Europaweite Studie zu Automobilunternehmen

67 Prozent der europäischen Industrieunternehmen setzen auf kooperative Produktentwicklung.

Die intensive, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit in der Produktentwicklung rückt für europäische Industrieunternehmen zunehmend in den Mittelpunkt. Dies ergab eine Studie von Accenture zum Thema „Collaborative Product Commerce“ (CPC). Grundlage der Studie sind 100 Interviews mit Top-Managern aus den Branchen Automobil, Investitionsgüter, Luft und Raumfahrt, High-Tech, weißer und brauner Ware aus sieben Ländern Europas.

67 Prozent der befragten Top-Manager wollen in den kommenden drei Jahren internetgestützte Technologien und Prozesse einführen, mit deren Hilfe sie die Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausbauen. Damit werden sie Produkte deutlich schneller und effizienter zur Marktreife bringen. Nur neun Prozent verfügen derzeit über die technologischen Grundlagen für kooperative Produktentwicklung. 32 Prozent könnten vorhandene Systeme noch entsprechend ausbauen, keine Erfahrung mit Produktdatenmanagement-Technologie haben 27 Prozent der Befragten.

Beim Thema kooperative Produktentwicklung sind Automobilunternehmen die Vorreiter: 84 Prozent von ihnen sehen in CPC vor allem Chancen, die Produktentwicklungszeit deutlich zu verkürzen, und planen bereits konkrete Projekte auf der Basis von Kooperations-Software (gegenüber 70 Prozent Gesamtdurchschnitt). 77 Prozent wollen Design- und Entwicklungskosten mit CPC-Initiativen senken (gegenüber 72 Prozent Gesamtdurchschnitt). 74 Prozent sind bestrebt, mit CPC-Systemen auch Qualitätsverbesserungen zu erreichen (gegenüber 59 Prozent Gesamtdurchschnitt).

Die Verbesserung der Innovationsfähigkeit mit Hilfe von CPC-Programmen tritt für die befragten Automobilunternehmen demgegenüber in den Hintergrund – zumeist, weil hier schon andere Initiativen in Gang gesetzt sind. Allerdings verfügen 55 Prozent von ihnen schon heute über Produktdatenmanagement-Software, die mit CPC-Systemen kompatibel ist. Damit liegen sie deutlich über dem Stichprobendurchschnitt (41 Prozent).

Hersteller und Zulieferer allgemein nutzen die kooperative Produktentwicklung vor allem in den technischen Bereichen Produktion und Planung. Mehr als zwei Drittel konzentrieren sich dabei auf Entwurf- und Detailplanung. Im Aftersales-Bereich (Wartung, Instandhaltung, Service, Recycling) sieht nur ein Viertel der Befragten zusätzliche Potenziale.

IT-Plattformen sichern kooperative Daten- und Informationsnutzung

„Die Produkte werden immer komplexer, die Entwicklungs- und Lebenszyklen immer kürzer, Kosten- und Wettbewerbsdruck steigen und gleichzeitig der Anspruch der Kunden an die Produktqualität“, skizziert Norbert Kettner, Partner bei Accenture und verantwortlich für die Automobilzulieferer, das Marktumfeld. „Die Automobilindustrie strukturiert sich gerade grundlegend neu. Sie ist vor allem eine global ausgerichtete Branche, die in der Lage sein muss, Produkte unabhängig von Geographie und Standorten zu entwickeln und entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses zu managen. Entwicklungs- und Innovationsaufgaben werden heute zunehmend von den Automobilherstellern an große Zulieferer und externe Spezialisten übergeben. Eine starke Konsolidierung auf Zuliefererseite wird erwartet. Vertrieb, Wartung und Service müssen jederzeit auf komplette Produktinformationen zugreifen können und werden künftig ihre Informationen aus dem Markt stärker in die Produktentwicklung einspeisen. Ohne intensive Vernetzung der Prozesse und technologische Integration ist das nicht zu bewältigen.“

Das Bewusstsein für diese Entwicklung ist bei allen befragten Unternehmen vorhanden, die Intensivierung der Kooperation wird aber unterschiedlich bewertet: Für eine Vorreiter-Gruppe von 14 Prozent – zumeist Automobilunternehmen – haben CPC-Initiativen erste Priorität, 53 Prozent der Befragten starten CPC-Projekte parallel mit anderen Internet-Projekten, 33 Prozent haben eher zurückhaltende Erwartungen an CPC-Programme.

Die Integration der IT-Systeme und Prozesse wird aber von 76 Prozent der Befragten als wichtiges Nahziel genannt. Der Integration von CPC- in ERP-Systeme – beispielsweise über gemeinsame Module – kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Zwei Drittel der Unternehmen planen in den kommenden drei Jahren die Einführung eines gemeinsamen, web-basierten Dokumentmanagementsystems. Über 70 Prozent der Teilnehmer erwarten die Implementierung von IT-Anwendungen für die gemeinsame Nutzung von Text- und Planungsdaten (beispielsweise CAD- oder CAE-Daten). Die kooperative Nutzung von Programmen zur Erstellung von Text-, Projektplanungs- und -überwachungsdokumenten wird um 30 Prozent steigen. Die gemeinschaftliche Nutzung von Grafik-, Zeichen- und Modellierungsprogrammen wird – ebenso wie die Nutzung von Videokonferenzen – um 20 Prozent zunehmen.

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Ralf Miller Presse

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