Schwächen und Stärken der Rahmenbedingungen für das Private-Equity-Geschäft in Deutschland

Bei den Rahmenbedingungen für Private Equity in Deutschland kann im Vergleich zu den wichtigsten Konkurrenzmärkten noch nachgebessert werden. Einige Veränderungen sind allerdings bereits in Angriff genommen worden.


So sind in den vergangenen Monaten insbesondere in der Besteuerung einige wichtige Entscheidungen gefallen, die die Attraktivität des Standorts Deutschland für Private-Equity-Investitionen erhöhen. Dies ist das Ergebnis eines Gutachtens, das das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesfinanzministeriums erstellt hat.

Die meist aus den USA und Großbritannien stammenden Private-Equity-Fonds sind seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt auch in Deutschland aktiv. Sie beteiligen sich an Unternehmen, die sie auf- oder umbauen und abschließend verkaufen. Das Private-Equity-Geschäft ist zwar riskant, allerdings locken im Erfolgsfall auch hohe Renditen. Rahmenbedingungen, die das Risiko-Rendite-Profil von Private-Equity-Investitionen verbessern, machen einen Standort für diese Art von Finanzinvestoren daher attraktiv.

Die Änderungen in der Besteuerung von Private-Equity-Fonds und ihrer Investoren in Deutschland (insbesondere durch das BMF-Schreiben vom 16. und 23. Dezember 2003 sowie das Gesetz zur Förderung von Wagniskapital vom 30. Juli 2004) sind unter diesem Blickwinkel zu begrüßen. Sie bringen eine höhere Rechtssicherheit für Private-Equity-Fonds und ihre Investoren und verbessern gleichzeitig die steuerlichen Bedingungen für Private-Equity-Investitionen im internationalen Vergleich ganz erheblich: Dies gilt für die Besteuerung des Carried Interest (der erhöhte Anteil der Private Equity-Manager am erzielten Gewinn) und der Management Fee (Verwaltungsvergütung des Fonds) sowie hinsichtlich der Bedingungen für die steuerliche Transparenz der Fonds. Auch die in Deutschland geltende Besteuerung der Veräußerungsgewinne, die von Investoren in Private-Equity-Fonds erzielt werden, ist im internationalen Vergleich als günstig einzustufen.

Handlungsbedarf besteht allerdings weiterhin. Insbesondere wird die Frage, ob der einzelne Private-Equity-Fonds als private Vermögensverwaltung einzustufen ist, bisher erst im Nachhinein entschieden. Es bleibt für die Investoren somit unklar, wie hoch ihre Gewinne in der Zukunft besteuert werden. Bei den steuerlichen Rahmenbedingungen sind ferner die Verlustverrechnung und die Regelungen im Hinblick auf die Gesellschafterfremdfinanzierung in Deutschland als unvorteilhaft im internationalen Vergleich zu bewerten.

Weitere Hindernisse für eine stärkere Verbreitung der Private-Equity-Finanzierung in Deutschland stellen die im internationalen Vergleich deutlich geringere Liquidität der deutschen Kapitalmärkte und das Fehlen eines Segments für Börsengänge junger Unternehmen dar, die eine Veräußerung der Beteiligungen über die Börse erheblich erschweren. Auch ist die überwiegend umlagefinanzierte Altersvorsorge in Deutschland kein guter Nährboden für Pensionsfonds, die Private-Equity-Unternehmen als finanzstarke Investoren benötigen. Darüber hinaus wirken sich auch die Inflexibilitäten an den Arbeitsmärkten, die Regulierung der potenziellen Kapitalgeber (insbesondere hinsichtlich quantitativer Anlagegrenzen für Versicherungen) sowie die verbleibenden bürokratischen Hemmnisse für Unternehmen ungünstig auf die Tätigkeit der Private-Equity-Fonds aus. Allerdings wurden auch in einigen dieser Punkte in jüngster Zeit Verbesserungen auf den Weg gebracht. Hierzu gehören zum Beispiel die Stärkung der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge sowie die Deregulierungsbemühungen im Hinblick auf den Arbeitsmarkt und die bürokratischen Hemmnisse für Unternehmen.

Die Studie kann für 49,– Euro unter www.zew.de/PE bestellt werden.
Wenn Sie ein Presseexemplar benötigen, wenden Sie sich bitte an die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ZEW.

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Telefon 0621/1235-147, E-Mail tykvova@zew.de
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