Adäquate Messung des ökonomischen Kapitals gewinnt für europäische Finanzinstitute an Bedeutung

Einer von KPMG europaweit durchgeführten Umfrage zufolge berechnen von 61 befragten Kreditinstituten und Finanzdienstleistern 70% ökonomisches Kapital1). Neben aufsichtsrechtlichen Anforderungen werden interne Steuerungszwecke und die Kommunikation mit Ratingagenturen als Gründe für die große Bedeutung dieses Konzepts genannt. Dabei variieren Entwicklungsstand und Einsatz beträchtlich. Ökonomisches Kapital bildet die Grundlage für jede risikoadjustierte Erfolgsmessung. Die genannten unterschiedlichen Gründe zur Berechnung ökonomischen Kapitals machen dessen Vorteile deutlich – die Eignung für vielfältige Ziele und Einsatzmöglichkeiten – sind aber auch eine Ursache für den hohen Komplexitätsgrad dieses Ansatzes.

Messung zu Reporting- und Performance-Zwecken

Unternehmensintern setzen die Befragten das ökonomische Kapital vorwiegend für Zwecke des Reportings und der Performance-Messung ein, gefolgt von strategischer Planung, Budgetierung und risikoadäquater Margenkalkulation. Lediglich jedes vierte Institut (26 Prozent) stellt jedoch eine Verbindung zwischen der Kapitalallokation und den risikogewichteten Erträgen der Geschäftseinheiten her. Die Umfrage deutet auf eine prinzipielle Ursache für diese Implementierungsunterschiede hin: Technische und fachliche Voraussetzungen (unter anderem ein detailliertes Verständnis der notwendigen Methoden und die Datenanforderungen) stellen nach wie vor die größte Herausforderung bei der Implementierung eines Konzepts zur Messung und Steuerung ökonomischen Kapitals dar. Auf diesen Zusammenhang dürften einige der getroffenen Vereinfachungen zurückzuführen sein. Zum Beispiel geht die Hälfte der befragten Institute davon aus, dass Kreditrisiko, Marktrisiko und operative Risiken unabhängig voneinander sind.

Banken optimieren Kreditrisikomodelle

Aus der Umfrage wird ersichtlich, dass die Institute einer Optimierung der Modelle für Adressrisiken höchste Priorität einräumen, gefolgt von operativen Risiken. Von den Befragten würden fast alle (94 Prozent) ihr Kreditrisikomodell, das der Berechnung des ökonomischen Kapitals dient, nutzen, um das regulatorische Kapital für diese Risikoart zu berechnen, sofern die Finanzaufsicht (z.B. BAFin) dem zustimmte. Es herrscht allerdings die Meinung vor, dass hierfür noch einige Weiterentwicklungen nötig sind. Dies gilt insbesondere für den Aufbau der datentechnischen Infrastruktur und Modellprüfung.

Jörg Hashagen, Leiter von KPMG Financial Risk Management für die EMA-Region: „Es ist offensichtlich, dass das Konzept des ökonomischen Kapitals sich ausweitet. Ohne Zweifel ist diese Entwicklung getrieben durch die aktuellen Marktturbulenzen. Organisationen wollen sicherstellen, dass ihr Kapitalpolster für ihre jeweilige Risikosituation aus ökonomischer Sicht ausreichend dimensioniert ist und nicht ausschließlich externen regulatorischen Auflagen genüge tut. Mit Säule 2 von Basel II – die Überprüfung durch die Aufsicht – geben die Regulierungsbehörden erste Signale, dass Portfoliomodelle für ökonomisches Kapital langfristig eventuell zur Bestimmung des Risikokapitals eingesetzt werden könnten. Dies ermutigt Banken solche Modelle zu entwickeln und zu implementieren, was den Weg ebnen wird zu einer Anerkennung interner Portfoliomodelle zur Bestimmung des regulatorischen Kapitals, wenn auch erst in einigen Jahren. Die Entwicklungen im Bereich ökonomisches Kapital werden auch von anderen Institutionen mit Interesse verfolgt, wie z.B. der europäischen Kommission, die dieses Konzept auf EU-Investmentfirmen anwenden könnte. Die Kommission entwickelt zudem eine Solvenzverordnung für Versicherungen, die auf dem Konstrukt des risikoadjustierten Kapitals aufbauen könnte.“

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