Offshore-Outsourcing verändert die Finanzindustrie drastisch
Studie von Deloitte Consulting rechnet mit dem Transfer von zwei Millionen Arbeitsplätzen / 40 Prozent Kosteneinsparungen möglich
Ein Geschäftsvolumen von rund 350 Milliarden Euro und bis zu zwei Millionen Arbeitsplätze wird die Finanzindustrie innerhalb der kommenden fünf Jahre in Länder mit niedrigeren Lohnkosten verlagern. Mit diesem so genannten Offshore-Outsourcing wollen Banken und Versicherer weltweit bis zum Jahr 2008 jeweils rund 40 Prozent ihrer Kosten einsparen. Das sind die Kernaussagen einer Studie der größten Finanzdienstleistern.
Edgar Klein, Partner bei Deloitte Consulting und in Deutschland für die Beratung von Finanzunternehmen verantwortlich, rechnet auch für Deutschland mit der Verlagerung einer Vielzahl von Arbeitsplätzen: „Wir haben uns daran gewöhnt, dass einfache Tätigkeiten in der Produktion in Billiglohnländer verlagert werden. Jetzt erleben wir, dass zunehmend auch hochwertige Arbeitsplätze wegfallen“. Das, so Klein, gäbe der Diskussion um das Offshore-Outsourcing eine neue Qualität. „Es sind nicht alleine die geringeren Lohnkosten, die für das Outsourcing sprechen. Insbesondere im IT-Bereich sind Arbeitnehmer in Ländern wie Indien auch hervorragend ausgebildet“, beschreibt der Bankenexperte die Situation.
Die Studie zeige auch, dass der Markt schnell an Eigendynamik gewänne. Bereits heute verfügten 30 Prozent der befragten Unternehmen über Erfahrungen im Offshore-Outsourcing. Innerhalb der kommenden zwei Jahre werde diese Quote auf 75 Prozent ansteigen. Die deutschen Banken könnten sich dieser Entwicklung nicht verschließen, sondern müssten sie aktiv gestalten, rät Klein: „Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung. Die Vorstände der deutschen Banken und Versicherer müssen deshalb strategische Entscheidungen treffen. Die Frage ist allerdings nicht, ob, sondern wie das Outsourcing gestaltet werden muss, wenn sie gegenüber dem internationalen Wettbewerb nicht noch weiter zurückfallen wollen.“
Dennoch seien nicht alle Unternehmensbereiche im gleichen Maße betroffen, so die Studie weiter. Neben klassischen IT-Funktionen wie der Anwendungsentwicklung und Programmierung ständen administrative Prozesse wie Buchhaltung, Verwaltung und Abwicklung auf der Liste der auszugliedernden Bereiche weit oben. Insbesondere im englischsprachigen Raum komme auch die Verlagerung von Support- und Call-Centern ins Ausland in Frage. Von dieser Entwicklung profitiere laut Studie insbesondere Indien, denn fast die Hälfte der befragten Unternehmen plane, wesentliche Geschäftsprozesse auf den Subkontinent auszulagern. Gute Chancen von dieser Entwicklung zu profitieren, hätten aber auch Irland, Südafrika, China, Malaysia und Australien. Für deutschsprachige Dienstleistungen böten sich insbesondere Tschechien und Ungarn an.
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