Reform der geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank

Der aktuelle Wochenbericht 7/2003 des DIW Berlin sieht bei der geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) Reformbedarf. Es wird vorgeschlagen, dass die EZB ein explizites Inflationsziel von 2 % in ihre Strategie aufnimmt und dessen Einhaltung fortan in mittlerer Frist gewährleistet. Derzeit hat die EZB kein explizites Inflationsziel, sondern versteht unter Preisstabilität eine Inflationsrate von unter 2 %.

Das Inflationsziel sollte deutlich über null liegen, da bei gesamtwirtschaftlicher Schwäche zur Ankurbelung der Nachfrage die Realzinsen gegebenenfalls vorübergehend unter null sinken müssen. Die Untergrenze des wichtigsten Instruments der Zentralbank, des Nominalzinses, beträgt jedoch null, so dass ein negativer Realzins nur bei einer positiven Inflationsrate erreicht werden kann.

Bei der Festlegung des Inflationsziels muss auch berücksichtigt werden, dass eine unvollständige Erfassung von Qualitätsverbesserungen bei Waren und Dienstleistungen in der Tendenz zu einer Überschätzung der Inflationsrate führen.

Das Inflationsziel von 2 % entspricht zudem ungefähr den Inflationszielen in den anderen großen Währungsräumen. Eine solche Einheitlichkeit würde Wechselkursänderungen als Folge von Inflationsdifferentialen verringern. Es soll ein Punktziel festgelegt werden, das auf mittlere Sicht erreicht werden soll; ein um das Ziel gelegter Korridor erscheint nicht sinnvoll, da dieser Korridor das Augenmerk vom Inflationsziel ablenkt und zugleich eine scheinbare Grenze markiert, die allerdings im Falle von Sondereinflüssen vorübergehend nicht eingehalten werden kann.

Für dieses Jahr plant die EZB eine Überprüfung ihrer Zwei-Säulen-Strategie (Indikator und Orientierungsgröße der europäische Geldpolitik sind die Geldmengenentwicklung (erste Säule) und die Inflationsanalyse (zweite Säule)). Der DIW-Wochenbericht plädiert für eine Neuausrichtung der beiden Säulen entsprechend ihrem Informationsgehalt. Vorrang muss die Inflationsanalyse der zweiten Säule haben, wobei ein Blick auf die monetären Indikatoren der Überprüfung der Inflationsanalyse dienen kann. Betont die EZB demgegenüber – wie bisher – die Analyse der monatlichen Entwicklung der Geldmenge, so ist die Kommunikation zwangsläufig komplizierter und die Geldpolitik weniger transparent.

Media Contact

Dörte Höppner idw

Weitere Informationen:

http://www.diw.de

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