Aktienmarkt: Im Würgegriff des Ausverkaufs

Die nicht enden wollende Talfahrt an den Weltbörsen hat sich in den letzten Wochen nochmals beschleunigt und phasenweise die Züge der vielfach beschworenen Anleger-Kapitulation angenommen. Gerade auch die mutigeren antizyklischen Käufer der letzten Monate mussten herbe Rückschläge einstecken

Auf das gewinnbedrohende Gemisch aus weltweiten Konjunktursorgen, Finanzbelastungen und schwelendem Irakkonflikt haben institutionelle Anleger wie Versicherungen mit konsequenter Reduktion ihrer Bestände reagiert. Per saldo werfen die massiven Terrainverluste den Dow Jones Index vier Jahre zurück, für EuroStoxx 50 und DAX gab es ähnliche Niveaus vor 5 bzw. 6 Jahren; beim Nikkei wurde sogar ein Stand vom Auftakt der historischen Hausse vor zwei Jahrzenten erreicht.

Mit den jüngsten Indikatoren hat sich der globale Konjunkturhorizont erneut verdüstert; statt einer Erholung von der seit Mitte 2000 andauernden Wachstumsschwäche sind nun auch für das kommende Jahr Expansionsraten unter Potenzial in den führenden Volkswirtschaften einzukalkulieren, auch in Japan droht u.a. durch die verschleppte Bankensanierung ein neuerlicher Rückschlag. Jenseits des Atlantiks enttäuschten im September u.a. das Konsumentenvertrauen (93,3 nach 94,5 Zählern), der Chicagoer Einkaufsmanagerindex (48,1 nach 54,9) und der ISM-Konjunkturindex (49,5 nach 50,5), die nunmehr eine Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe signalisieren. Der Konjunkturzug bleibt durch massive monetäre und zunehmend fiskalische Unterstützung zwar mäßig unter Dampf, konzentriert sich jedoch auf die Rüstungs-, Wohnungs- und Automobilsektoren, während ansonsten Kapazitäts- und Schuldenabbau auf der Agenda stehen.

In der Eurozone ist eine spürbarere Wirtschaftsbelebung wohl zumindest auf 2003 zu vertagen, die Wachstumslücke gegenüber Amerika bleibt erhalten. Der saisonbereinigte September-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone rutschte von 50,8 auf 48,9, das Pendant für Deutschland sogar von 49,1 auf 46,0 Punkte ab. Das eingetrübte Erwartungsklima der Industrie wurde durch den vierten Rückgang des Ifo-Index für Westdeutschland, den schwachen Auftragseingang im deutschen Maschinenbau und das Sechsmonatstief des französischen Insee-Index (96 Punkte) unterstrichen. Bei deutlich weniger Rückenwind von der Zins- und Steuerfront als jenseits des Atlantiks dürfte auch der Konsum (EU-Verbrauchervertrauensindikator im September trotz Besserung minus 9 Punkte) nur geringe Impulse liefern können.

Unter dem Strich bleiben die Unternehmen, wie bereits in der angelaufenen Quartalsberichtssaison erkennbar, auf Sicht mit potenziellen Gewinnbelastungen konfrontiert, auch wenn in der nächsten Periode durch den Basiseffekt gegenüber dem Vorjahr Besserungen anstehen. Ungeachtet der international zunehmenden Entschlossenheit, einer drohenden deflatorischen Entwicklung analog zu Japan entgegenzutreten, und der gegenüber niedrigstrentierlichen Staatsanleihen merklich gestiegenen Bewertungsattraktivität dürfte Zurückhaltung bzw. ein allenfalls sukzessiv gestalteter Einstieg vorläufig die nervenschonendere Verhaltensvariante bei den Dividendenpapieren bleiben.

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