Commerzbank Börsenbericht: Woche vom 02.06. bis 06.06.2008

Belastet vom Energiepreisanstieg – der die Kaufkraft der Haushalte schmälert – sind die Einzelhandelsumsätze für April in Deutschland deutlich eingebrochen. Negativ zu Buche stand in der letzten Woche auch der überraschende Anstieg der Arbeitslosenzahl in Deutschland.

Zwar bedeutet dies nicht gleich, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt beendet ist, denn die saisonbereinigte Zahl dürfte aufgrund des frühen Ostertermins und des warmen Winters etwas nach unten verzerrt sein. Doch scheint zumindest die Dynamik des Aufschwungs etwas an Fahrt zu verlieren. In den USA war das Bild der vergangenen Woche eher gemischt. So fiel der Rückgang des Verbrauchervertrauens (Conf. Board) überraschend stark aus. Andererseits überraschten die Auftragseingänge für langlebige Güter, insbesondere die Kerngröße (zivile Kapitalgüter ohne Flugzeugbau), positiv und der Chicago Einkaufsmanagerindex sowie das Verbrauchervertrauen (Uni Michigan) wiesen einen leichten Anstieg auf.

Ausblick

Die Zinsentscheidungen von Europäischer Zentralbank und Bank of England an diesem Donnerstag dürften keine Änderung der Leitzinsen ergeben. Aufgrund der Inflationsrate, die im Euroraum auf 4% zustrebt, ist eine Zinssenkung ausgeschlossen. Aber auch eine Zinserhöhung erscheint in den nächsten Monaten wenig wahrscheinlich.

Zwar hat sich die Wirtschaft im 1. Quartal rasant entwickelt, doch ist dies teilweise Sondereffekten wie dem warmen Winter und dem frühen Ostertermin zu verdanken. Zudem weisen neuere Daten wie die Einzelhandelsumsätze in Deutschland in der vergangenen Woche auf eine deutlich langsamere Gangart der Wirtschaft in den nächsten Monaten hin. Außerdem ist das Wachstumsgefälle innerhalb der Währungsunion sehr groß, so stehen Spanien und Italien schon am Rande einer Rezession. Schließlich wirken die andauernden Spannungen am Geldmarkt ohnehin praktisch wie höhere Leitzinsen. In den USA stehen in der kommenden Woche die ISM-Indizes (außerhalb und im Verarbeitenden

Gewerbe) sowie der Arbeitsmarktbericht im Fokus. Beide Indikatoren sollten für einen weiteren Dynamikverlust der Wirtschaft sprechen.

Allerdings sind die ISM-Indizes noch weit von den Niveaus entfernt, die bei den Rezessionen in der Vergangenheit erreicht wurden.

Schließlich werden mit dem PKW-Absatz die ersten harten Daten für den Monat Mai veröffentlicht.

Rückblick

Die starke Kurserholung seit Mitte März stimmt die Pessimisten am Markt weiterhin zurückhaltend. Hingegen erkennen die optimistischen Marktteilnehmer eine Stabilisierungstendenz in den amerikanischen Wirtschaftsdaten der vergangenen Woche. So pendelt der Dax seit Monatsanfang zwischen 7.000 und 7.200 Punkten. Den für einen weiteren Anstieg maßgeblichen Impuls könnte der Ölpreis liefern.

Vorraussetzung ist, dass sich die Situation merklich entspannt. Am Freitag sank der Ölpreis der meistgehandelten Öl-Sorte WTI auf 125 US-Dollar. Eine Woche zuvor notierte er noch auf rund 135 US-Dollar.

Der Dax beschloss die abgelaufene Börsenwoche mit einem Plus von 2,2%. Gefragt waren europaweit die Papiere von Versorgern aufgrund der steigenden Energiepreise, die weiteres Gewinnwachstumspotenzial suggerierten. In Folge verschiedener politischer Statements zur Novellierung des Gesetzes für erneuerbare Energien legten Solarwerte eine rasante Berg- und Talfahrt hin. Fest steht, dass es wohl nicht zu den befürchtet radikalen Einschnitten der Zuschüsse für erneuerbare Energien kommen wird. Die genaue Höhe steht jedoch noch in keinster Weise fest. Abwechselnd positive sowie negative Statements der unterschiedlichen Lager dürften den Sektor daher weiterhin in Atem halten.

Ausblick

Mit dem Nachlassen der Finanzmarktkrise dürften nun die konjunkturellen Risiken sowie die Auswirkungen der gestiegenen Rohstoffpreise auf die Unternehmensgewinne verstärkt in den Vordergrund rücken. Der Einfluss auf die Inputpreise der Unternehmen sowie die Aufrechterhaltung bislang stabiler Margen werden hierbei eine bedeutende Rolle spielen. Zwar konnten die Marktteilnehmer durch einen leichten Rückgang der Rohstoffpreise in der vergangenen Woche ein wenig aufatmen. Der hohe Ölpreis und die Inflationsbefürchtungen stehen jedoch einer kräftigen Aufwärtsbewegung zunächst im Weg.

Das wichtigste Wochenereignis dürfte sowohl für die Renten- als auch für die Aktienmärkte der am Freitag zur Veröffentlichung stehende monatliche US-Arbeitsmarktbericht sein. Zwar erwarten Marktteilnehmer einen leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 5,1%. Diese Zahlen könnten jedoch, sollten sie besser als befürchtet ausfallen, für ein Aufatmen an den Märkten sorgen.

Derzeit gibt es einige Belastungsfaktoren. Einen Rückgang auf die Jahrestiefs halten wir jedoch für sehr unwahrscheinlich. Positive Impulse erwarten wir von weiter sich aufhellenden Konjunkturaussichten in den USA, über die moderaten Bewertungen, attraktive Dividendenrenditen sowie einem deutlich in Fahrt gekommenen Fusions- und Übernahmekarussels bestimmter Branchen. Wir gehen aufgrund der uneinheitlichen Markteinflüsse von einer anhaltend volatilen Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten aus.

Privatanlegern wird die Aktie der HHLA zum Kauf empfohlen.

Rückblick

Das Thema Inflation war der Hauptbelastungsfaktor für die internationalen Rentenmärkte in der vergangenen Woche, die ihren Abwärtstrend fortsetzten. In den USA preist der Markt bereits eine Zinserhöhung in diesem Jahr ein, wie die Terminsätze für 3-Monatsgelder zeigen. Im Euroraum haben sich zumindest die Zinssenkungserwartungen, die bis vor einigen Wochen noch im Markt waren, völlig verflüchtigt. Belastend wirkten auch die besser als erwartet ausgefallenen Auftragseingänge für langlebige Güter in den USA. Am Freitag erhielt der Markt jedoch nochmals etwas Unterstützung von den enttäuschenden Einzelhandelsumsätzen aus Deutschland.

Ausblick

Im Euroraum wird sich der Fokus der Marktteilnehmer in dieser Woche auf die Zinsentscheidung der EZB richten. Somit wird erneut das Thema Inflation eine Rolle spielen. Einen großen Einfluss auf die Kursentwicklung sollte die EZB-Ratssitzung jedoch nur haben, wenn sich Präsident Trichet in seiner anschließenden Erklärung deutlich in eine Richtung – Zinssenkung oder Zinserhöhung – bewegt, wovon wir jedoch nicht ausgehen. Grundsätzlich haben auch die US-Daten, allen voran die ISM-Indizes und der Arbeitsmarktbericht, das Potential, für Kursausschläge am Rentenmarkt zu sorgen, wenngleich die Daten für eine deutliche Erholung schon sehr schlecht ausfallen müssten.

Weitere Kursverluste sind daher nicht unwahrscheinlich, wenn die Daten, wie zuletzt die Auftragseingänge für langlebige Güter, positiv überraschen sollten.

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