Strom- und Gasindustrie: Volumen der Fusionen und Übernahmen legte 2004 deutlich zu

PwC-Analyse Power Deals: Volumen der Gebote europäischer Unternehmen überflügelt mit einem Plus von 24 Prozent die Regionen Nordamerika und Asien-Pazifik / Emissionshandel wird sich auf laufendes Jahr auswirken

Bei den Strom- und Gasversorgern bahnt sich ein strategischer Richtungswechsel an. Nach der extremen Zurückhaltung im Jahr 2003 hat die Aktivität der Unternehmen im Bereich regionaler und internationaler Fusionen und Übernahmen in 2004 deutlich an Fahrt gewonnen und nähert sich neuen Rekordständen. Das Transaktionsvolumen sämtlicher Käufe und Verkäufe (Mergers & Acquisitions, kurz M&A) ist in allen Regionen und insbesondere in den USA gestiegen und erhöhte sich im vergangenen Jahr auf insgesamt 123 Milliarden US-Dollar (2003: 43 Milliarden US-Dollar). Es übertraf damit alle Ergebnisse seit dem Jahr 2000. Die Anzahl der Transaktionen nahm mit 459 ebenfalls deutlich zu (2003: 398). Der Gesamtwert der grenzüberschreitenden Transaktionen (165 nach 139 im Vorjahr) hat mit 57,2 Milliarden US-Dollar (2003: 17 Milliarden US-Dollar) das Niveau der Allzeithochs der Jahre von 1998 bis 2002 erreicht. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse Power Deals – Annual Review 2004 von PricewaterhouseCoopers (PwC). PwC untersucht darin jährlich alle nationalen und internationalen Fusionen und Übernahmen von Elektrizitäts- und Gasversorgern.

Die Großfusion der Exelon Corp mit der Public Service Enterprise Group Inc (PSEG) in den USA setzte zudem neue Maßstäbe in der Branche: 26,1 Milliarden US-Dollar ließ sich der größte Betreiber von Atomkraftwerken in den USA die Übernahme des US-Versorgungsunternehmens PSEG kosten, mehr als je zuvor für eine Einzelübernahme gezahlt wurde.

Strategischer Richtungswechsel verspricht guten Start in das Jahr 2005

Das Transaktionsvolumen ist in allen wichtigen Märkten gestiegen, Spitzenreiter unter den Übernahmezielen war Nordamerika mit einem Volumen von 57,9 Milliarden US-Dollar oder 47 Prozent des gesamten M&A-Volumens (Europa: 40 Prozent). Der Aufschwung der M&A-Aktivitäten hat beste Aussichten auf eine Fortsetzung. Beinahe drei Viertel des gesamten Transaktionsvolumens wurden in der zweiten Jahreshälfte 2004 erzielt – selbst ohne die PSEG-Übernahme durch Exelon. Das verschafft der Branche einen vielversprechenden Start in das neue Jahr.

„Die Erholung ist teilweise auf die Überwindung der schwierigen Phase rund um das Jahr 2000 zurückzuführen. Damals hatten US-Unternehmen begonnen, sich aus Investitionen in Auslandsmärkten zurückzuziehen. Der Hauptimpuls hinter den Aktivitäten 2004 war jedoch ein Wechsel der strategischen Richtung bei Versorgungsunternehmen. Dabei zeigt sich ein Rückgang global orientierter M&A Transaktionen zugunsten einer intensiveren Konsolidierung im Heimatmarkt und benachbarten Regionen, verbunden mit sehr selektiven internationalen Engagements“, erläutert Manfred Wiegand, Partner bei PwC und verantwortlich für den Bereich Global Utilities.

Volumen europäischer Gebote nahm um 24 Prozent zu

2004 war auch ein Jahr, in dem sich die asiatischen Marktteilnehmer zurückgemeldet haben. Sowohl asiatische Versorgungsunternehmen als auch Investmentgesellschaften aus der Asien-Pazifik-Region nahmen die Chancen aus sich zurückziehenden US-Unternehmen und sich auf ihre Region konzentrierenden europäischen Unternehmen im M&A-Markt wahr. Transaktionen beschränkten sich dabei nicht nur, aber im Wesentlichen auf die Region, wie die Beteiligung von Unternehmen aus Australien und Hong Kong am Erwerb von National Grid Transco’s Gasverteilungsnetzen zeigt.

Aber auch der europäische Markt hat sich eindrucksvoll entwickelt. Das Volumen der Gebote europäischer Unternehmen legte im Jahr 2004 um 24 Prozent zu, Nordamerika und die Region Asien-Pazifik kommen jeweils auf einen Zuwachs von zehn Prozent.

Wachstum und Ausweitung regionaler Präsenz stehen im Fokus

Manfred Wiegand rechnet damit, dass sich der Aufschwung bei den M&A-Aktivitäten stabilisieren wird: „Wir rechnen weniger mit einem weiteren kometenhaften Anstieg als vielmehr mit einem relativ gleichbleibenden Anstiegsniveau. In allen Schlüsselmärkten ist Platz für weitere Konsolidierung und Expansion. Energieversorger werden hauptsächlich nach Wertentwicklung durch anhaltendes Wachstum und Ausweitung ihrer regionalen Kernpräsenz streben und weniger nach Globalisierung oder Diversifikation. Nichts desto trotz wollen wir internationale Schachzüge von Schlüsselunternehmen nicht ausschließen. Wir werden auch mit ziemlicher Sicherheit weiterhin ein internationales Engagement von Finanzdienstleistern sehen“.

Emissionshandel bringt neue Variable in Unternehmensbewertung ein

Auch der seit dem 1. Januar 2005 in der EU gestartete Handel mit Emissionszertifikaten wird zum Wertetreiber für die Unternehmenswerte. In den Branchen, in denen die Unternehmen aufgrund eines harten Wettbewerbes die auftretenden Mehrkosten – für Emissionszertifikate und infolge höherer Strompreise – nicht über die Preise an ihre Kunden abwälzen können, können die Unternehmenswerte beachtlich abnehmen. Diese schlagen sich im Kaufpreis nieder. Andererseits werden bei den Energieversorgern Wertsteigerungen erwartet, da dort in der Regel auch die Opportunitätskosten für unentgeltlich zugeteilte Zertifikate in die Produkte eingepreist werden.

„Der gerade gestartete Emissionshandel bringt eine neue Variable in die Bewertung von Transaktionen ein und wird die M&A-Aktivitäten beeinflussen. Denn die Struktur der Transaktionen wird auch die jeweilige CO2-Handelsposition der Unternehmen widerspiegeln“, ergänzt Wiegand.

E.ON war auch in 2004 das aktivste deutsche Unternehmen

Die Anzahl der Transaktionen mit deutscher Beteiligung auf der Käuferseite lag 2004 mit 30 Transaktionen auf dem Niveau des Vorjahres (2003: 29 Deals). Das Transaktionsvolumen sank in 2004 jedoch deutlich auf 2,1 Milliarden US-Dollar. Allein die drei größten Akquisitionen im Vorjahr (unter anderem der Kauf von Midlands Electricty durch E.ON für 2,1 Millarden US-Dollar) hatten ein doppelt so hohes Transaktionsvolumen wie der Gesamtmarkt 2004.

E.ON war auch 2004 das aktivste deutsche Unternehmen und engagierte sich bei fünf der zehn größten Unternehmenserwerbe mit deutscher Beteiligung. Hierzu zählen die Erwerbe im Gassektor mit Mol Magyar Olaj-es Gazipari in Ungarn (1,07 Milliarden US-Dollar) und der Anteilskauf an der Distrigaz Nord in Rumänien (374 Millionen US-Dollar). Dies spiegelt die sich fortsetzende osteuropäische Expansionsrichtung von west- und mitteleuropäischen Energiekonzernen wider.

Deutschland: Leichte Belebung der M&A-Aktivitäten in 2005 zu erwarten

Bei Veräußerungen deutscher Energie-Unternehmen ist festzustellen, dass bei 80 Prozent der Transaktionen auch deutsche Unternehmen als Käufer beteiligt waren. Bei drei der vier größten Akquisitionen deutscher Unternehmen in 2004 handelt es sich jedoch um Transaktionen mit internationaler Beteiligung. Die größte Transaktion war die Übernahme der Braunschweiger Versorgungs AG durch die Veolia Environnement (Frankreich) mit einem Kaufpreis von 496 Millionen US-Dollar. Insbesondere im Vergleich zu den USA und Großbritannien treten Private Equity-Investoren in Deutschland trotz ihres offensichtlich bestehenden Interesses bisher nur sporadisch als Käufer auf.

Im Jahr 2005 ist dem internationalen Trend folgend mit einer leichten Belebung der M&A-Aktivitäten zu rechnen, wobei Osteuropa ein Investitionsschwerpunkt für deutsche Energiekonzerne bleiben dürfte.

Die aktuelle Analyse Power Deals – Annual Review 2004 von PwC können Sie kostenfrei im pdf-Format herunterladen unter: www.pwc.com/powerdeals

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