US-Wirtschaftsforscher: Europa braucht strukturelle Reformen für mehr Produktivität

Die USA ist der EU in Bezug auf Arbeitsproduktivität und Pro-Kopf-Einkommen überlegen. Diese Entwicklung hat vor allem strukturelle Ursachen, beispielsweise die bessere Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in den Vereinigten Staaten. Europa wird seinen Pfad verlangsamten Produktivitätswachstums nur verlassen können, wenn es seine strukturellen Probleme durch umfassende Reformen angeht, so Dr. Robert H. McGuckin (The Conference Board) während seines Gastvortrags im Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI).

Europa kann seinen momentanen Pfad verlangsamten Produktivitätswachstums verlassen. Zu diesem Schluss kam Dr. Robert H. McGuckin bei seinem Gastvortrag zum Thema „Can Europe Leave the Low Productivity Growth Track?“ im Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschafts-forschung in Essen (RWI). Hierzu sei es allerdings unter anderem nötig, dass neue Arbeitsplätze entstehen und ein größerer Teil der Bevölkerung arbeitet, so der Director of Economic Research des renommierten New Yorker Wirtschaftsforschungsinstituts „The Conference Board“. Zudem müsse der Faktor Arbeit in Europa billiger werden, forderte McGuckin. Zwar sei die EU auf einem richtigen Weg, die Liberalisierung der Arbeits-, Kapital- und Warenmärkte müsse jedoch weitergehen, um ein höheres Produktivitätswachstum zu erreichen.

EU erreicht 92 Prozent der Arbeitsproduktivität der USA

Während die Zunahme der Arbeitsproduktivität (Bruttoinlandsprodukt pro Arbeitsstunde) in den USA zwischen 2001 und 2002 von 0,4 auf 2,8 Prozent stieg, sank sie im gleichen Zeitraum im europäischen Durchschnitt von 1,3 auf 0,5 Prozent (in Deutschland: von 1,5 auf 0,9 Prozent). Diese Unterschiede haben laut McGuckin vor allem strukturelle Ursachen. So bestünden in der EU beispielsweise begrenztere Möglichkeiten, neue Informations- und Kommunikationstechnologien zu nutzen.

Im Vergleich der absoluten Zahlen schrumpft allerdings der Abstand zwischen den USA und Europa: das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Arbeitsstunde lag im Jahr 2002 bei 38,83 US-Dollar, im europäischen Durchschnitt betrug es laut einer Untersuchung des „Conference Board“ („Performance 2002: Producitvity, Employment and Income in the World’s Economies“) 35,58 US-Dollar. Damit erreichte die EU durchschnittlich 92 Prozent des Produktivitätslevels der USA. Sechs europäische Staaten (Norwegen, Belgien, Frankreich, Irland, Niederlande, Deutschland) übertrafen die Vereinigten Staaten sogar bezüglich der Arbeitsproduktivität pro Arbeitsstunde.

Kürzere Arbeitszeiten sorgen für Rückstand der EU bei Pro-Kopf-Einkommen

Ein anderes Bild ergibt sich laut Robert H. McGuckin beim Vergleich der Pro-Kopf-Einkommen, hier erreicht die EU durchschnittlich nur 72 Prozent des US-Niveaus. Der größte Teil dieser Lücke entsteht dadurch, dass die totale Arbeitszeit der Beschäftigten im europäischen Durchschnitt rückläufig und im Vergleich zu den USA geringer ist. Dies führt dazu, dass die Gewinne der – nach Einschätzung des „Conference Board“ seit 1990 signifikant verbesserten – Beschäftigungssituation in der EU wieder aufgezehrt werden.

Ihr Ansprechpartner dazu: Sabine Weiler (Pressestelle), Tel.: (0201) 81 49-213

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Sabine Weiler idw

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