Wenn der Postmann nicht mehr klingelt

Der Tower24: Ein automatisches Lager- und Abholsystem für den Internethandel. Einer seiner Vorteile: Auch frische Waren können eingelagert werden. ©SSI Schäfer Noell GmbH

Trotz zahlreicher Pleiten entwickelt sich das Geschäft im Internethandel gut. Über 32 Mrd. Euro wurden EU-weit im aktuellen Geschäftsjahr umgesetzt. Ein wesentlicher Punkt für den Erfolg ist eine effektive Lösung für die letzte Meile. Denn die großen und kleinen Pakete müssen zuverlässig beim Kunden ankommen. Eine Möglichkeit ist der Tower24. Am 13. März 2003 nimmt er seinen offiziellen Betrieb auf. Nun können alle Internetkäufer der Region Dortmund von der automatischen Abholstelle profitieren. Bei Lieferung klingelt nicht mehr der Postmann, sondern das Handy oder der Computer.

Zu jeder Tages- und Nachtzeit bestellt, erwartet der Kunde die Waren schnell und ohne hohe Zusatzkosten daheim auf den Tisch. Im Jahr 2002 wurden in Deutschland über 1,5 Mrd. Standard- und Expresspakete ausgeliefert. Ein Teil davon stammt aus dem Internethandel – Tendenz steigend. Das Problem bei herkömmlichen Lieferungen: Oft ist der Kunde nicht zu Hause, wenn der Postmann klingelt. Zentrale Abholstellen mit flexiblen Öffnungszeiten rund um die Uhr etablieren sich als Alternativen, beispielsweise die Packstationen bei der Post, Schließfachsysteme in Wohnanlagen oder Bahnhöfen.

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund und die SSI Schäfer Noell GmbH aus Giebelstadt haben mit dem Tower24 eine automatische Lager- und Abholstelle geschaffen, die Kunden und Lieferanten Vorteile bietet: Einen einfachen Zugang; ein einfaches aber sicheres Log-in-System. Zudem hat der Turm zwei Temperaturzonen: einen Bereich mit Normaltemperatur und einen Frischebereich mit zwei bis sieben Grad. Dort können Obst und Gemüse problemlos einen Tag gelagert werden. Ein wichtiges Argument für das ortsansässige Kaufhaus Konze, um sich am Internethandel zu beteiligen. „Die meisten Abholsysteme können keine frischen Waren aufnehmen“, erklärt Anke Jaspers vom IML. „Der Tower24 hat ein natürliches Kühlsystem, denn er ragt etwa vier Meter tief in den Boden. Wie ein Keller nutzt er die Isolation durch das umgebende Erdreich“. Egal ob der Kunde frische Eier, Butter, Bier, CDs, Bücher oder Kleidung bestellt – abholen kann er alles am Tower24.

Insgesamt fasst der vier Meter dicke und zehn Meter hohe Turm 200 Standardbehälter mit einer Größe von 60 mal 40 Zentimeter Grundfläche, in denen zwei Kisten Sekt oder Wein Platz haben. Diese Kunststoffkisten sind leicht, lassen sich gut automatisch transportieren und sind einfach zu reinigen.

Damit reibungslos ein- und ausgeladen werden kann, arbeitet ein Regalbediengerät im Inneren des Turms. Das Fördersystem ist fest im Boden verankert und kann sich in einer Drehbewegung sowohl horizontal als auch vertikal bewegen. Ein Greifer schiebt sich wie ein Brett unter den jeweiligen Behälter und transportiert ihn in die Mitte. Von dort aus kann jedes der Lagerfächer innerhalb kürzester Zeit erreicht werden. Sobald der Lieferant oder Kurierfahrer die Waren im Tower deponiert, werden sie mittels Barcode erfasst und identifiziert. Diese Meldung geht an das Steuersystem. Es wählt im Bruchteil von Sekunden ein freies Fach, das dann automatisch angesteuert wird. Gleichzeitig erhält der Kunde eine Nachricht – per SMS aufs Handy oder per Mail an den Computer. Dabei erfährt er eine PIN-Nummer, mit der er sich am Tower einloggen kann, um als rechtmäßiger Besitzer seine Waren abzuholen.

Ist die Ware geliefert und abgeholt, bezahlt der Kunde – entweder mit EC-Karte am Terminal oder per Rechnung. Gegenwärtig testen ausgewählte Mitarbeiter des Dortmunder Technologiezentrums, ob das Konzept hält, was es verspricht. Die Nutzerstimmen sind positiv. Ab dem 13. März 2003 startet der offizielle Betrieb des Tower24.

Pressetermine: „Das Projekt Tower24“

13. März 2003, 10.00 bis 11.00 Uhr, Harald Schartau – Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen – startet offiziell den „Tower24“ Fraunhofer IML/Dortmund.

13. März 2003, 17.00 Uhr Pressekonferenz Raum 107, Convention Center der Deutschen Messe, Hannover.

Ein zwei Meter hohes Tower24-Modell ist auf dem IBM-Stand, Halle 4 Stand A04/A12 Demo-punkt H.08 CeBIT Hannover zu sehen.

Ansprechpartner:
Anke Jaspers
Telefon 02 31/97 43-2 23
Telefax 02 31/97 43-2 15
Email: jaspers@iml.fraunhofer.de

Thomas Bone
Telefon 02 31/97 43-1 14
Email: bone@iml.fraunhofer.de

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
Joseph-von-Fraunhofer-Straße 2-4
44227 Dortmund

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Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

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