Europäischer Führerstand für Züge

Siemens hat für den einheitlichen Lokführerstand der Zukunft zwei Zugstrecken im Virtual-Reality-Labor abgebildet. Zusätzlich baute ein Konsortium eine Kabine, mit der künftig alle Lokführer der Europäischen Union zurechtkommen sollen. Bisher müssen an den Grenzen die Loks und meist auch die Fahrer gewechselt werden. Der Fahrdemonstrator wurde von 38 Lokführern aus sechs Ländern getestet.

Zündschlüssel drehen und los geht’s: Auto- und auch Lastwagenfahrer kommen mit fast jedem Modell auf Anhieb zurecht, weil sie die wichtigsten Bedienelemente immer an derselben Stelle finden. So leicht haben es die Lokführer der europäischen Bahnbetreiber nicht.

Darum muss heute noch häufig an den Staatsgrenzen wegen unterschiedlicher Standards der Triebzug ausgewechselt werden – und der Fahrer gleich mit. Das ist für die geplanten europaweiten Hochgeschwindigkeitstrassen ein undenkbares Szenario. Deshalb haben Europas Zughersteller das von der EU geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt „European Driver`s Desk“ (EUDD) ins Leben gerufen. In dem Projekt entsteht der Prototyp eines einheitlichen Führerpultes für den kompletten grenzüberschreitenden Zugverkehr.

Aus Sicherheits- und Kostengründen kommen Testfahrten auf einer echten Lokomotive nicht in Frage. Das Konsortium hat deshalb einen Demonstrator für Probefahrten mit dem neuen Zug-Cockpit entwickelt. Die Kabine stammt von Bombardier, von Siemens die Leittechnik und das Modell zweier Strecken im Computer. Programmiert wurde die Tauernstrecke, für die ICE-Strecke Kassel-Würzburg wurden die Daten der Deutschen Bahn aufbereitet. Fast 40 Lokführer aus sechs Ländern haben den Führerstand der Zukunft im Virtual-Reality-Labor von Siemens in München-Perlach getestet. Der Versuchsaufbau bot dafür die perfekte Illusion: Signal auf Grün, Hebel auf Beschleunigung und schon zog die Landschaft vorbei. Bahnhöfe, Signalanlagen, Strommasten, Berge und Bäume – alles war mit großer Liebe zum Detail abgebildet. Drei Videoprojektoren warfen das Bild auf eine 180 Grad-Leinwand. Sogar die Geräuschkulisse war von echten Lokomotiven.

Die Lokführer füllten anschließend Fragebögen aus, anhand von Videoaufzeichnungen und der Daten des Fahrtenschreibers gewannen die Projektpartner weitere Erkenntnisse. Die Lokführer äußerten sich durchweg positiv darüber, dass sie erstmals in eine Neuentwicklung eingebunden wurden. Sie lobten unter anderem die verschiebbare Sonnenblende, die vergrößerte Fußnische und die höhenverstellbare Tischfläche, die aufgrund der reduzierten Anzahl der Bedienelemente aufgeräumt wirkt.

Media Contact

Dr. Norbert Aschenbrenner Siemens NewsDesk

Weitere Informationen:

http://www.siemens.de/newsdesk

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik

Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer