Heilung für die Heilbäder

Aktueller IAT-Report untersucht Situation, Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten der Kurorte in Nordrhein-Westfalen

Den nordrhein-westfälischen Kur- und Heilbädern gehen jährlich knapp 115 000 Reha-Patienten an Kliniken in anderen Ländern verloren. Zwar ist NRW von der Bettenkapazität her der drittgrößte Reha-Anbieter in Deutschland – nach Bayern und Baden-Württemberg. Mit 124,7 stationär behandelten Fällen je 10 000 Einwohner findet sich NRW jedoch weit unter dem Bundesdurchschnitt, die süddeutschen Reha-Anbieter versorgen mehr als das Doppelte an Fällen, Mecklenburg-Vorpommern fast fünfmal soviel. Im Dialog von Reha-Szene, Kostenträgern und Politik soll ausgelotet werden, wie mehr Reha-Fälle aus NRW auch in NRW versorgt werden können, um die Heilbäderlandschaft zu stärken.

Situation, Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten der Kurregionen im Sauer- und Siegerland, Eifel, der Bonn-Sieg-Region, am Hellweg und insbesondere Ostwestfalen-Lippe untersucht der soeben online erschienene IAT-Report 2005-08 des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen). Durch die Gesundheitsreformen der 90er Jahre mit zunehmend eingeschränkter Bewilligungspraxis und steigenden privaten Zuzahlungen für Kuren erlebten die Heilbäder einen drastischen Einbruch ihrer Gäste- und Patientenzahlen. Die Probleme im „medizinischen“, durch die Sozialversicherung getragenen Fremdenverkehr konnten durch Aktivitäten in Tourismus, Fitness und Wellness nicht aufgefangen werden. Weiterer Nachfragerückgang droht durch aktuelle Umstrukturierungen in der Gesundheitspolitik: Die Akut-Krankenhäuser – gerade auch im Ballungsraum Rhein-Ruhr – kümmern sich zunehmend um integrierte Versorgung und steigen zusätzlich in Anschlussheilbehandlung und Rehabilitation ein mit Angeboten „vor Ort“.

Die Heilbäder sind mit knapp 70 000 direkt und indirekt in der Branche Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2004 ein bedeutender Beschäftigungs- und Wirtschaftsfaktor in NRW. Nach dem Einbruch der Wirtschaftszahlen proben die Akteure in der nordrhein-westfälischen Heilbäderlandschaft jetzt den Aufbruch. So wurde auf Initiativen aus dem NRW-Heilbäderverband die Gesundheitsagentur NRW gegründet, die mit Unterstützung der Landesregierung den Kurorten bei der Suche nach tragfähigen Strategien hilft, gemeinsames Marketing betreibt und Gemeinschaftsaktivitäten anstößt. „Aktivierung durch Wissenstransfer“ soll die NRW-Heilbäder und -Kurorte unterstützen, sich neu zu positionieren und durch Spezialisierung klar zu profilieren.

Der Forschungsschwerpunkt Gesundheitswirtschaft am IAT hat sich in verschiedenen Projekten mit der Heilbäderlandschaft NRWs befasst und Aktivitäten angestoßen und begleitet. Gemeinschaftsprojekte von Akteuren und Einrichtungen in den Kurorten wie „Heilgarten“ oder „Spitzenreha aus OWL“, eine neue Sportschule (in Paderborn) als „Kompetenzzentrum für Sport und gesunde Lebensführung“ oder das von der Landesregierung geförderte Netzwerk Seniorentourismus zeigen, wie Netzwerkbildung und Gemeinschaftsprojekte funktionieren können. Gemeinsames Qualitätsmanagement, ein Kur- und Reha-Gipfel in NRW und „Brückenschläge“ zwischen den Kurregionen und den NRW-Ballungsgebieten sind weitere Vorschläge der IAT-Wissenschaftler zur Stärkung der Heilbäderlandschaft. Um die Patientenströme in die NRW-Kurregionen umzulenken sollten sich die Kurkliniken auch auf Maßnahmen spezialisieren, die für bestimmte Berufsgruppen und deren gezielten Bedarf „verschrieben“ werden. Lehrer und Polizei kuren dann häufiger in NRW!

IAT-Report 2005-08: Christa Schalk/ Josef Hilbert
Die Heilbäderlandschaft in Nordrhein-Westfalen – Zwischen Einbruch und Aufbruch?
http://iat-info.iatge.de/iat-report/2005/report2005-08.html

Für weitere Fragen stehen
Ihnen zur Verfügung:

PD Dr. Josef Hilbert
Durchwahl: 0209/1707-120
Christa Schalk
Durchwahl: 0209/1707-203

Pressereferentin
Claudia Braczko
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
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