Informationstechnik: Karriere ohne Uni

Viele deutsche Firmen suchen händeringend gut ausgebildete IT-Spezialisten. An dieser Situation konnte auch die viel diskutierte Greencard nichts ändern. Grund genug, im IT-Bereich neue Wege einzuschlagen: Die vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST entwickelte Arbeitsprozessorientierte Weiterbildung (APO) verhilft interessierten Mitarbeitern mit abgeschlossener Berufsausbildung auch ohne Studium zur IT-Karriere. Der Clou: Sie lässt sich in den normalen Arbeitsablauf integrieren.

Viele Firmen haben ein Problem: Junge Mitarbeiter, die ihre IT-Berufsausbildung abgeschlossen haben, verabschieden sich aus dem Betrieb. Um im Job weiter zu kommen, entschließen sich viele, doch noch die Hochschulbank zu drücken. Ein Fernstudium der Informatik, das parallel zur normalen Berufstätigkeit läuft, ist den meisten zu wenig praxisorientiert. Mit APO können Mitarbeiter ihren IT-Traumjob jetzt auch ohne Universitätsabschluss erreichen. Eine Initiative des Zentralverbands Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V., der Deutschen Post Gewerkschaft, der IG-Metall und der Deutschen Telekom AG hat schon 1999 für die IT-Branche einen anerkannten Karriereweg gemäß dem Motto »Master statt Meister« gefordert. Die Initiative ist vor allem für Absolventen der neuen IT-Berufsausbildungen gedacht. Aber auch Quereinsteiger und Studienabbrecher haben so die Möglichkeit, 34 anerkannte Abschlüsse – zum Beispiel den Netzwerkadministrator – zu erreichen.

Seit wenigen Wochen läuft bei der Deutschen Telekom AG ein erstes Pilotprojekt. 15 Mitarbeiter im Alter von 25 bis 45 Jahren erproben das Konzept in der Praxis. Sie wollen sich zu Netzwerkadministratoren weiter qualifizieren. »Learning by doing«, heißt die Devise. »Jeder Teilnehmer hat sich hier ein konkretes Projekt – in der Regel einen Kundenauftrag – ausgesucht, das den Vorgaben des Referenzprojekts entspricht. Beim Netzwerkadministrator müssen zum Beispiel die Netzwerkmanagementbereiche Change-, Fault-, Performance- und Security-Management abdeckt sein«, erklärt Stefan Grunwald vom ISST. Dahinter steckt eine einfache Idee: Kann der Teilnehmer ein bestimmtes Projekt selbstständig verwirklichen, so hat er auch die dafür notwendigen Kompetenzen. Rat und Hilfe findet er dabei bei seinem persönlichen Ansprechpartner, dem Lernbegleiter oder Coach, der den Arbeits- und Lernprozess mitplant und auswertet. Das kann ein Ausbilder oder Teamleiter, aber auch ein Bildungsbeauftragter des Unternehmens sein. Fachexperten – Kollegen, andere Teilnehmer oder auch benannte Fachberater – stehen ihm ebenfalls zur Seite. Dazu kommt der APO-Pilot, eine Anwendungssoftware, mit deren Hilfe Lern- und Informationsmaterialien abgerufen werden können. Auch am Ende der Weiterbildung, die etwa ein Jahr dauert, geht APO neue Wege. So wird auf eine schriftliche Abschlussprüfung ganz verzichtet. Statt dessen wird das Projekt dokumentiert. Dabei sollen der gesamte Prozess, die eigenen Lernfortschritte und Probleme dargestellt werden.

Kernstück der Arbeitsprozessorientierten Weiterbildung ist ein vom ISST im Auftrag des Bundesforschungsministeriums entwickeltes Lernkonzept, das sowohl eine arbeitsprozess- als auch arbeitsplatzorientierte Weiterbildung ermöglicht. Neben dem Netzwerkadministrator gibt es derzeit schon Referenzprojekte zum Datenbankentwickler, Softwareentwickler, IT Manager und IT-Kundenbetreuer. An der Entwicklung der neuen Referenzprojekte sind unter anderen die Deutsche Telekom, die Software AG, die Dekra Akademie, die Oracle Deutschland, die Deutsche Private Akademie für Wirtschaft, das bfw Berufsfortbildungswerk und das bbw Bildungswerk der Wirtschaft beteiligt.

Ansprechpartner:
Stefan Grunwald
Telefon: 0 30/2 43 06-4 27, stefan.grunwald@isst.fhg.de
Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST
Mollstraße 1
10178 Berlin

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Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

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