ifo-Index setzt Aufschwung-Signal

Die deutsche Wirtschaft erlebt einen überraschend deutlichen Stimmungsaufschwung. Im Oktober legte der Geschäftsklimaindex für Westdeutschland des Münchner ifo Instituts von 92,0 Punkten im September auf 94,2 Punkte zu und machte damit einen Sprung wie zuletzt im Aufschwungjahr 1999. Neben Zukunftserwartungen beurteilten die Unternehmen auch ihre aktuelle Geschäftslage wieder optimistischer. Der nunmehr sechste Anstieg des ifo-Index in Folge mache einen Aufschwung sehr wahrscheinlich, sagte ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb am Dienstag der dpa.

Vor allem in der Industrie, und dort beispielsweise im Maschinenbau und bei den Fahrzeugherstellern hätten sich die Exportaussichten spürbar verbessert. «Die Firmen sehen erste Bestätigungen ihrer Erwartungen aus den vergangenen Monaten», sagte Nerb. Der Einzelhandel, der noch im September eine Belebung verzeichnet hatte, und die Bauwirtschaft hinkten dagegen hinterher. «Der Bau zeigt eine Stabilisierung, aber von einem Aufschwung kann man noch nicht sprechen.»

Während der Anstieg des ifo-Index im September noch ausschließlich von den optimistischen Zukunftserwartungen der Unternehmen getragen war, beurteilen die Firmen nun auch ihre gegenwärtige Situation zuversichtlicher. «Das ist das übliche Muster einer konjunkturellen Belebung», sagte Nerb. Der Index für die Lage-Beurteilung in Westdeutschland stieg von 79,2 auf 81,1 Punkte. Noch deutlicher fiel der Aufwärtstrend bei den Zukunftsaussichten aus: Hier stieg der Index von 105,2 Punkten im September auf 107,9 Punkte. Die Börse reagierte positiv: Im Handelsverlauf legte der Deutsche Aktienindex DAX zeitweise um 1,55 Prozent auf 3563 Punkte zu.

Die Bundesregierung sah sich durch den Aufwärtstrend in ihren Erwartungen bestätigt. «Das wird besonders durch die deutliche Verbesserung bei der Einschätzung der Geschäftsbeurteilung untermauert», sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. ifo-Chef Hans-Werner Sinn wollte allerdings noch keine Entwarnung geben. Das prognostizierte Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent im kommenden Jahr sei nicht besonders hoch, sagte Sinn dem Nachrichtensender n-tv. Die geplanten Reformen müssten jetzt endlich durchgeführt werden, damit Deutschland wieder wettbewerbsfähig werde.

Nach Nerbs Worten wird sich der Stimmungsaufschwung erst von Mitte 2004 an am Arbeitsmarkt bemerkbar machen. «Der Arbeitsmarkt hinkt immer hinterher», sagte der ifo-Chefvolkswirt. Per saldo fielen bis Mitte 2004 voraussichtlich noch einmal Arbeitsplätze weg.

In Ostdeutschland hellte sich die Stimmung mit einem Anstieg des Geschäftsklimaindex von 104,0 auf 104,7 Punkte etwas weniger deutlich auf als im Westen, dennoch können sich auch die Unternehmen in den neuen Ländern nach Einschätzung Nerbs auf eine Konjunkturbelebung einstellen. Allerdings legte in Ostdeutschland allein der Index für die Lage-Einschätzung von 122,8 auf 124,4 Punkte zu. Bei den Zukunftsaussichten zeigten sich die Unternehmen dagegen etwas pessimistischer als noch im September.

Die Gefahr eines starken Rückschlags für das Geschäftsklima in den kommenden Monaten schätzte Nerb als gering ein. «Es kann eine kleine Delle geben, aber der Grundtrend bleibt voraussichtlich», sagte Nerb. Auch andere Ökonomen sehen mit dem Anstieg des ifo-Index Zweifel an einer bevorstehenden Konjunkturerholung ausgeräumt. «Das ist ein Beleg, dass der Aufschwung kommt und nicht nur eine Erwartungsblase vorliegt», sagte Deutsche-Bank-Volkswirt Stefan Bielmeier der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Commerzbank wertete vor allem die verbesserte Lage-Beurteilung der Unternehmen als erfreulich.

Der ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator für die Entwicklung der Wirtschaft. Das Institut ermittelt ihn jeden Monat aus einer Befragung von rund 7000 Unternehmen.

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