Commerzbank: Börsenbericht für die Woche vom 28.04. bis 02.05.2008

Der Dax verbesserte sich auf knapp 6.900 Zähler und notierte damit knapp über dem Niveau der Vorwoche, jedoch wurden Investoren im Wochenverlauf mit häufig wechselnden Stimmungen konfrontiert. So kompensierten negative Makrodaten die in Summe eher positiven Impulse von Unternehmensseite.

Auch an der Wall Street zeigten sich die Kurse resistent gegen schlechte Nachrichten. In der abgelaufenen Woche sank der Dollar zum Euro zwischenzeitlich auf ein Rekordtief, der Ölpreis erklomm neue Höhen, das nach Börsenwert größte US-Kreditinstitut Bank of America stellte nochmals 5 Mrd. Dollar für Kreditverluste zurück, die Zahl der Neubauverkäufe fiel auf das tiefste Niveau seit 17 Jahren, das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen war so gering wie seit 26 Jahren nicht mehr – und der S&P 500 lag am letzten Freitag etwa 0,5% über dem Schlussstand der Vorwoche. Im Handel wird dies als Indiz gewertet, dass der Tiefpunkt des Marktes bald erreicht ist. Zudem beginnen die Steuerbehörden Anfang Mai, an 90% der US-Haushalte durchschnittlich jeweils 1.500 bis 1.800 Dollar an Abgaben zurückzuzahlen. Die Erstattungen erreichen ein Volumen von insgesamt 115 Mrd. Dollar.

Die vergangene Woche endete erneut mit Kursverlusten an den internationalen Staatsanleihemärkten. Der für den deutschen Rentenmarkt richtungsweisende Bund Future verlor 73 Basispunkte auf 113,51 Punkte. Die Rendite von 10-jährigen Bundesanleihen stieg leicht um 4 Basispunkte auf 4,18%. Am US-Rentenmarkt waren deutlich größere Kursverluste zu verzeichnen. So rentierten 10-jährige US-Staatsanleihen zum Wochenschluss mit 3,87% gegenüber 3,71% eine Woche zuvor.

Belastet wurden Rentenpapiere insbesondere durch nachlassende Zinssenkungserwartungen. An den Märkten scheint sich die Meinung durchgesetzt zu haben, dass das Ende des US-Zinssenkungszykluses bald bevorsteht. Im Euroraum kamen nach „hawkischen“ Äußerungen aus EZB-Kreisen zwischenzeitlich gar Zinserhöhungserwartungen auf, die sich nach den enttäuschend ausgefallenen Stimmungsindikatoren allerdings relativierten. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Euroraum war deutlich stärker als erwartet gefallen und wies im April den niedrigsten Stand seit August 2005 auf. Auch wenn sich der Index noch immer knapp über der 50 Punktemarke bewegt, und somit noch auf eine Expansion im Sektor hinweist, werden die Zeichen einer nachlassenden Dynamik im Euroraum immer deutlicher. Auch in Deutschland beginnt sich das Sentiment einzutrüben. Der ifo-Geschäftsklimaindex wies nach drei Anstiegen in Folge wieder einen deutlichen Rückgang auf. Die Konjunkturdaten aus den USA fielen gemischt aus. Die Daten vom US-Immobilienmarkt zeigen, dass eine Entspannung der Lage noch nicht in Sicht ist und das Verbrauchervertrauen (Uni Michigan) wurde, nachdem schon die vorläufigen Zahlen eine deutliche Stimmungseintrübung im April zeigten, noch weiter nach unten revidiert.

Die Auftragseingänge für langlebige Güter, die ein wichtiger Indikator für die Investitionstätigkeit sind, sind im März deutlich gefallen. Allerdings ist dieser Rückgang großteils auf einen Streik in der Automobilzulieferindustrie zurückzuführen. Die Arbeitsmarktdaten überraschten allerdings positiv und belasteten den Rentenmarkt.

In dieser Woche sind es insbesondere die Ereignisse in den USA, die in den Fokus rücken. Allen voran die Zinsentscheidung der Fed. Am Markt hat sich mittlerweile die Meinung durchgesetzt, dass die Zeit der massiven Zinssenkungen vorbei ist und die Fed das Tempo drosselt.

Die Fed dürfte am Mittwoch den Leitzins nach den starken Zinssenkungen der vergangenen Monate nur um 25 Basispunkte auf dann 2,00% zurücknehmen. Da die konjunkturelle Schwächephase jedoch noch nicht ausgestanden ist und die Geldmarktsätze zeigen, dass auch die Krise an den Finanzmärkten noch nicht vorüber ist, dürften weitere Zinsschritte folgen, wenngleich Fed-Präsident Bernanke die Sorgen über die unangenehm hohe Inflationsrate betonen wird. Neben der Zinsentscheidung stehen mit dem ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe, dem Arbeitsmarktbericht, Einkommen und Ausgaben der privaten Haushalte weitere wichtige Veröffentlichungen in den USA auf der Agenda. Diese werden einen tieferen Einblick in die konjunkturelle Situation der größten Volkswirtschaft der Welt geben. Im Euroraum werden die Inflationsdaten im Mittelpunkt des Interesses stehen. Nach dem Rekordhoch von 3,6% im März, dürfte der Preisdruck im April wieder etwas nachgelassen haben. Die Gefahr negativer Überraschungen bleibt allerdings hoch. Zudem werden die Stimmungsindikatoren (ESI, Unternehmensvertrauen, Verbrauchervertrauen) in den Blickpunkt rücken. Diese sollten, ebenso wie der Einkaufsmanagerindex in der vergangenen Woche, für die nachlassende Dynamik der Wirtschaft sprechen. Zumindest in den USA sollten die Daten die stark zurückgedrängten Zinssenkungserwartungen wieder etwas beleben und zu einem steileren Verlauf der Zinsstrukturkurve führen. Im Euroraum könnte ein Rückgang der Inflationsrate, was die reale Verzinsung von Rentenpapieren erhöhen würde, zu Kursgewinnen führen.

Die Hoffnungen auf positive Impulse für die internationalen Aktienmärkte ruhen kurzfristig in erster Linie auf den Unternehmensveröffentlichungen. In den USA stehen mehr als 130 Berichte aus dem S&P 500 auf der Agenda, darunter Procter&Gamble sowie Chevron. Auch in Europa und speziell in Deutschland nimmt die Berichtssaison kommende Woche verstärkt Fahrt auf. Aus Deutschland berichten immerhin 9 DAX-Werte. Damit dürfte der grundsätzliche Trend der Q1-Berichtssaison am Ende der kommenden Woche bereits weitgehend feststehen. Zum Auftakt überwogen aus deutscher Sicht die positiven Veröffentlichungen, wenngleich sich einzelne Molltöne in die Berichte mischten. Die deutschen Unternehmen spüren derzeit noch wenig vom rauer werdenden konjunkturellen Umfeld. Allerdings bleibt es fraglich, wie lange diese Abkopplung aufrecht erhalten werden kann, weshalb die entscheidende Komponente der Ausblick auf das laufende Jahr sein wird.

Wie in jedem Jahr stellt sich auch 2008 die traditionelle Frage, ob „sell in may“ eine adäquate Handlungsempfehlung darstellt. Zwar erscheint in der laufenden Woche ein Angriff auf die 7.000-Punkte-Marke mit Unterstützung durch positive Meldungen von Unternehmensseite durchaus vorstellbar. Für kurzfristig weitere deutliche Anstiege fehlt es in den kommenden Handelstagen aber sehr wahrscheinlich an fundamentalen Treibern. Dennoch sollten vor allem im Hinblick auf ein deutlich stärkeres 2. Halbjahr weiter selektive Aktienkäufe im Fokus stehen – und kein „sell in may“.

Auch aus technischer Sicht ist zunächst mit weiteren Kursavancen bis etwa 7.000 Punkten zu rechnen, wo derzeit ein Widerstand verläuft. Sollte diese Marke übersprungen werden, lautet das nächste Kursziel 7.250 Punkte – dafür müssen aber die Konjunktur- und Unternehmensdaten ein weiterhin positives Umfeld schaffen. So lange dies nicht eindeutig klar ist, bleibt eine volatile Seitwärtsbewegung mit der technischen Tendenz nach oben das wahrscheinlichste Szenario.

Privatanlegern wird die Aktie der HHLA zum Kauf empfohlen.

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