Commerzbank: Börsenbericht für die Woche vom 05.05. bis 09.05.2008

So haben nach einem schwächeren Start in die Berichtssaison die positiven Gewinnüberraschungen bei den S&P 500 Unternehmen sichtbar zugenommen. Inzwischen liegen mehr als 75% der Quartalberichte vor.

Der Anteil positiver Überraschungen fällt mit rund 63% zwar geringer aus als in den vorangegangenen Quartalen, liegt allerdings noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 58%. Auch hierzulande, wo inzwischen mehr als die Hälfte der DAX-Unternehmen Zwischenergebnisse vorgelegt haben, überwiegen die positiven Überraschungen. Dies ist umso bemerkenswerter, als hiesige Unternehmen durch die Aufwertung des Euro mit zusätzlichem Gegenwind zu kämpfen hatten. Vor dem letzten Wochenende verlieh der unerwartet positive US-Arbeitsmarkt für den Berichtsmonat April den europäischen Aktien neue Impulse.

Durch die Daten festigte sich unter Anlegern der jüngste Eindruck, dass sich die Konjunktur robuster entwickelt als befürchtet. Der Dax weitete daher seine Tagesgewinne am Freitag nach Bekanntgabe des Berichts schlagartig aus und verließ den Handel 1,4% fester bei über 7.000 Punkten. Er notierte damit auf dem höchsten Niveau seit dem 19. Februar 2008 und zog im Wochenverlauf um 2,1% an.

Der EuroStoxx50 stieg binnen fünf Tagen um gut 2%. Amerikanische Dividendenpapiere des S&P 500 Index gewannen im Wochenverlauf 1,2%.

Uneinheitlich entwickelten sich die internationalen Rentenmärkten in der vergangenen Woche. Während deutsche Staatsanleihen in den mittleren und langen Laufzeitenbereichen Kursverluste aufwiesen, konnten kürzer laufende Papiere leicht zulegen. Der für den deutschen Rentenmarkt richtungweisende Bund Future fiel um 26 Basispunkte auf 113,42 Punkte. Die Rendite von 10-jährigen Bundesanleihen stieg um 2 Basispunkte auf 4,20%. Am US-Markt war das Bild umgekehrt. Während die Rendite von 2-jährigen Staatsanleihen um 3 Basispunkte auf 2,45% stieg, rentierten 10-jährige Titel zum Wochenschluss mit 3,86% gegenüber 3,87% eine Woche zuvor.

Stützend auf Rentenpapiere wirkte im Euroraum insbesondere der Rückgang der Inflationsrate. Dieser ist jedoch stark auf den frühen Ostertermin und den damit einhergehenden Preisrückgang für Pauschalreisen im April zurückzuführen. Auch der Wegfall des Effekts der Einführung der Studiengebühren im vergangenen Jahr in Deutschland wirkte sich inflationsdämpfend aus. Somit gibt es noch keine Entwarnung an der Preisfront. Wichtigster Belastungsfaktor für die Rentenmärkte war der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, der diesseits und jenseits des Atlantiks zu deutlichen Kursverlusten führte. Zwar dauert die Schwäche am Arbeitsmarkt damit weiter an, die Dynamik des Abschwungs hat im April jedoch nicht weiter zugenommen, was darauf hindeuten könnte, dass die Talsohle durchschritten ist.

Die mit Spannung erwartete Zinsentscheidung der US-Notenbank brachte das erwartete Ergebnis und hatte keinen merklichen Einfluss auf die Rentenmärkte. Fed-Präsident Bernanke äußerte sich erneut besorgt über die Lage der US-Wirtschaft und des Finanzsystems, allerdings betonte er auch die Inflationsgefahren. Die Fed signalisierte, dass nach den deutlichen Zinssenkungen um insgesamt 325 Basispunkte seit dem vergangenen Sommer nun zunächst eine Zinssenkungspause anstehen könnte, ließ jedoch die Tür für weitere Maßnahmen offen.

Nach den wichtigen US-Konjunkturdaten der vergangenen Woche sollten die in dieser Woche auf der Agenda stehenden US-Daten nicht das Potenzial haben, für deutliche Bewegung am Rentenmarkt zu sorgen.

Allenfalls der ISM-Index (außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes) und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung könnten für etwas Dynamik sorgen. Die Daten zum Immobilienmarkt dürften schlecht bleiben und keine Überraschung bringen. Mit Auftragseingängen, Produktion und Exporten stehen aus Deutschland wichtige Daten rund um die Industrie auf der Agenda. Diese werden zeigen, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal nochmals kräftig gewachsen ist. Allerdings sollten die Zahlen andeuten, dass auch die deutsche Wirtschaft vom starken Euro und dem hohen Ölpreis Gegenwind bekommt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird auf ihrer Sitzung am Donnerstag den Leitzins erneut nicht ändern und bei 4% belassen. Jüngste Äußerungen aus Zentralbankkreisen zeigen, dass die EZB die Gefahr von Zweitrundeneffekten noch immer als sehr hoch ansieht. Damit ist in den nächsten Monaten nicht mit einer Leitzinssenkung zu rechnen. Eine Zinserhöhung erscheint angesichts der andauernden Spannungen an den Geldmärkten allerdings auch unwahrscheinlich. Das Niveau der Geldmarktzinsen entspricht derzeit eher einem Leitzins von 4,75% als dem aktuellen Zinssatz von 4%. Das dürfte neben den sich abzeichnenden Dynamikverlusten der europäischen Wirtschaft ein Grund sein, warum die EZB die Leitzinsen trotz erhöhtem Inflationsdruck nicht erhöhen wird.

In Summe war die vergangene Woche von mehr Optimismus als noch zuletzt gekenn-zeichnet, der sich v. a. aus nachlassenden Rezessionsängsten in den USA, der Hoffnung auf eine baldige Überwindung der Finanzkrise und den außerhalb des Finanzsektors tendenziell robuster als erwarteten Unternehmensergebnissen speist. Wir gehen jedoch unverändert davon aus, dass das Thema „Subprime“

nicht von heute auf morgen ganz von der Agenda verschwunden sein wird, sondern immer wieder mal für Bewegung sorgen dürfte. Zudem signalisieren die Einkaufsmanagerindizes nun auch für Deutschland eine nachlassende Dynamik, die sich über kurz oder lang in den Unternehmensergebnissen zeigen sollte.

Andererseits dürften die jüngsten Kursavancen prozyklische Anschlusskäufe nach sich ziehen, zumal Aktien im Vergleich zu anderen Anlageformen noch immer moderat bewertet sind. Auch begünstigt das gegenwärtige Stadium im Konjunkturzyklus eine Anlage in Aktien. Die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ könnte sich daher in diesem Jahr als die falsche Strategie erweisen. Nachdem die Kursentwicklung in diesem Jahr konträr zum langfristigen Muster verlief, ist für die Sommermonate mit einer freundlichen Kursentwicklung zu rechnen.

Angesichts der niedrigen Dotierung von Dividendentiteln in den Portfolios besteht durchaus Nachholbedarf bei Aktien. Nach der recht dynamischen Erholung seit den Tiefständen im März sollte allerdings eine zunächst etwas gemächlichere Gangart nicht verwundern. Technisch betrachtet hat sich mit dem Bruch der Widerstandsmarke von 7.000 Punkten die Lage für den Dax weiter aufgehellt, obgleich hier keine generelle Entwarnung gegeben werden kann. Dazu müsste die Widerstandszone, die derzeit bis in den Bereich von 7.100 Punkten geht, nachhaltig übersprungen werden, was diese Woche durchaus nicht einfach werden dürfte. Ein Rückschlag unter die 7.000 Punkte-Marke sollte einkalkuliert werden, was jedoch nichts am positiven Umfeld ändert. Privatanlegern wird die Aktie von Linde zum Kauf empfohlen.

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