Commerzbank Börsenberichtwoche vom 07.07. bis 11.07.2008

Aufgrund der Rekordinflationsrate von 4% gegenüber dem Vorjahr fürchteten die Märkte, dass die EZB ein Signal für eine weitere Zinserhöhung geben würde. Umso mehr wurde die neutrale Haltung des EZB-Präsidenten Trichets mit Erleichterung aufgenommen. Das Dilemma der Währungshüter wurde durch die Rekordinflationsrate auf der einen Seite und den Dynamikverlust der Wirtschaft auf der anderen Seite verdeutlicht. So befinden sich die Einkaufsmanagerindizes sowohl für das Verarbeitende Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor inzwischen auf Kontraktionsniveau. Auch harte Daten, wie die erneut überraschend rückläufigen Auftragseingänge der deutschen Industrie deuten auf einen Abschwung hin.

Das dürfte sich auch negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken. Zwar ist die Arbeitslosenquote im Juni erneut zurückgegangen, jedoch reagiert der Arbeitsmarkt erst mit deutlicher Verzögerung auf eine konjunkturelle Abkühlung.

Die Daten aus den USA waren in der letzten Woche ebenfalls enttäuschend. Zwar ist der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe wieder knapp über die Marke von 50 Punkten gestiegen, doch trübte sich die Stimmung außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes weiter deutlich ein. Auch der Arbeitsmarktbericht verhieß nichts Gutes. So sank die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft um 62.000 Arbeitsplätze und damit erneut stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote verblieb mit 5,5% auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2004.

Ausblick
Nach der recht ereignisreichen vergangenen Woche stehen in dieser Woche nur wenige bedeutende Konjunkturdaten auf der Agenda. In einigen europäischen Ländern werden Daten zur Industrieproduktion bzw. zur Produktion im verarbeitenden Gewerbe veröffentlicht. Diese sollten den von den Einkaufsmanagerindizes bereits seit Monaten angezeigten Dynamikverlust der Wirtschaft bestätigen. Die Zinsentscheidung in Großbritannien sollte keine Veränderung bringen und somit ebenfalls kein großes Aufsehen erregen. Mehr Aufmerksamkeit als die Ereignisse in Europa sollten die Geschehnisse in den USA erhalten. Dort werden sich US-Notenbankpräsident Bernanke zur Hypothekenkreditvergabe und Fed-Mitglied Lacker zur Lage der US-Konjunktur äußern. Schließlich bleibt mit Spannung abzuwarten, ob sich das Konsumentenvertrauen, das sich bereits auf dem tiefsten Niveau seit 1980 befindet, im Juli noch weiter eingetrübt hat.

Aktienmärkte

Rückblick
Die Furcht vor neuerlichen Abschreibungen im Bankensektor in Kombination mit weiter steigenden Inflationsraten hat in der letzten Woche weltweit zu Kursverlusten an den Aktienmärkten geführt. Höhere Inflationsraten und die damit verbundene Schwankung der Preisniveaus bewirken auf der Unternehmensebene, dass Investitionsentscheidungen unsicherer werden. Das erschwert auch die Vorhersagbarkeit von Unternehmensgewinnen. Insofern ist es nicht überraschend, dass Investoren eine höhere Risikoprämie verlangen als üblich. Gleichwohl liegt die Risikoprämie für deutsche Aktien nach den Kursverlusten der letzten Wochen wieder auf dem Rekordstand von Mitte März. Die Rekordjagd am Ölmarkt, der Anstieg der Inflationsraten, die trüben Konjunkturdaten und nicht zuletzt die politischen Spannungen in Nahost sorgten in der zurückliegenden Handelswoche für erneut schwächere Kurse. Lediglich am Donnerstag gab es eine leichte Entspannung, nachdem die EZB Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen im Jahresverlauf zerstreut hatte.
Ausblick
Für die USA steht eine eher datenarme Woche bevor. Auch in Europa stehen kaum wichtige volkswirtschaftliche Indikatoren auf der Agenda.
Höhere Bedeutung messen wir dem bevorstehenden Auftakt der US-Berichtssaison bei. Nachdem vor zwei Wochen die US-Investmentbanken eine erste Einschätzung zum 2. Quartal gegeben haben, erfolgt am morgigen Dienstag mit Alcoa der inoffizielle Start in die Berichtssaison. Am Freitag folgt General Electric – dem Konzern wird wegen seiner starken Position in vielen Geschäftsfeldern große Beachtung geschenkt. Erst in der Folgewoche treten dann mit gut 50 Unternehmen aus dem S&P 500 auch zahlenmäßig die Unternehmensberichte endgültig in den Vordergrund. Gemäß Zahlen von FirstCall wird mit einem Gewinnrückgang von rund 12% gerechnet. Zu Beginn des Quartals lag die Prognose noch bei -2%. Die Verschlechterung ist allerdings in erster Linie auf den Finanzsektor zurückzuführen.
Kurzfristig belasten die Ausläufer der Subprimekrise und wieder angezogene Credit Spreads die Aktienmärkte. Auch der hohe Ölpreis wird zunächst die Aktienmärkte weltweit weiter in Atem halten. Somit kann man aus unserer Sicht weitere Verluste beim DAX kurzfristig nicht ausschließen. Technisch betrachtet stellt das Jahrestief von
6.168 Pkt. die nächste wichtige Unterstützung dar. Unabhängig hiervon erwarten wir angesichts der attraktiven Bewertung deutscher Aktien in der zweiten Jahreshälfte in einem ersten Schritt eine Normalisierung der Risikoprämien. Auch bei noch zu erwartenden Gewinnrevisionen kann hiermit im ersten Schritt ein Indexpotenzial für den DAX von mind.
7.200 Pkt. abgeleitet werden. Mit einer Entspannung beim Ölpreis und einer Abflachung der Inflationsdiskussion ist mit Blick auf die Gewinnanstiege in 2009 schnell wieder ein Niveau von 7.800 Pkt.

erreichbar.

Rentenmärkte

Rückblick
Nach einer volatilen Kursentwicklung beendeten deutsche Rentenpapiere die vergangene Woche kaum verändert. Zunächst belastete die Rekordinflationsrate im Euroraum den Markt. Unterstützung kam dann vom Einbruch des Einkaufsmanagerindex in Großbritannien. Der überraschende Anstieg des ISM-Indexes für das Verarbeitende US-Gewerbe und höher als erwartet ausgefallene Auftragseingänge in der US-Industrie führte jedoch wieder zu Kursverlusten. Schließlich profitierte der Markt, nachdem die EZB die Erwartungen weiterer Zinserhöhungen gedämpft hatte. Insbesondere kurz laufende Anleihen konnten nach der EZB-Sitzung Kursgewinne verzeichnen, was zu einer leicht ansteigenden Zinsstrukturkurve führte. Am US-Markt waren nach dem enttäuschenden Arbeitsmarktbericht überwiegend Kursgewinne zu verzeichnen.
Ausblick
Die Situation am Rentenmarkt hat sich etwas verbessert. Die Zinserhöhungserwartungen sind etwas zurückgekommen und der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht hat die Konjunktursorgen wieder steigen lassen. Da im Euroraum kaum bedeutende Daten auf der Agenda stehen, wird sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf die Geschehnisse in den USA richten. Die bevorstehenden Reden von US-Zentralbankmitgliedern zur Hypothekenkreditvergabe und zur Lage der US-Konjunktur könnten dem Markt ebenso Unterstützung verleihen wie ein weiter eingetrübtes Verbrauchervertrauen.
Die Publikation wurde von den nachstehenden Anlagestrategen
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Verantwortlich: Dirk Heuser (CIIA-Analyst)
Autoren: Johannes Krick (Dipl.-Volkswirt)
Sascha Peitz (Dipl.-Bankbetriebswirt BA)
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