Die "Borussia" – auch Wirtschaftsfaktor und Werbeträger für den Niederrhein

Die „Borussia“ beeinflusst die kommunale Wirtschaftsentwicklung demnach nicht allein als Impulsgeber für die Beschäftigung, sondern auch als Imageträger. Daneben stiftet sie Identifikation für die Bewohner der Stadt. Diese psychische Wirkung ist – bezogen auf die Nationalmannschaft – während der gegenwärtigen Fußball-WM gut zu verfolgen.

Die Untersuchung der Forschungsgruppe unterscheidet zwischen nachfrageseitigen und angebotsseitigen Effekten. Von den rund 37 Mio. € Gesamtausgaben des Vereins kurbeln 6,7 Mio. € als Sach- und Investitionsausgaben die regionale Wirtschaft an. Das erhöht die Produktion in der Region um fast 10 Mio. € und sichert rund 80 Arbeitsplätze. Anders ausgedrückt: Jede Million an Auftragssumme, die die Borussia an regionale Lieferanten vergibt, erhöht die Produktion in der Region um 1,47 Mio. € und sichert 12 Arbeitsplätze. Darüber hinaus bringen die Konsumausgaben der Borussia-Angestellten die Wirtschaft in Schwung. Rund 6,5 Mio. € treffen als Nachfrage auf die Händler und Dienstleister in der Region. Dadurch steigt die Produktion in der Region ebenfalls um 10 Mio. € und es werden noch einmal 66 Arbeitsplätze gesichert.

Jede Million, die die Borussia-Angestellten in der Region ausgeben, steigert die Produktion also um das 1,54-fache. Dies entspricht etwa 10 Arbeitsplätzen.

Insgesamt wächst die Produktion in der Region durch den Spiel- und Stadionbetrieb der Borussia sowie durch die Konsumausgaben ihrer Angestellten um fast 20 Mio. € und sichert damit 145 Beschäftigungsverhältnisse. Nimmt man die Borussia-Angestellten hinzu, so ergeben sich durch den Spiel- und Stadionbetrieb sowie die Konsumausgaben der Borussia-Beschäftigten knapp 270 Arbeitsplätze für die Region.

Die wirtschaftliche Relevanz der Borussia für die Stadt Mönchengladbach geht jedoch über die nachfrageseitigen Wirkungen spürbar hinaus. Dies belegen die Aussagen von Wirtschaftsförderern an Bundesligastandorten ebenso wie die der befragten Mönchengladbacher Einwohner. Diese Wirkungen stehen in Verbindung mit einer Steigerung des Bekanntheitsgrades (insbesondere im Inland, aber auch im Ausland), mit einer Verbesserung des kommunalen Images und mit einer stärkeren Identifizierung der Einwohner mit „ihrer“ Stadt.

Während die genannten Wirkungen in ihrer Qualität klar auszumachen sind, bereitet ihre Quantifizierung Schwierigkeiten. Nur mit Hilfe von Indikatoren, die einen ungefähren Eindruck von den in Frage stehenden Effekten vermitteln, lassen sich die Effekte in €-Größen transformieren. So kann man den Betrag, den Mönchengladbacher Haushalte für den Erhalt „ihrer Borussia“ aufzuwenden bereit wären, als ein Maß für die identitätssteigernden Effekte des Vereins verwenden; nach der Studie liegt er insgesamt zwischen 2,4 und 5,7 Mill. €. Die Ausgaben, die man für entsprechende Werbebotschaften im Fernsehen hätte tätigen müssen, dienen als Maß für die bekanntheitsgradsteigernden und imageverbessernden Wirkungen. Nach den hier vorgenommenen Schätzungen belaufen sie sich auf einen Wert zwischen 7,5 und 15 Mill. €. Die somit ermittelten €-Größen sind jedoch wegen ihres fiktiven Charakters mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

Die Untersuchung erlaubt eine weitere regionalpolitisch relevante Schlussfolgerung: Die Bitte an die Wirtschaftsförderer der Bundesligastädte um eine spontane Bewertung der kommunalwirtschaftlich relevanten Effekte von Fußballbundesligisten ergab einen Durchschnittswert von zwar beachtlichen 2,3 Mill.€. Dieser Wert bleibt jedoch deutlich hinter den Schätzungen von Rüdiger Hamm, Ronald Janßen-Timmen und Waike Moos zurück. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die regionale Wirtschaftsförderung und -politik die wirtschaftliche Relevanz eines Fußballbundesligisten und die daraus resultierenden Möglichkeiten systematisch unterschätzt. Eine ganze Reihe gemeinsamer Aktivitäten zwischen der Borussia und den Wirtschaftsförderern deuten jedoch darauf hin, dass man diesbezüglich in Mönchengladbach schon weiter ist als andernorts.

„Die Ergebnisse sind eine Herausforderung für uns, noch mehr Gas zu geben, die Stadt mit einzubeziehen und ein Vorbild für andere zu sein, sich als Standortfaktoren zu präsentieren“, so Borussen-Präsident Rolf Königs. Die Borussia werde mehr und mehr als Marke positioniert, was man den Fans jedoch „schonend“ beibringen müsse. Spitzenfußball sei heute nicht nur Sport, sondern Rahmen für Business-to-Business-Aktivitäten. Seit der Umsiedlung in das neue Borussen-Stadion sei der wirtschaftliche Gewinn des Vereins noch einmal erheblich gesteigert worden. Königs zu den sportlichen Perspektiven: „Wir kennen jetzt alle Stadien der ersten und zweiten Liga, wir wollen jetzt in andere Stadien reisen“.

Media Contact

Rudolf Haupt M.A. idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-niederrhein.de/

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