Rentenmarkt: Risikobewusstsein gefragt

Ein spektakuläres Rentenjahr war es bis dato trotz unzweifelhafter Höhen und Tiefen nicht. Europäische Anleger können sich bei zehnjährigen Anleihen unter dem Strich aber über einen Gesamtertrag aus Kursgewinn und Kupon von rund 6,5 Prozent freuen, was dem historischen Durchschnitt nahe kommt. Anleger in US-Staatspapieren gleicher Laufzeit konnten den seit Jahresanfang schmalen Ertrag von knapp 1,5 Prozent immerhin durch erhebliche Währungsgewinne in Euro auf 15 Prozent aufbessern, nachdem gerade die Währungsbereinigung in den drei Jahren zuvor zu einem negativen Anlageergebnis bei Dollar-Papieren geführt hatte. Ohne Frage ist jedoch der Gegenwind seit September insgesamt stärker geworden und hat sich erst aktuell wieder etwas abgeschwächt.

Von konjunktureller Seite gehen international weiterhin robuste Signale aus. Dies gilt primär für die USA, aber auch zunehmend für die Wirtschaftsentwicklung in Japan und Euroland. Kennzeichnend für die USA ist die allmähliche Erholung von den Hurrikan-Verwerfungen, was sowohl eine Korrektur des enorm angestiegenen Industrievertrauens als auch eine Erholung des zunächst massiv gedrückten Konsumklimas einschließt. Phasenweise rücken zwar Spekulationen um Ermüdungserscheinungen des US-Verbrauchs in den Vordergrund, eine Bestätigung dafür hat sich allerdings bisher wohl auch dank staatlicher Hilfsmilliarden sowie Versicherungsleistungen im Zusammenhang mit den Hurrikans nicht ergeben.

Da für die USA auch im kommenden Jahr mit einer Expansion in Höhe des Potenzialwachstums (ca. 3,5 Prozent) gerechnet wird und sich diese Erwartungshaltung zudem über die letzten Monate als vergleichsweise stabil erwiesen hat, hatte die US-Notenbank bisher keine Veranlassung, ein Ende des laufenden Leitzinszyklus zu signalisieren. Die jüngste Zinswende im Euroraum wurde demgegenüber seitens der Europäischen Zentralbank schon vorab nicht als Trend deklariert. So wurde denn auch die erste Anhebung des Mindestbietungssatzes seit Oktober 2000 um 25 Basispunkte eher gelassen aufgenommen, während die Notenbanken durchaus wohlwollend registrieren dürften, dass es bisher zu keinem nachhaltigen Anstieg der Inflationserwartungen gekommen ist. Dies gilt auch für Deutschland, obwohl mit der für 2007 geplanten Mehrwertsteueranhebung auf 19 Prozent zunächst eine Erhöhung der Verbraucherpreise um über einen Prozentpunkt verbunden sein dürfte und damit auch höhere Lohnforderungen nicht ausgeschlossen werden können.

Per saldo ist Risikobewusstsein mehr denn je gefragt, zumal auch die Wechselkurse (Euro gegenüber Yen auf höchstem Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung) ins Kalkül gezogen werden müssen. Angesichts einer historisch immer noch geringen Mehrverzinsung für längere Bindungsfristen und mit Blick auf das Risiko, dass die Kapitalmarktrenditen nach der aktuellen Verschnaufpause weiter ansteigen, bleiben bei überschaubaren Leitzinsrisiken kürzere Laufzeiten die flexiblere und nervenschonendere Anlage-Variante.

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