Rostocker Forscher entwickeln neue Verfahren zur Reduktion von Emissionen

Dr. Jörg Burgstaler, Dr. Denny Wiedow unbd Professor Norbert Kanswohl (v.r.) werten im Biogaslabor umfangreiches Datenmaterial aus. Foto (Uni Rostock/ T. Rahr)

Wissenschaftler der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock suchen gemeinsam mit Forscherkollegen und Unternehmern von drei Kontinenten nach kompakten Lösungen gegen den Ammoniak-Ausstoß. Die Zeit drängt: Deutschland muss den Ausstoß von Ammoniak bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2005 um 29 Prozent vermindern und hat damit im Vergleich zu den anderen EU-Ländern die höchste Last zu schultern. Dies geht aus der Novellierung der Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe (NEC-Richtlinie) hervor.

Der größte Teil der Ammoniakemissionen kommt aus der Landwirtschaft. Wer auf dem Land wohnt, kennt den typischen Gülle-Geruch. Ursache dafür ist vor allem der Ammoniak, ein farbloses Reizgas und einer der Luftschadstoffe, die die Ökosysteme belasten. Die Umweltprobleme der Tierhaltung und ihre „Nebenwirkungen“ beschäftigen seit Jahren die Wissenschaft, aber auch die Politik. Andererseits leistet die Tierhaltung einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung im ländlichen Raum.

Bereits im Herbst dieses Jahres wollen Wissenschaftler und Unternehmer aus der Türkei, Chile, Norwegen und Deutschland unter Federführung der Uni Rostock sowie von Norbert Rossow vom Planungsbüro Rossow Gesellschaft für Versorgungstechnik GmbH (PRV) mit der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Aufbereitung von organischen Abfällen aus der Landwirtschaft beginnen. „Oberstes Ziel ist eine wesentliche Emissionsreduzierung“, betont Prof. Norbert Kanswohl, der eine Professur für Agrartechnologie und Verfahrenstechnik an der Uni Rostock innehat und das internationale Forschungsprojekt gemeinsam mit PRV vorbereitet.

Das Forscherteam hat bereits eine Bestandsaufnahme über aktuelle Trends zur Verfahrensentwicklung in der Bioenergie vorgenommen. Dabei blicken die Rostocker Wissenschaftler weit über den eigenen Tellerrand hinaus. In der Türkei (Izmir) ist ein Innovationskongress mit Unterstützung der dortigen Industrie-und Handelskammer in Vorbereitung. Parallel dazu wird es internationale Projekte zur Gülleaufbereitung in Irland und Großbritannien mit der Dubliner Gesellschaft Farmgas Ltd. geben.

Die Emission von Ammoniak (NH3) führt über den Eintrag von Stickstoff zur Eutrophierung naturnaher Ökosysteme. Das heißt, sie sind mit Nährstoffen überfrachtet. Durch weitere Umsetzungsprozesse führt dies zur Bodenversauerung, Grundwasserbelastung und zur indirekten Emission von Lachgas (N2O). „Die Emission von Ammoniak verursacht außerdem Feinstaubbildung und gefährdet damit auch die menschliche Gesundheit“, betont Kanswohl. Der Wissenschaftler verweist zudem darauf, dass Kohlenstoffdioxid-Emissionen langfristig zu einer Veränderung des Klimas führen.

Alle bisherigen Maßnahmen reichen noch nicht aus, um die geplanten Reduktionsziele zu generieren. Deshalb müssen neue Technologien entwickelt werden, um Wirtschaftsdünger effektiver nutzbar zu machen. Prof. Kanswohl macht deutlich: „Wenn Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft zuerst in einer Biogasanlage gemeinsam mit Landschaftspflegeschnitt oder Bioabfällen genutzt wird, reduziert dies die Emissionen im Vergleich zu einer sofortigen Ausbringung auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche“. Weiterhin können durch eine gezielte Behandlung der organischen Reststoffe aus der Landwirtschaft beispielsweise mittels Ultraschall die Emissionen aus diesen Stoffen weitgehend vermieden werden. Das Emissionsrestpotenzial wird so auf ein umweltrelevantes Niveau reduziert. Das Ammoniak wird umgewandelt und die Reststoffe zu einem hochwertigen organischen Dünger.

Entsprechende Untersuchungen sind Bestandteil der nächsten Forschungsprojekte im internationalen Kontext mit Partnern aus der Region und in Zusammenarbeit mit der Professur Agrartechnologie und Verfahrenstechnik unter Leitung von Norbert Kanswohl.
Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Universität Rostock
Prof. Dr. Norbert Kanswohl
Professur für Agrartechnologie und Verfahrenstechnik
Tel.: 0381 / 498-3345
Fax.:0381 / 498-3321
norbert.kanswohl @uni-rostock.de

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