördermaßnahmen für diesen Vorsprung mit gesorgt haben mögen.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.

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Gerhard Samulat idw

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