Auslandsinvestitionen der US-Fertigungsindustrie sinken zum dritten Mal in Folge

Deloitte Studie verzeichnet Rückgang ausländischer Direktinvestitionen in Niedriglohn- und Schwellenmärkten seit 1999 um 80 Prozent.

Die Direktinvestitionen US-amerikanischer Fertigungsunternehmen im Ausland sind 2003 erneut um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und betrugen nur noch $ 29 Milliarden. Laut der Deloitte Studie „Globalization Divided? Global Investment Trends of U.S. Manufacturers“ sind die Auslandsinvestitionen seit deren Höchststand im Jahr 2000 ($ 43 Milliarden) um insgesamt 32 Prozent gesunken. Dieser Negativtrend dauert bereits seit drei Jahren an.

Überraschend ist auch die ungleichmäßige Verteilung dieses Trends auf verschiedene Regionen, die auf ein „globales Investitionsgefälle“ hindeutet: Investitionen konzentrieren sich auf Hochlohnländer wie Kanada, Deutschland oder Großbritannien, während in schnell wachsenden Volkswirtschaften mit niedrigem Lohnniveau wie Brasilien, China, Indien, Korea oder Mexiko eher Outsourcing und Partnerschaften als Beschaffungs- und Vermarktungsstrategie gewählt werden. Bezogen auf Deutschland wird diese Entwicklung durch die niedrige Börsenbewertung vieler deutscher Unternehmen gestützt. „Wir erleben derzeit einen dramatischen Rückgang direkter Investitionen der verarbeitenden Industrie in Niedriglohnregionen. Offensichtlich ziehen es immer mehr Unternehmen vor, Aufträge an lokale Partner zu vergeben statt eigene Betriebe zu gründen oder in inländische Firmen zu investieren“, so Wolfgang Zillessen, Geschäftsführender Partner und in Deutschland für die Beratung der Fertigungsindustrie bei Deloitte verantwortlich. „Dieser Trend ist beunruhigend, denn im Prinzip könnte das bedeuten, dass amerikanische Fertigungsunternehmen sich ihre eigene Konkurrenz schaffen und dafür auch noch bezahlen.“

Globales Investitionsgefälle

Die Deloitte Studie räumt außerdem mit einem weit verbreiteten Irrtum auf: US-amerikanische Fertigungsunternehmen verlagern die Produktion nicht vorrangig ins Ausland, um Lohnkosten zu sparen, sondern konzentrieren sich bei ihren Auslandsinvestitionen im Gegenteil auf Länder mit hohem Lohnniveau. Die aktuellsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2002 zeigen, dass der Löwenanteil der Investitionen weiterhin in entwickelte Märkte fließt: 2002 waren es 84 Prozent im Vergleich zu 61 Prozent im Jahr 2000. Trotz eines allgemeinen Investitionsrückgangs ist Europa weiterhin bevorzugtes Ziel; die Investitionen in Hochlohnländer wie Kanada, Deutschland, Japan und Großbritannien blieben zwischen 1999 und 2002 mit etwa $ 25 Milliarden jährlich relativ stabil. Die weltweiten Investitionen in Niedriglohnländer wie Brasilien, China, Korea, Mexiko und Indien lagen dagegen 2002 nur noch bei $ 2 Milliarden, ein Rückgang um 83 Prozent seit 1999. Damals investierten die USA insgesamt noch $ 12 Milliarden.

„Durch eine ’Anlagen-Light’-Strategie ohne direkte Beteiligung an der verarbeitenden Industrie in Niedriglohnländern könnten US-Firmen langfristig ihre globale Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel setzen“, erklärt Wolfgang Zillessen. „Nicht nur die verarbeitende Industrie verlagert sich zunehmend in Niedriglohnländer. In ihrem Kielwasser folgen auch neue, innovative Produkte, Prozesse und Technologien.“

Weltweite Trends

Die Ergebnisse von Deloitte zeigen, dass ausländische Direktinvestitionen 2003 unter anderem in folgenden Sektoren zurückgingen:

Nahrungsmittel und verwandte Produkte, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinenbau, Primär- und verarbeitete Metalle, Transport und Ausrüstungsgüter.

– Im Nahrungsmittelsektor gingen die Auslandsinvestitionen von $ 3,9 Milliarden in 2002 auf $ 3,1 Milliarden in 2003 zurück.

– Bei den chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen lagen die Auslandsinvestitionen in 2003 nur noch bei $ 8,9 Milliarden – ein Rückgang von mehr als 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ($ 10,1 Milliarden).

– Im Maschinenbau war 2002 noch ein positives Investitionsvolumen von $ 200 Millionen zu verzeichnen – mittlerweile steht vor diesem Wert ein Minuszeichen.

– In der Metall verarbeitenden Industrie gab es 2003 ein Rekordminus von minus $ 1 Milliarde. 2002 waren noch $ 1,8 Milliarden investiert worden.

– Auch im Bereich Transport & Ausrüstungsgüter ist der Investitionsschwund dramatisch – im Jahr 2000 wurden noch fast $ 8 Milliarden investiert, 2002 nur noch $ 3,2 Milliarden und 2003 $ 2,7 Milliarden.

Industriesegmente mit steigenden Auslandsinvestitionen sind Computer und Elektronik, elektrische Geräte und Komponenten sowie der Bereich „sonstige Fertigung“ (zur Kategorie zählen Getränke, Papier, Petroleum und Kohle, Kunststoffe sowie medizinische Geräte und Ausrüstung). Computer- und Elektronikunternehmen reduzierten ihre Investitionen nach dem Rekordjahr 2000 ($ 17 Milliarden) zwar auf magere $ 900 Millionen in 2001; angesichts anhaltender Anzeichen für eine Erholung des Technologie-Sektors stieg das weltweite Investitionsvolumen jedoch schon im Jahr darauf wieder auf $ 4,6 Milliarden. Auch im Bereich elektrischer Geräte und Komponenten stiegen die Investitionen von $ 60 Millionen in 2002 auf $ 460 Millionen in 2003. Der Sektor „sonstige Fertigung“ legte 2003 im Vergleich zum Vorjahresergebnis ($ 9,3 Milliarden) um 15 Prozent auf $ 10,6 Milliarden zu.

Unternehmen am Scheideweg

Laut Studie, wird es für Unternehmen in Zukunft vor allem darum gehen, Komplexität zu beherrschen und globale Netzwerke zu synchronisieren. „Die Globalisierung der US-amerikanischen Fertigungsindustrie befindet sich in einer kritischen Phase“, so Zillessen. „Viele Unternehmen sind noch auf der Suche nach der bestmöglichen Investitionsstrategie. Denen es gelingt, globale Komplexität langfristig erfolgreich zu beherrschen, werden aller Voraussicht nach die Nase vorn haben.“ Die vollständige Studie „Globalization Divided? Global Investment Trends of U.S. Manufacturers“ ist erhältlich unter www.deloitte.com/research. Die Global Manufacturing Industry Group von Deloitte ist für die Studie verantwortlich.

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