Kraftfahrzeugtechnik bringt Antrieb für die Hauptstadtregion

Forschungspolitischer Dialog zur Kraftfahrzeugtechnik in Berlin

Die Region Berlin-Brandenburg wird ihren Platz unter den großen Automobilstandorten Deutschlands mit dem Aufbau eines Kraftfahrzeug-Engineering-Zentrums (Kfz-Zentrum) sichern und weiter ausbauen. Dies ist eines der Ergebnisse des Forschungspolitischen Dialoges, den die TSB Technologiestiftung Berlin, der Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik (FAV) Berlin und die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur am 17. Januar 2006 gemeinsam in Berlin durchführten. Die Kraftfahrzeugtechnik gilt als wichtiges Handlungsfeld der Verkehrssystemtechnik, die zu den im Rahmen der kohärenten Innovationsstrategie identifizierten Berliner Kompetenzfeldern gehört und besondere Wachstumsperspektiven bietet. Neben Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft gehörten der Staatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur und der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Harald Wolf, zu den Hauptrednern und unterstrichen die Bedeutung des Themas Kraftfahrzeugtechnik für die Region.

Mit rund 19.000 Beschäftigten in Industrie, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen rangiert die Hauptstadtregion heute auf Platz sieben der Kraftfahrzeugzentren Deutschlands. Neben Fahrzeugherstellern wie DaimlerChrysler, BMW, Volkswagen und Systemlieferanten wie Bosch, Delphi, Visteon, Takata Petri, ZF und Knorr Bremse ist eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen als Komponenten- und Bauteilzulieferer aktiv. Darüber hinaus haben Engineering-Dienstleister wie IAV, INPRO und AMOVIS ihren Sitz in Berlin. Die anerkannte wissenschaftliche Kompetenz der Region in der Kfz-Technik manifestiert sich in der Vielzahl nationaler und internationaler Kooperationen. Bei der Fahrzeugsicherheit, aber auch im Antriebs-/Energiebereich, in der Kfz-Produktionstechnik und auf dem Feld der Fahrzeugelektronik nimmt die Berlin-Brandenburger Wissenschaft eine führende Rolle ein. Neben der Technischen Universität Berlin sind hier insbesondere Fraunhofer Institute wie das Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), das Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik, die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus zu nennen.

Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen der Region müssen noch stärker als bisher in Netzwerken mit diesen wissenschaftlichen Einrichtungen arbeiten, um System- und Subsystemfähigkeiten und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Das im Masterplan „Verkehr und Mobilität“ vorgesehene Kfz-Zentrum wird diese Aufgabe erfüllen, in dem es Innovationsnetzwerke in technologischen Schlüsselfeldern aufbaut und betreut. Dabei stützt es sich auf eine virtuelle und eine physische Komponente.

Basis ist das Netzwerk der Akteure, die sich bereits jetzt engagieren und offen für Kooperationen auf Zukunftsfeldern der Kfz-Technik sind. Inhaltliche Schwerpunkte bilden Schlüsselthemen, die erhebliche Marktpotenziale besitzen, zu den vorhandenen Fähigkeiten der Region passen und von den „klassischen“ Automobilregionen noch nicht abgedeckt werden. Diese stellen zugleich die Schwerpunkte des geplanten Kfz-Zentrums unter starker Einbindung der wissenschaftlichen Kompetenz dar:

  • Von der passiven zur integrierten aktiven Fahrzeugsicherheit
  • Fortschrittliche Antriebstechnik mit besonderem Fokus auf „Clean Energy“, Kraftstoff und Antriebssystemen
  • Beratungskompetenz für internationale Gesetzgebung in Sachen Sicherheit & Umwelt
  • Wasserstoffinfrastruktur, insbesondere Betankung/Handhabung
  • Innovative Produktionstechnik, Mechatronik und Drive-by-wire Drive by wire: (zumindest teilweises) Fahren oder Steuern ohne mechanische Kraftübertragung)
  • Nachwachsende Rohstoffe für Materialien im Kfz-Bau

Aus dem Netzwerk heraus bilden sich Verbünde Wissenschaft-Wirtschaft, die konkrete Projekte entwickeln und umsetzen, mit denen sie sich Systemkompetenz erarbeiten. Erste Vorhaben dieser Art sind bereits gestartet (z. B. SteamCell APU als Zukunftsfonds-Projekt). Als eine weitere virtuelle Komponente wird die Etablierung eines Verbundes von Test- und Versuchseinrichtungen geplant. Damit sollen die Unternehmen und Forscher, die Versuchseinrichtungen betreiben, in die Lage versetzt werden, diese durch Kooperationen besser auszulasten (und auf den Aufbau zusätzlicher Einrichtungen gegebenenfalls ganz verzichten zu können, weil auf die Ausrüstung von Partnern zurückgegriffen werden kann).

Mittel- bis langfristig ist ein Campus für Kfz-Technik geplant, in dem sich – vornehmlich kleinere – komplementär arbeitende Unternehmen ansiedeln können und die Wissenschaft fest eingebunden ist. Entsprechend der Schwerpunktsetzungen sollen sich unter dem Gesamtdach des Engineering Zentrums Einzelzentren mit ihren jeweiligen spezifischen Bedürfnissen organisieren.

Dr. Bruno Broich, Vorstand der TSB Technologiestiftung Berlin: „Gerade die Automobilindustrie ist für ihre Innovationsfreudigkeit bekannt. Der Schritt von der Forschung in die Anwendung muss hier besonders schnell gehen. Die kohärente Innovationsstrategie hat aufgezeigt, dass die Hauptstadtregion in der Kraftfahrzeugtechnik, die ein wichtiges Handlungsfeld der Verkehrssystemtechnik ist, gut positioniert ist und weitere Perspektiven hat, die sie unbedingt nutzen sollte. Ein mit aus GA-Mitteln unterstütztes Innovationsmanagement stellt dabei ein wichtiges Instrument im Sinne der stabilen Vernetzung der Akteure dar. “

Wolfgang H. Steinicke, Leiter der TSB-Initiative Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin: “ Wir haben mit unseren Analysen eine Reihe von Feldern identifiziert, die man als ’Knospen’ bezeichnen könnte: Das Stadium der Grundlagenforschung haben sie hinter sich, wichtiges Know-how zur Umsetzung liegt bei Akteuren unserer Region, der Markt zeigt Anwendungspotenziale auf und die großen Automobilregionen besitzen keinen Vorsprung. Hier lohnt es sich für die Region, in den raschen Aufbau von Verbünden zu investieren, die sich damit Systemkompetenz aufbauen, die dauerhaft nachgefragt wird. Dies ist das Leitbild für die Konzipierung eines Kfz-Zentrums mit starker Wissenschaftskomponente.“

Dr. Hans-Gerhard Husung, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur Berlin: „Die exzellenten Forschungseinrichtungen Berlins und Brandenburgs bieten der Region große Chancen, in der Verkehrstechnik mit innovativen und wettbewerbsfähigen Lösungen voranzugehen. Durch intensive und zielgerichtete Kooperationen von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik könnte das Kfz-Engineering-Zentrum als sichtbarer Leuchtturm mit internationaler Strahlkraft zum Kern eines grenzüberschreitendes überregionalen Mobilitäts-Cluster werden.“

Harald Wolf, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen Berlin: „Berlin-Brandenburg ist heute auf Platz 7 der Kraftfahrzeugzentren Deutschlands positioniert. Charakteristisch für die Region sind kleine und mittlere Unternehmen, die gute Zukunftsperspektiven haben, wenn sie sich zusammenschließen und ihre komplementären Fähigkeiten nutzen. Der Berliner Senat will Unternehmen, die bereit sind, sich für Kooperationen untereinander und mit der Wissenschaft zu öffnen, besonders unterstützen, zum Beispiel mit dem Instrument des Zukunftsfonds. Für eine gefestigte Position der Berliner Unternehmen ist schließlich deren Einbindung in europäische Entwicklungspartnerschaften wichtig. TSB und FAV beschreiten diesen Weg im Kompetenzfeld „Verkehr und Mobilität“ besonders erfolgreich. Im engen Schulterschluss mit der TSB und den anderen Akteuren des Kernteams wird der Berliner Senat die kohärente Innovationsstrategie vorantreiben, um unsere Potenziale für neue Arbeitsplätze in der Region zu aktivieren. Mit einem positiven Saldo von rund 1.300 Arbeitsplätzen innerhalb der letzten drei Jahre hat das Kompetenzfeld „Verkehr und Mobilität“ gezeigt, dass Beschäftigungswachstum in der Hauptstadtregion möglich ist.“

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