Rentenmarkt: Keine Euphorie

Im Juli stützte sich die freundlichere Stimmung vor allem auf zwei Aspekte: Zum einen haben die weltpolitischen Gefahrenherde die Schlagzeilen beherrscht und zu einem risikoscheueren Anlageverhalten beigetragen. Zum zweiten deuteten diverse Konjunkturzahlen aus den USA verstärkt auf Wachstumsrisiken hin, so dass die Renditerückgänge auch eine fundamentale Untermauerung erfuhren. In dieser Gemütslage bewirkte die zuvor mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Zinspause der US-Notenbank entgegen dem historischen Muster aus den Jahren 1995 und 2000 bisher keinen Befreiungsschlag. Im Gegenteil weisen die Notenbanken beidseits des Atlantiks weiterhin auf künftige Risiken für die Preisstabilität hin. Dass ein geldpolitischer Kurs zudem auch unerwartet Richtungsänderungen unterworfen sein kann, zeigt nicht zuletzt die Wiederaufnahme der Zinserhöhungen durch die Bank von England.

Konjunkturell präsentiert sich das Bild, das die weltgrößte Volkswirtschaft derzeit bietet, noch recht unscharf. Die Daten zeigen erkennbar eine Abschwächung im Immobiliensektor, und auch der Arbeitsmarkt konnte zuletzt wiederum die Erwartungen nicht erfüllen. Auf der anderen Seite stieg der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe überraschend an und mag sich damit noch nicht in das schwächere Gesamtbild einfügen. Unter dem Strich jedoch ist für die US-Wirtschaft künftig mit einiger Wahrscheinlichkeit von abgeschwächten Expansionsraten auszugehen. Die entsprechende Unterstützung für die Anlage in Festverzinslichen bleibt jedoch vermutlich begrenzt, solange sich nicht abzeichnet, dass die Inflationsgefahren künftig auch ohne Fortführung des geldpolitischen Straffungskurses unter Kontrolle bleiben. In diesem Punkt stimmen jüngste US-Daten zu den Lohnstückkosten (+4,2 nach +1,6 Prozent) und zur Produktivität (+1,1 nach +3,7 Prozent) im zweiten Quartal nachdenklich. In dem Lohnsteigerungstrend (vor allem im Dienstleistungssektor) könnten sich nicht zuletzt als Zeichen der Enge in manchen Bereichen des Arbeitsmarktes bereits gewisse Zweitrundeneffekte aus den hohen Rohstoff-, Benzin- und Energiepreisen zeigen.

In Europa wird mehrheitlich mit bis zu zwei weiteren Satzanhebungen gerechnet, doch dieser Kurs ist seitens der Notenbank stark an die konjunkturelle Entwicklung gekoppelt. Mit einem Abschwung in den USA würde sich vermutlich das Zeitfenster für eine weitere geldpolitische Straffung in Euroland einengen, doch die EZB signalisiert ebenso wie die Fed trotz zuletzt moderater Entwicklung der Teuerungserwartungen am Markt weiter Wachsamkeit gegenüber potenziellen Inflationsgefahren. Dennoch ermäßigten sich die Renditen im Zehnjahresbereich im Vergleich zu den Juni-Hochs um rund Basispunkte auf aktuell gut 3,9 (Euroland) bzw. 4,9 Prozent (USA). Solange sich die mittelfristigen Risiken für die Preisstabilität nicht abgebaut haben, bleibt das erreichte Niveau anfällig für Korrekturen, so dass sich zunächst ein Festhalten an der im bisherigen Jahresverlauf bewährten Strategie der Bevorzugung kürzerer Laufzeiten anbietet.

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