Neue Stifter braucht das Land!

Stifterverband gibt Empfehlungen zur Belebung der Stiftungskultur in Deutschland


Deutschland braucht eine neue Stiftungskultur. Dies ist der Ausgangspunkt für zehn Empfehlungen, die der Stifterverband heute bei einer Pressekonferenz anlässlich des „Stifterdialogs 2005“ in Bonn vorstellte. „Weil der Staat immer mehr an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt, braucht er mehr Bürger, die sich mit der Gründung von Stiftungen für das Gemeinwohl einsetzen“ sagte der Generalsekretär des Stifterverbandes, Dr. Andreas Schlüter.

Angesichts des enormen Potenzials der Privatvermögen in Deutschland bleibt das Stiftungswesen weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Zwar wurden in den letzten Jahren vermehrt Stiftungen gegründet, die meisten sind aber relativ finanzschwach. Viele vermögende Bürger werden vom Stiftungs- und Steuerrecht geradezu ausgebremst. Dabei entlastet jede Spende den Staat. Er müsste gemeinnützige Aufgaben, die Stiftungen übernehmen, sonst aus dem allgemeinen Steueraufkommen bezahlen. Spenden und Stiften wird damit zum Steuerersatz.

Der Stifterverband plädiert daher insbesondere für eine Erhöhung des steuerlichen Spendenabzugs. Als regelrechte „Gründungsbremse“ bewertet er, dass derzeit bei einer Stiftungsgründung nur 307.000 Euro abzugsfähig sind. In den letzten Jahren wurden auffallend viele Stiftungen mit genau diesem Startkapital gegründet. Das zeigt: Stifter orientieren sich häufig nicht an ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit, sondern an der Grenze der Abzugsfähigkeit. Der Stifterveband empfiehlt daher eine Anhebung des Spendenabzugs bei der Stiftungsgründung auf eine Million Euro. Grundsätzlich sollte der Spendenabzug von zurzeit 5 bis 10 Prozent auf 50 Prozent des Gesamteinkommens erhöht werden, um die Spendenbereitschaft der Bürger zu fördern – gerade auch angesichts der im europäischen Vergleich sehr niedrigen Bemessungsgrenzen.

Damit diese steuerlichen Erleichterungen auch wirklich ausschließlich dem Gemeinwohl dienen, rät der Stifterverband, im Gegenzug nur noch tatsächlich gemeinnützige Zwecke steuerlich zu begünstigen. Dazu gehören die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung, nicht aber die Mitwirkung in Sport- oder Freizeit-Vereinen. Wer Bridge oder Golf im Club spielt, tut dies in erster Linie aus Eigeninteresse. Sein Engagement mag darüber hinaus zwar nützlich und erwünscht sein, ersetzt aber keine staatlichen Aufgaben – und sollte daher auch nicht durch von der Allgemeinheit finanzierte Steuergeschenke bezahlt werden.

„Mehr Freiheiten für Stifter“ lautet eine weitere Empfehlung des Stifterverbandes. Einerseits soll ihnen ermöglicht werden, den Stiftungszweck auch nachträglich einer veränderten Lebenswirklichkeit anzupassen. Andererseits sollen die Einflussmöglichkeiten des Staates auf die Stiftungsarbeit zu Lebzeiten von Stiftern zurück genommen werden. Dies ist schon deshalb sinnvoll, weil die Stiftungsaufsicht primär dazu geschaffen wurde, um über die Verwirklichung des Stifterwillens nach dessen Tod zu wachen. Dass Stiftungsmittel nur für gemeinnützige Zwecke verwendet werden, kontrolliert bereits die Finanzverwaltung. Die zusätzliche Überwachung durch die Stiftungsaufsicht empfinden viele Stifter als Bevormundung.

Hintergrund:

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen, berät seit fast 50 Jahren Stifter und Stiftungen. In seiner Tochtergesellschaft, dem DSZ – Deutschen Stiftungszentrum, verwaltet er mittlerweile 360 gemeinnützige Stiftungen. Die meisten davon fördern Wissenschaft in Forschung und Lehre. Neben natürlichen Personen suchen auch immer öfter Unternehmen den Rat des Stifterverbandes bei der Gründung von Stiftungen. Große Unternehmensstiftungen im Stifterverband sind beispielsweise der Stiftungsfonds Deutsche Bank, der DaimlerChrysler-Fonds oder die PwC-Stiftung – Jugend-Bildung-Kultur. Die Stiftungen, die unter dem Dach des Stifterverbandes arbeiten, verfügen über ein Gesamtvermögen von 1,6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr konnten sie rund 100 Mio. Euro für die Förderung gemeinnütziger Zwecke aufwenden.

Media Contact

Michael Sonnabend idw

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