In Deutschland fehlt ein "kräftiger IT-Mittelstand"

Herbert Weber, Leiter des Fraunhofer-ISST, im Interview mit der COMPUTERWOCHE über die Probleme und Chancen der deutschen IT-Branche / Weber sieht nur geringe Chancen, in den IT-Basistechnologien aufzuholen / „Es gibt zu wenig Innovationen, neue Produkte und Dienstleistung sind selten“

Nach Meinung von Herbert Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST) in Berlin, wird die deutsche IT-Landschaft weiter schrumpfen. Im Interview mit der IT-Wochenzeitschrift COMPUTERWOCHE (Ausgabe 51-52/2004) sagt Weber: „Es gibt zu wenig Innovationen, neue Produkte und Dienstleistung sind selten.“

Dabei hapere es gar nicht unbedingt an Ideen. Vielmehr sei ein Problem die fehlende Investitionsbereitschaft. „Es wird zu wenig investiert, weil es so gut wie kein Venture Capital mehr gibt und sich auch Konzerne mit direkten Finanzierungen zurückhalten“, meint Weber. Gegenüber der IT-Wochenzeitschrift kritisiert der IT-Experte aber auch die seit der Krise zunehmend defensive Einstellung der Branche. Es sei an der Zeit, sich nun endlich wieder auf die eigenen Stärken zu besinnen. „Wir müssen genauer auf unsere Heimatmärkte schauen.“ Die Industrie – in Deutschland vor allem die traditionellen Branchen Automobilindustrie, Maschinen- sowie Anlagenbau – fordere vehement mehr IT-Unterstützung, so Weber.

Als weiteres Manko im internationalen Vergleich sieht er den Aufbau der deutschen IT-Branche. Hierzulande gäbe es nur wenige große IT-Unternehmen; andererseits hätten viele kleine Firmen inzwischen „die Behäbigkeit der Konzerne“ angenommen. Gerade die kleinen Spezialisten hätten aber nach Ansicht Webers in den vergangenen 15 Jahren viel stärker zusammenwachsen müssen. Die Folge: Im Gegensatz beispielsweise zu Großbritannien fehlt nach Meinung des IT-Experten in Deutschland ein kräftiger IT-Mittelstand.

Für die heimische IT-Branche beurteilt der Leiter des Fraunhofer-Instituts das vergangene Jahr als mittelmäßig: „Wir haben uns so einigermaßen geschlagen.“ Weber empfiehlt den deutschen IT-Spezialisten, sich in Zukunft auf die hiesigen Kernbereiche der Informationstechnologie zu konzentrieren. Diese lägen vor allem in der Anwendungsentwicklung. Wenig Chancen für einen internationalen Erfolg sieht der ISST-Leiter hingegen im Segment der IT-Basistechnologien.

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Alexander Freimark Computerwoche

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