IAB-Langfristprojektionen des Arbeitskräftebedarfs und -angebots: Nur zögerliche Besserung am Arbeitsmarkt

Die Zahl der Erwerbstätigen wird in Deutschland bis 2010 fast wieder das Niveau von 2001 erreichen und bis 2020 um etwa 1,3 Million zunehmen, lautet das Ergebnis einer Langfristprojektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In der Land- und Forstwirtschaft, im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe wird es weiterhin Beschäftigungsverluste geben, in der Dienstleistungsbranche Beschäftigungsgewinne. Unter Status-quo-Bedingungen wird die Entwicklung in West- und Ostdeutschland konträr verlaufen: Während im Westen die Zahl der Erwerbstätigen bis 2020 mit 2,3 Millionen kräftig steigen wird, ist im Osten mit einem Abbau von einer Million Stellen zu rechnen. Nach wie vor sei ein eigendynamischer Aufschwung im Osten nicht absehbar, so das IAB.

Im langfristigen Durchschnitt der kommenden anderthalb Jahrzehnte erwartet das IAB ein jährliches Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes von 1,3 Prozent. Verglichen mit den wachstumsschwachen vergangenen fünf Jahren wäre das immerhin eine Verdoppelung: Von 2000 bis 2005 lag die jährliche Steigerung bei durchschnittlich 0,6 Prozent. Unter Status-quo-Bedingungen sei für den gesamten Projektionszeitraum mit einer schwachen Binnennachfrage zu rechnen. Der Export sei der dominante Faktor, der das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts treibe.

Die Arbeitsmarktforscher betonen, dass ihre Langfristprojektion nicht die Zukunft voraussagen kann, sondern dazu dient, Handlungsspielräume aufzuzeigen und die Konsequenzen von Entscheidungen für den Arbeitsmarkt abzuschätzen. Änderungen der Rahmenbedingungen, beispielsweise der Steuersätze, würden auch die Ergebnisse verändern.

Demografische Effekte nicht mehr aufzuhalten

Erst ab 2015 wird in Deutschland das Angebot an Arbeitskräften wegen des Bevölkerungsrückgangs spürbar zurückgehen. Bis 2020 nimmt das so genannte Erwerbspersonenpotenzial um rund 1,4 Millionen Menschen ab, bis 2050 um rund 9 Millionen – selbst bei steigender Erwerbsquote der Frauen und einer jährlichen Nettozuwanderung von 200.000 Personen. Diese Größenordnung dürfte gemessen an den Vergangenheitswerten einigermaßen realistisch sein: Seit 1965 sind im Durchschnitt jährlich rund 150.000 Ausländer mehr zugewandert als weggezogen. Zu addieren ist hier noch die Nettozuwanderung der Aussiedler. Im Jahr 2003 lag sie beispielsweise bei rund 40.000.

Mit sinkender Bevölkerung wird aber nicht nur die Zahl der arbeitsfähigen Menschen zurückgehen: Gleichzeitig altert das Erwerbspersonenpotenzial. Die Zahl der Erwerbstätigen jüngeren und mittleren Alters wird dramatisch sinken. In Verbindung mit einem Stillstand der Bildungsentwicklung kann es nach Ansicht des IAB schon bald zu ernsthaften Problemen bei der Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte kommen.

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Wolfgang Braun idw

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