Weg aus der Eigenkapitalkrise – Eine Antwort auf Basel II für den deutschen Mittelstand

„Eine höhere Eigenkapitalquote für den breiten Mittelstand ist machbar. Die sofortigen Vorteile für die Unternehmen und darüber hinaus für die gesamte Volkswirtschaft sind: Neuinvestitionen und Wachstum werden wieder finanzierbar.“ Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Bundesverband Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaften (BVI) zur Eigenkapitalproblematik im deutschen Mittelstand.

Das von Börner vorgeschlagene Modell sieht vor, in einem Mittelstandsfonds repräsentativ die mittelständischen Unternehmen der deutschen Volkswirtschaft branchenübergreifend und überregional abzubilden. Unternehmen aus den Bereichen Handel, Handwerk und Industrie sind gleichermaßen vertreten, wie größere und kleinere Unternehmen ab einem Eigenkapitalbedarf von 25.000 Euro. Über den Vertriebsweg der Banken wird nach einem standardisierten Auswahlverfahren, nach Bonität, Branchen, regionaler Verteilung und nach Unternehmensgröße Eigenkapital an mittelständische Unternehmen vergeben.

Durch den Einsatz einer Verbriefungskonstruktion von Aktivwerten einer Bilanz (ABS- Asset Backed Securitisation) werden die Unternehmenstitel am Kapitalmarkt für verschiedene Investorengruppen platziert. Die Platzierung am Kapitalmarkt ist nach Ansicht internationaler Investmentbanken durchführbar. Die Kosten für das Beteiligungskapital liegen bei durchschnittlich 13,25 Prozent für die Unternehmen. Da die Kreditwirtschaft eine bonitätsabängige Bepreisung ihrer Kredite nach Basel II vornimmt, werden die höheren Kosten des Beteiligungskapitals durch einen günstigeren Zins auf das Fremdkapital ausgeglichen.

Der Gesetzgeber ist nun gefordert, die Rahmenbedingungen für die Verwirklichung dieses Modells zu schaffen. Diese Forderung unterstützt auch Stefan Seip, BVI-Hauptgeschäftsführer. Nach gegenwärtiger Rechtslage müssen die Kapitalanlagegesellschaften passen, wenn es darum geht, dem Anleger Investitionsmöglichkeiten im Bereich des Mittelstandes zur Verfügung zu stellen, so Seip.

Seip erklärt weiter: „Unser Anliegen ist nun, die Chancengleichheit im Sinne des Investmentgedankens auf Beteiligungen an mittelständischen Unternehmen zu erweitern und neue attraktive Anlagemärkte zu erschließen.“ So muss sichergestellt werden, dass Kapitalanlagegesellschaften strukturierte Produkte wie ABS erwerben dürfen, die im Rahmen der Mittelstandsfinanzierung zum Einsatz kommen. Weiterhin fordert Seip, die Möglichkeiten der individuellen Portpolioverwaltung und Anlageberatung auch auf „alternative Investments“ zu erstrecken.

Schließlich muss im Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften die Voraussetzungen für die flexible Entwicklung neuen Fondstypen wie Mittelstandsfonds geschaffen werden. Die Entwicklung neuen Fondstypen ist in Deutschland derzeit nur durch ein aufwendiges Gesetzgebungsverfahren möglich, das sich leicht über viele Jahre hinziehen kann. Etablierte Investmentnationen wie zum Beispiel Luxemburg und die Schweiz zeigen aber, dass es anders geht, ohne den Anlegerschutz zu beieinträchtigen.

Auch der DIHK sieht in den Mittelstandsfonds einen praxistauglichen Lösungsansatz des Finanzierungsproblems in Deutschland. Der besondere Charme des „Börner-Modells“ liegt laut Dr. Axel Nitschke, Chefvolkswirt des DIHK, in der Ausrichtung auf den Markt. Deshalb unterstützt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag die BGA-Initiative von BGA-Präsident Börner, so Seip. Gemeinsam mit den anderen Organisationen fordert der DIHK, alle gesetzlichen Herausforderungen für solche innovativen Mittelstandsfonds zu schaffen. Der DIHK wird dazu beitragen, diese neuen Wege der Mittelstandsfinanzierung bekannt zu machen und die Unternehmen umfassend über das Modell zu informieren.

„Das von mir vorgeschlagene Eigenkapitalmodell ist ein Lösungsansatz, um die Eigenkapitalquote im breiten Mittelstand durch den Einsatz moderner Finanzierungsinstrumente zu verbessern“ so BGA-Präsident Börner. „Obwohl es sich überwiegend um leistungsfähige und innovative Unternehmen handelt, scheidet für rund 90 Prozent der Unternehmen der Gang an die Börse aus. Da eine signifikante Erhöhung der Eigenkapitalquote für die meisten Unternehmen aber zukunfts- und wettbewerbsentscheidend ist, brauchen sie einen schonenden, aber dennoch raschen Übergang von der Kredit- zur Marktfinanzierung,“ so Börner abschließend.

Ansprechpartner:
Jürgen Hasler
Leiter der Grundsatzabteilung
Telefon: 030/ 59 00 99 533
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