Know-how-Defizit beim Emissionsrechte-Handel

Ein Planspiel des Fraunhofer ISI zeigt: Unternehmen, die vom Handel mit Emissions-Zertifikaten profitieren wollen, müssen sich rechtzeitig das nötige Wissen aneignen.

Übung macht den Meister – so lautet das Resümee eines Planspiels, bei dem 12 Unternehmen im Auftrag des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt und Verkehr den Handel mit Treibhausgasen erprobten. Neun Jahre Emissionshandel spielten die Teilnehmer am Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, im Zeitraffer an drei Nachmittagen durch. Die Ergebnisse sind ermutigend, dennoch besteht dringender Handlungsbedarf. „Wer die Spielregeln nicht beherrscht, wird keine Effizienzgewinne erzielen“, warnt Projektleiter Dr. Joachim Schleich vom ISI alle Unternehmen, die das Thema Emissionsrechtehandel bisher auf die lange Bank geschoben haben.

Dass es mit dem Handel von Emissions-Zertifikaten ernst wird, ist spätestens nach der Entscheidung des Ministerrats der Europäischen Union vom 9. November klar. Auf ihrer Sitzung haben sich die Umweltminister darauf verständigt, den Handel mit Kohlendioxid-Zertifikaten 2005 einzuführen, um die im Klimaschutzprotokoll von Kyoto vorgesehenen Einsparungsziele zu erreichen. Kann ein Unternehmen für seinen CO2-Ausstoß nicht genügend Zertifikate vorweisen, drohen saftige Strafen. Zunächst betrifft der Beschluss schätzungsweise tausend deutsche Firmen aus energieintensiven Branchen. Sie hoffen auf der Gewinnerseite zu stehen, weil die Bundesrepublik bei der Reduktion von Treibhausgasen in Europa führend ist.

Wie ernst die Teilnehmer das Spiel nahmen, zeigt die Tatsache, dass alle 12 Unternehmen mit echten Daten ihres Energieverbrauchs und Kohlendioxid-Ausstoßes ins Rennen gingen. Trotz anfänglicher Skepsis beurteilten die Mitspieler das Planspiel am Ende positiv. Sie nutzten den Handel im Verlauf der Simulation immer häufiger, die Risikobereitschaft wuchs. Trotz des Engagements stellt Joachim Schleich bei den Unternehmen noch eine gewisse Scheu fest, den Emissionshandel aktiv zur Effizienzsteigerung und zur Kosteneinsparung zu nutzen. Dass es auch anders geht, bewiesen Studenten der Universität Karlsruhe: Sie erzielten mit denselben Voraussetzungen bessere Ergebnisse.

Ob der Kauf von Emissionsrechten günstiger ist oder ob man das Geld lieber in Energiesparmaßnahmen investiert, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Deshalb raten die Projektpartner – neben dem ISI die Universität Karlsruhe sowie die Karlsruher Unternehmensberatung Takon – sich frühzeitig eine Strategie zurechtzulegen. An erster Stelle muss eine Bestandsaufnahme stehen, bei der ein Unternehmen klären sollte, wieviel Kohlendioxid emittiert wird und aus welchen Quellen es stammt. Am Ende steht die Abschätzung, mit welchen Maßnahmen die Kosten am besten gesenkt werden können.

Redaktion: Bernd Müller
Telefon: 0721 / 68 09 100
E-Mail: bernd.mueller@isi.fraunhofer.de

Bei Fragen zur Studie: Joachim Schleich
Telefon: 0721 / 6809-203
E-Mail: joachim.schleich@isi.fraunhofer.de

Media Contact

Bernd Müller idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer