Confidence Index: Auslandsinvestitionen weltweit weiterhin rückläufig

Grenzüberschreitende Investitionen gingen im vergangenen Jahr weltweit um weitere 21 Prozent von 824 Milliarden auf 651 Milliarden US-Dollar zurück, nachdem bereits im Vorjahr ein Rückgang um 41 Prozent verzeichnet wurde. Dies geht aus dem aktuellen Foreign Direct Investment (FDI) Confidence Index hervor, den die Top- Management-Beratung A.T. Kearney in jedem Jahr auf der Grundlage einer weltweiten Befragung und den Zahlen führender internationaler Organisationen erstellt.

Während in den USA ein drastischer Investitions-Rückgang um rund 80 Prozent zu verzeichnen war, konnten aufstrebende Volkswirtschaften wie China, Russland, Brasilien und auch die osteuropäischen Länder deutlich zulegen. Deutschland ist unter den EU-Ländern mit 38,1 Milliarden US-Dollar erstmals das attraktivste Ziel internationaler Investoren.

Eindeutiger Sieger im weltweiten Wettbewerb um internationale Investoren ist abermals China – gefolgt von USA, Mexiko, Polen, Deutschland, Indien, Großbritannien und Russland. Konnte China den traditionellen Favoriten USA bereits im vergangenen Jahr auf Platz zwei verdrängen, so nutzte es den allgemein rückläufigen Trend des Jahres 2002 um den Abstand zu den USA weiter auszubauen. Nahezu ein Drittel der befragten Manager beurteilten Chinas Aussichten auf internationale Investments positiver als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg China zum größten Empfänger ausländischer Investitionen auf und bestätigte damit die Voraussage des FDI Confidence Index vom Vorjahr.

Einbrüche in den USA

Dagegen mussten die USA einen drastischen Rückgang ausländischer Investitionen um rund 80 Prozent hinnehmen. Dies liegt in erster Linie daran, dass global operierende Unternehmen Firmenübernahmen nach wie vor sehr vorsichtig gegenüber stehen. 93 Prozent der befragten Top-Manager gaben zu Protokoll, dass das mangelnde US- Wirtschaftswachstum ihre Investitionsentscheidungen beeinflusst. Als weitere Nachteile wurden der schwankende Dollarkurs und das wachsende Staats-Defizit der USA genannt. Nicht zuletzt verunsichern auch der Krieg gegen den Terror und die damit verbundenen Sicherheitsrisiken die internationalen Investoren.

„Allen Vorbehalten zum Trotz sehen die Investoren auch die positiven Seiten der USA: Ein wettbewerbsstarker Markt, flexible Arbeitsmärkte, hohe Produktivität sind die wichtigsten Pluspunkte, die die größte Volkswirtschaft der Welt nach wie vor für sich verbuchen kann“, erklärt Paul A. Laudicina, Vice President bei A.T. Kearney und Chef des Global Business Policy Council, der die Studie durchführte.

Deutschland im EU-Vergleich ganz vorn

Trotz des insgesamt rückläufigen Trends konnte Deutschland seine Investitionen aus dem Ausland von 33,9 Milliarden um zwölf Prozent auf 38,1 Milliarden US-Dollar steigern und liegt nun im globalen Vergleich auf Rang fünf. Als Grund für das gestiegene Vertrauen internationaler Investoren nennt die Studie die Steuerreform des Jahres 2000 und die Liberalisierung der Telekommunikations- und Energiemärkte. „Auch von der Agenda 2010 der Bundesregierung erwarten internationale Investoren einen wichtigen Schritt zur Verbesserung des Geschäftsklimas in Deutschland“, sagt Laudicina.

Trend zum Offshoring

Erstmals seit 1998 stellen aufstrebende Volkswirtschaften – neben China sind dies Mexiko, Polen, Indien, Russland und Brasilien – die Mehrzahl unter den Top-Ten der attraktivsten Investitions- Ziele. „Hier kommen mehrere Faktoren zusammen“, so Laudicina: „Auf der einen Seite agieren Unternehmen zunehmend global, um Kosten zu reduzieren, Risiken zu streuen und ihr Geschäft stabiler aufzustellen. Gleichzeitig machen die sich entwickelnden Volkswirtschaften deutliche Fortschritte bei der Ausbildung und der Liberalisierung des Dienstleistungs-Sektors, um ausländische Investoren anzulocken. Der Trend zum Offshoring, also der Auslagerung von Unternehmens-Aktivitäten an günstigere Standorte, wird hier immer deutlicher sichtbar.“

Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch auf den unteren Rängen des FDI Confidence Index beobachten: Gerade europäische Investoren interessieren sich in besonderem Maße für die neuen Märkte im Osten: Slowenien, Rumänien, die baltischen Staaten sowie Kroatien und Serbien bieten niedrige Produktionskosten und Export-Chancen, neue Übernahmekandidaten für Merger und Akquisitionen und nicht zuletzt neue Absatzmärkte. „Auch wenn nur einige dieser neuen Tigerstaaten EU-Beitrittskandidaten sind, bemühen sie sich doch alle um die Reform und Liberalisierung ihrer Märkte, um so das Geschäftsklima zu verbessern und ihre Volkswirtschaften zu modernisieren“, beobachtet Laudicina.

Foreign Direct Investment (FDI) Confidence Index: Ranking 2003

1. (1) China – 1,971
2. (2) USA – 1,627
3. (9) Mexiko – 1,058
4. (11) Polen – 1,058
5. (4) Deutschland – 1,056
6. (15) Indien – 1,036
7. (3) Großbritannien – 1,024
8. (17) Russland – 0,993
9. (13) Brasilien – 0,943
10. (7) Spanien – 0,940
11. (5) Frankreich – 0,908
12. (6) Italien – 0,907
13. (14) Tschechische Republik – 0,883
14. (8) Kanada – 0,870
15. (12) Japan – 0,846
16. (20) Thailand – 0,832
17. (16) Ungarn – 0,822
18. (21) Südkorea – 0,812
19. (10) Australien – 0,719
20. (24) Taiwan – 0,696
21. (33) Vietnam – 0,693
22. (18) Hong Kong – 0,686
23. (42) Malaysia – 0,667
24. (29) Türkei – 0,659
25. (31) Indonesien – 0,636

( ) = Werte 2002, Quelle: A.T. Kearney

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Marion M. Sommerwerck A.T. Kearney

Weitere Informationen:

http://www.atkearney.de

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