Europas Automobilindustrie steht vor einer strategischen Herausforderung

Die europäische Automobilindustrie ist mit einem Anteil von rund sechs Prozent an der gesamten Beschäftigung und einer jährlichen Wertschöpfung von 114 Milliarden Euro eine bedeutende Triebfeder der europäischen Wirtschaft. Ihre Positionierung im globalen Wettbewerb ist untrennbar mit ihrer technologischen Leistungsfähigkeit verbunden. Zentrale Bedeutung kommt hierbei neuen Antriebstechniken zu, wie eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im Auftrag der EU-Kommission zeigt.


So beginnen die Automobilkunden weltweit, angesichts spürbar gestiegener Treibstoffkosten und einem unverändert hohen Bedürfnis nach privater und geschäftlicher Mobilität, Energie sparende Fahrzeuge einzufordern. Zwar sind sich Experten einig, dass Autos langfristig auf Wasserstoffbasis betrieben werden. Bis diese flächendeckend eingesetzt werden können, muss allerdings eine Benzin sparende Übergangslösung gefunden werden. Eine weltweit akzeptierte Technologie ist derzeit indes nicht in Sicht: Während in Europa die Entscheidung für den Dieselantrieb gefallen zu sein scheint, beginnen sich in den USA Hybridfahrzeuge durchzusetzen, die einen herkömmlichen Benzin- mit einem Elektromotor kombinieren.

Aufgrund dieser unterschiedlichen Entwicklung auf zwei besonders wichtigen Absatzmärkten stehen die europäischen Automobilbauer vor einer strategischen Herausforderung. Die Frage ist, ob sie ihre Forschungsaktivitäten auf Stärken im Dieselbereich konzentrieren sollen oder stattdessen versuchen, den Rückstand im Hybridsektor zu verkürzen. Angesichts der Bedeutung, die der US-Markt insbesondere für die meisten europäischen Premium-Anbieter hat, und den kaum zu beseitigenden Defiziten bei der Tankstelleninfrastruktur bei Diesel in den USA ist eine Abkehr von der Hybrid-Technologie nicht realistisch. Andererseits sprechen die Verkaufsrelationen eine klare Sprache: Während das Institut B&D-Forecast erst für 2015 drei Millionen verkaufte Hybridfahrzeuge für die USA prognostiziert, wurden 2003 alleine in der EU-15 fast 14 Millionen Dieselfahrzeuge abgesetzt. Im Ergebnis ist, so die ZEW-Studie, für die europäische Automobilindustrie eine ausgewogene Innovationsstrategie notwendig. Das heißt, dass einige Anbieter möglicherweise die Hybridoption nur durch Zusammenarbeit mit anderen Herstellern oder durch Lizenzierung wahren können, weil die Forschung in andere Treibstoff-Einsparpotenziale (beispielsweise Zylinderabschaltung) ebenfalls nicht vernachlässigt werden darf.

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