Ausgelernte erhalten bei Arbeitgeberwechsel mehr

Ausgelernte Fachkräfte, die nach der dualen Berufsausbildung den Lehrbetrieb verlassen und zu einem neuen Arbeitgeber wechseln, profitieren im Durchschnitt mit einem Lohnaufschlag von 0,6 Prozent.

Vor allem zahlt sich das in Österreich, Deutschland und der Schweiz gängige und parallel gestaltete Ausbildungskonzept in Betrieb und Berufsschule für Abiturienten mit Lehrabschluss aus. Einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nach können Abiturienten mit Lehrabschluss im Schnitt mit 4,5 Prozent höheren Lohnaufschlägen rechnen. Das ZEW hält jedoch fest, dass dies keine Garantie ist.

„Die Einschätzung der höheren Lohnaufschläge bei Ausgelernten, die den Betrieb wechseln, teile ich. Dennoch ist dies teils sehr stark vom Grad der Spezialisierung des Berufs abhängig und daher nicht zu verallgemeinern“, erklärt Bildungsexperte Felix Rauner vom Institut für Technik und Bildung der Universität Bremen im Gespräch mit pressetext. Dem Insider nach können sehr spezialisierte Berufe bei einem Arbeitgeberwechsel auch schnell zu Lohnabschlägen führen. „Daher ist es wichtig, dass eher breitbrandige Berufe geschaffen werden. Das ist ein Vorteil für die Flexibilisierung des modernen Arbeitsmarkts.“

Die Untersuchung bezieht sich auf Lohninformationen von 50.000 Fachkräften am Ende ihrer Ausbildung und zu Beginn ihrer ersten Beschäftigung als Fachkraft in Deutschland. Im Zuge der Auswertung der Daten kommen die Fachleute zu dem Ergebnis, dass die Produktivität der angehenden Fachkräfte auch in anderen Betrieben hoch ist. Der Unternehmenswechsel nach der Ausbildung bietet sich daher in vielen Fällen an. Junge Fachkräfte mit Abitur profitieren um so mehr davon. Dass vor allem viele Abiturienten mit abgeschlossener Berufsausbildung überdurchschnittlich verdienen können, führt das ZEW auf den hohen Wettbewerb zurück.

„Die meisten Abiturienten werden nach ihrer Ausbildung von den Unternehmen umworben. Denn ein anschließendes Studium stellt auch attraktive Alternativen dar“, so ZEW-Forscher Thomas Zwick gegenüber pressetext. Die Betrachtung der einzelnen Berufsgruppen zeigt, dass sich insbesondere Ausgelernte in kaufmännischen Berufen sowie Handelsberufen durch einen Arbeitgeberwechsel finanziell besser stellen. Die erzielten Lohnaufschläge betragen in diesen Tätigkeitsbereichen im Schnitt 3,2 Prozent. In industriellen Berufen wirkt sich ein Wechsel nachteilig aus. Die Beschäftigten erhalten im Schnitt 2,4 Prozent weniger.

Die Wirtschaftsfachleute führen diesen Umstand darauf zurück, dass ein Wechsel nach der Lehre in Industrieberufen eher unüblich ist. Wechsler sind bis zu einem gewissen Grad stigmatisiert, wenn sie durch ihren Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurden. Andererseits wird vermutet, dass die spezifischen, häufig stark auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Ausbildungsinhalte den Lohnabschlag bewirken. Hierbei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die Lohnaufschläge nach der Ausbildung recht hoch sind. Demnach sind Wechsler in dieser Berufsgruppe nur relativ benachteiligt, meint Zwick abschließend.

Die ZEW-Untersuchung „Good Occupation – Bad Occupation? The Quality of
Apprenticeship Training“ steht als PDF unter ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp09024.pdf zur Verfügung.

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Florian Fügemann pressetext.deutschland

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