LKW-Überholverbot lohnt sich erst ab 2.000 Fahrzeugen pro Stunde

Auf dem Weg in ein neues Verkehrszeitalter

Wer in einen Stau gerät, verliert nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch Nerven. RUB-Forscher Dr. Jochen Harding ist es nun gelungen, den Verkehrsfluss auf Autobahnen so realistisch zu simulieren, dass man ihm genau auf die Schliche kommt. Sein Modell erlaubt eine kostengünstige Bewertung sämtlicher Szenarien (außer Unfällen) und lässt sich nutzen, um die Verkehrssituation mit gezielten Maßnahmen frühzeitig zu planen und zu testen. Lästige Staus könnten vielleicht bald der Vergangenheit angehören. Dr. Harding, der am 21.6. promoviert wurde, ist der 500. Doktorand der Fakultät für Bauingenieurwesen. Die erste Promotion im Januar 1969 befasste sich mit Spannungszuständen in Hohlzylindern.

Erfolg für die Fakultät für Bauingenieurwesen

Kontinuierlich mit der Entwicklung der Computertechnik hat die Fakultät für Bauingenieurwesen ihr Themenspektrum erweitert und mit neuen Anwendungsbereichen interdisziplinär ausgerichtet sowie ihre Auslandsbeziehungen gefestigt. Durchschnittlich werden pro Jahr 17 Promotionsverfahren an der Fakultät erfolgreich abgeschlossen. Harding, ihr 500. Jubiläumsdoktorand, profitierte von einem einsemestrigen Studienaufenthalt in Großbritannien und einer 18-monatigen Tätigkeit als Verkehrsingenieur in den USA.

Willkürliches Fahrverhalten

In seiner Dissertation entwickelt der frisch gebackene Dr. Harding ein Modell zur Simulation des Autobahnverkehrs, das nahezu alle Handlungsmöglichkeiten darstellen kann. Mit einem Ansatz aus der Wahrscheinlichkeitstheorie, der so genannten Fuzzy-Logik, gelingt es ihm sogar, unberechenbares und unverständliches Autofahrerverhalten zu simulieren; dieses ist oft ein Grund für eine Stauentwicklung. Das Computermodell gibt damit ein exaktes und realistisches Bild der Verkehrssituation wieder.

Unfälle werden nicht berücksichtigt

Unfälle erfasst Hardings Programm nicht. Es ist aber möglich, die Abstände zwischen den fahrenden Fahrzeugen und das Wechseln der Fahrstreifen nachzuvollziehen. Sogar Baustellen lassen sich einbauen, beispielsweise indem man eine Fahrspur sperrt. Das Modell kann Zufälligkeiten des täglichen Verkehrs simulieren. Vorhergehende Vergleichsmessungen im fließenden Verkehr stellen sicher, dass das Modell funktioniert. In der Praxis bewährt hat sich Hardings Programm bereits in einem Gutachten der Bochumer Fakultät zum LKW-Überholverbot für das NRW-Verkehrsministerium. Darin zeigt sich, dass sich ein solches Verbot nur ab einer Verkehrsstärke von 2.000 Fahrzeugen pro Stunde lohnt.

Weitere Informationen

Dr.-Ing. Jochen Harding, Lehrstuhl für Verkehrswesen (Prof. Dr.-Ing. Werner Brilon), Tel. 0234/32-27571, E-Mail: Jochen.Harding@rub.de

Media Contact

Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

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