Normen beschleunigen die technische Entwicklung und fördern die internationale Wettbewerbsfähigkeit


Normen mindestens so wichtig wie Patente / Volkswirtschaftlicher Nutzen beträgt rund 1 Prozent des Bruttosozialprodukts / Bedeutender Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit

Normen wirken sich positiv auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland und dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit aus. Dies zeigt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe, und der Technischen Universität Dresden. Auftraggeber waren das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN), Berlin, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, die Normungsinstitute Österreichs und der Schweiz sowie verschiedene Unternehmen.

Um den gesamtwirtschaftlichen Nutzen der Normung zu bestimmen, haben die Fraunhofer-Wissenschaftler für den Zeitraum von 1960 bis 1996 zusätzlich zu den Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit den Beitrag des Bestandes an erteilten Patenten, den Beitrag der Ausgaben der deutschen Wirtschaft für ausländische Lizenzen und den Beitrag des Bestandes an Normen und technischen Regeln zum wirtschaftlichen Wachstum im Unternehmenssektor berechnet. Dabei zeigt sich, dass die Normen über den gesamten Zeitraum gerechnet zu rund ein Drittel zum Wirtschaftswachstum beitragen. Das entspräche für das Jahr 1998 über 30 Milliarden Mark. Dies bestätigt bisherige volkswirtschaftliche Schätzungen, die von einem Nutzen der Normung in Höhe von ein Prozent des Bruttosozialprodukts ausgehen. Dagegen muss der in früheren Studien postulierte Nutzenanteil von ein Prozent am Umsatz der Unternehmen aufgrund der Ergebnisse der Befragung der TU Dresden, an der über 700 Unternehmen – darunter 400 deutsche – teilgenommen haben, revidiert werden.

Die Berechnungen machen deutlich, dass die Normen für das Wirtschaftswachstum mindestens genauso wichtig sind wie Patente. Denn für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist nicht allein das Potenzial an vorhandenen Innovationen von Bedeutung, sondern insbesondere deren Verbreitung. Hier spielen die Normen eine entscheidende Rolle. Sie wirken wie Katalysatoren, welche die Diffusion der Innovationen in den Markt ermöglichen.

Zudem konnten die Wissenschaftler des Fraunhofer ISI einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen den Patentanmeldungen und dem Output an technischen Regeln feststellen. In innovativen Feldern werden deutlich stärker neue Normen entwickelt als in weniger innovativen. Das deutsche Normenwesen orientiert sich demnach an den Bedürfnissen des technischen Wandels.

Technische Normen wirken sich ferner positiv auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands aus. Es zeigt sich, dass besonders exportintensive Branchen überdurchschnittlich stark normen. Insbesondere internationale Normen können Vorteile im weltweiten Technologiewettlauf sichern und so das nationale Innovationssystem stärken, so die Erkenntnis der Forscher. Der Bestand an Normen und technischen Regeln ist zumindest bei einem Drittel der untersuchten bilateralen Handelsbeziehungen ein Erklärungsfaktor für die positive Außenhandelsbilanz. Die Analysen ergeben zudem, dass nationale Normen keine Importbarrieren darstellen.

Die Wissenschaftler raten daher, sich noch stärker an den europäischen und internationalen Normungsprozessen zu beteiligen. Zudem empfehlen sie, die europäischen und internationalen Regularien umfassend in den nationalen Normenbestand zu übernehmen. Damit ist zum einen den Exporteuren geholfen, die bei der Ausfuhr von Waren dann weniger mit Schnittstellen- und Kompatibilitätsproblemen zu kämpfen haben. Zum anderen profitieren die Importeure und Konsumenten von einer breiteren Auswahl von Produkten und genormten Gütern.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotentiale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationsspolitik.

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Dipl.-Phys. Gerhard Samulat

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