Deutschland und der Weltmarkt – Vom Standort entkoppelt
Die Weltmarktposition Deutschlands ist nicht so leicht zu bestimmen, wie es Meldungen über die vermeintliche Export-Weltmeisterschaft suggerieren. Denn einen beträchtlichen Teil der Im- und Exporte machen heute Produktbestandteile aus, die auf verschiedenen Fertigungsstufen mehrmals die Grenzen überschreiten und die Ein- und Ausfuhrmengen aufblähen können. So beliefen sich die deutschen Warenimporte im Jahr 2002 auf 88 Prozent der im Produzierenden Gewerbe erbrachten Wertschöpfung – 1950 waren es in Westdeutschland lediglich 19 Prozent. In die grenzüberschreitend verkauften Erzeugnisse, die sich selbst zuletzt auf 111 Prozent der inländischen Wertschöpfung summierten, fließt demnach ein wachsender Teil an Vorleistungen ausländischer Zulieferer ein.
Ohnehin können sich die Weltmarktanteile der in Deutschland hergestellten Exportgüter und die von deutschen Firmen – also einschließlich ihrer Töchter im Ausland – auf den internationalen Märkten verkauften Waren unterschiedlich entwickeln. In der Chemischen Industrie ist beispielsweise der Weltmarktanteil des Standorts D von 1991 bis 2001 um mehr als 3 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent gesunken. Die deutschen Unternehmen mussten dagegen nur 1,1 Anteilspunkte abgeben. Im Maschinenbau haben dagegen der heimische Standort und die deutschen Hersteller mit 2,4 bzw. 2 Prozentpunkten etwa gleichermaßen Weltmarktanteile eingebüßt. In der Elektro-Industrie betrugen die Verluste 3,3 bzw. 3 Prozentpunkte.
Michael Grömling: Zur Weltmarktposition der deutschen Wirtschaft, im Rahmen der Arbeit des Roman Herzog Instituts, in: iw-trends 4/2003
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